Nach dem durch die beiden Sport-Großereignisse Fußball-EM und Olympia geprägten Sommer ist für die TV-Sender im September wieder der Alltag eingekehrt. Das heißt auch: Die außergewöhnliche Konkurrenz kann nun nicht mehr als Entschuldigung für das eigene schwache Abschneiden herhalten. Stattdessen gilt es nun wieder, die Schwachstellen im eigenen Programm zu suchen - und da hat derzeit vor allem ProSiebenSat.1 alle Hände voll zu tun.
Die drei großen Sender der Gruppe verpatzten nämlich allesamt ihren Start in die neue TV-Saison. Beginnen wir mal mit Dauersorgenkind Sat.1: Den vierten Monat in Folge gelang es nicht, über einen einstelligen Marktanteil hinaus zu kommen. Nur 9,6 Prozent wurde bei den 14- bis 49-Jährigen erzielt, das waren 1,3 Prozentpunkte weniger als im September vergangenen Jahres. Auch beim Gesamtpublikum hat sich Sat.1 inzwischen im einstelligen Bereich festgesetzt: Mehr als 9,3 Prozent Marktanteil waren nicht drin, hier fiel der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr mit -1,5 Prozentpunkten sogar noch deutlicher aus.
Nicolas Paalzow übernimmt den Sender also in einer denkbar schwierigen Situation. Die Experimente der letzten Monate am Nachmittag und Vorabend haben bislang keine Besserung gebracht, im Gegenteil: Die Lage hat sich eher noch verschlimmert. Auch "Land sucht Liebe" taugt bislang nicht zum Vorabend-Retter. Dazu kommt noch, dass mit "Auf Herz und Nieren" eine der neuen Sat.1-Serien völlig gefloppt ist und "Es kommt noch dicker" zuletzt auch schon unter die 10-Prozent-Marke rutschte. Trotzdem ist die Primetime für Paalzow derzeit fraglos das kleinere Problem, laufen die Serien donnerstags uns sonntags doch weiter gut, freitags kann man sich in Kürze auf "The Voice" verlassen. Nur mittwochs fehlt eine gute Idee, nachdem man die Fußball-Rechte verloren hat.
Auch ProSieben mit Fehlstart, kabel eins verliert den Anschluss
Doch Sat.1 ist nicht mehr das einzige Sorgenkind von ProSiebenSat.1: Auch ProSieben kam erstaunlich schlecht aus den Startlöchern. Der Marktanteil in der Zielgruppe lag mit 10,7 Prozent 1,5 Prozentpunkte unter dem September-Wert des Vorjahres. Im Vergleich zum sportgeprägten August ging es kaum nach oben. Beim Gesamtpublikum liegt man inzwischen meilenweit hinter Vox: 5,7 Prozent betrug der Marktanteil hier noch, ein Rückgang um 0,8 Prozentpunkte. Vox erreichte hier 6,2 Prozent Marktanteil.
Dabei läuft es für ProSieben anders als für Sat.1 tagsüber prächtig. Die Sitcoms bleiben trotz unzähliger Wiederholungen eine Bank - die Grundlage für einen Erfolg wäre also gelegt. Dafür krachte es in der Primetime an allen Ecken und Enden. Der neu gestaltete Montag erwies sich als Enttäuschung, die auch die "Simpsons" nicht verhindern konnten. Die Jubiläumsstaffel von "Popstars" war ein totaler Flop, "Suburgatory" kann bislang nicht wirklich an die Erfolge anderer Sitcoms anknüpfen, "Spartacus: Vengeance" den Erfolg anderer "Spartacus"-Staffeln nicht wiederholen - und dann kam auch noch erstaunlich viel Pech bei der Filmauswahl dazu, die für ProSieben sonst meist eine sichere Bank war.
Und auch kabel eins kommt nicht recht in die Puschen und musste im Vergleich zum August sogar leicht Marktanteil abgeben. 5,3 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe nur noch, ein Minus von 1,1 Prozentpunkten. Der Plan, nun dienstags Serien und donnerstags Eigenproduktionen zu zeigen, erwies sich als Fehlschlag, zuerst waren die Quoten an beiden Abenden miserabel, inzwischen versucht man mit Filmen das Schlimmste zu verhindern - mit überschaubarem Erfolg.
Und wer hat dann Erfolg? Vox und RTL II!
Während kabel eins derzeit also Federn lassen muss, läuft es für die beiden anderen Privatsender der zweiten Generation prächtig. RTL II kommt zwar nicht mehr an den Traum-Wert aus dem Juni heran, mit einem Marktanteil von 6,5 Prozent in der Zielgruppe liegt der Sender aber trotzdem satte 1,1 Prozentpunkte über dem September-Wert des Vorjahres. Grundlage des Erfolgs bleiben dabei weiterhin "Berlin - Tag & Nacht" und der Rest des Vorabends, in der Primetime taten unter anderem neue Bestwerte für "Die Geissens" ihr übriges. Ein paar Probleme macht allerdings derzeit der Show-Mittwoch.
Bei Vox verhilft vor allem der Aufschwung am Nachmittag dem Sender zu einem neuen Höhenflug. "Verklag mich doch" läuft dort besser und besser, "Shopping Queen" ist längst ebenfalls ein schöner Erfolg. In der Primetime schlug sich "X Factor" am Sonntag zumindest während der Casting-Phase mit Marktanteilen um 10 Prozent wacker und auch sonst leistete sich Vox zuletzt wenig Ausfälle. Die Folge: Ein Monatsmarktanteil von 8,2 Prozent in der Zielgruppe - der beste Wert seit genau zwei Jahren. Im Vergleich zum September vergangenen Jahres zog der Marktanteil um 0,8 Prozentpunkte an.
RTL stabilsiert, Das Erste und das ZDF mit mauem Saisonstart
Der große Vox-Bruder RTL ist von solchen Erfolgsmeldungen weit entfernt, hat sich nach dem rasanten Abwärtstrend zum Ende der vergangenen Saison aber auf diesem Niveau stabilisiert. 16,1 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe im September, natürlich war RTL damit Marktführer, auch wenn im Vergleich zum September 2011 noch immer ein sehr großes Minus von 2,9 Prozentpunkten zu Buche steht. Auch beim Gesamtpublikum ging's im Jahresvergleich um zwei Prozentpunkte runter. Trotzdem reichte es zum ersten Mal seit April auch hier wieder zur Marktführung mit einem Marktanteil von 12,7 Prozent.
Das Erste und das ZDF waren hier ohne die großen Sportereignisse des Sommers wieder abgeschlagen. Das Erste kam nicht über 11,5 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum hinaus, das ZDF blieb sogar bei 11,3 Prozent hängen. Für das ZDF war der September somit der zweitschwächste Monat dieses Jahres. Allerdings waren beide Sender im vergangenen Jahr ähnlich schwach in die Saison gestartet. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag Das Erste mit 6,3 Prozent Marktanteil sogar 0,4 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahresmonats. Das ZDF musste sich mit 5,8 Prozent zufrieden geben.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 |
+/- Vormonat |
+/- zum Sep 2011 |
MA 14-49 | +/- Vormonat |
+/- zum Sep 2011 |
|
Das Erste |
11,5 | -2,0 |
-0,3 | 6,3 |
-2,0 |
+0,4 |
ZDF |
11,3 |
-1,7 |
-0,1 |
5,8 |
-2,2 |
+/-0 |
RTL |
12,7 |
+2,2 |
-2,1 | 16,1 | +2,3 |
-2,9 |
Sat.1 |
9,4 |
+0,2 |
-1,5 |
9,6 |
+0,5 |
-1,3 |
ProSieben |
5,6 |
+0,2 |
-0,8 | 10,7 |
+0,2 |
-1,5 |
Vox |
6,2 |
+0,1 |
+0,5 | 8,2 |
+0,3 |
+0,8 |
RTL II |
4,1 |
+/-0 |
+0,5 | 6,5 |
-0,1 |
+1,1 |
kabel eins |
3,9 |
+0,1 |
-0,4 | 5,3 |
-0,2 |
-1,1 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche