Am Dienstagmorgen bescherte der Radio-Branche wieder ihre mit Spannung erwarteten Zeugnisse in Form der aktuellen Radio-MA. Und insbesondere für den Bayerischen Rundfunk in München hagelte es schlechte Meldungen. Bayern 1, bei der letzten Radio-MA noch größter Einzelsender, wenn man mal das Lokalsender-Konglomerat Radio NRW außen vor lässt, rutschte um drei Plätze nach hinten. 5,5 Prozent der Hörer kamen abhanden.
Doch der Bayerische Rundfunk hat noch ein deutlich größeres Sorgenkind im Radio-Bereich: Es ist gerade mal ein Jahr her, dass es so aussah, als könne Bayern 3 tatsächlich zum privaten Konkurrenten Antenne Bayern aufschließen. Doch weit gefehlt. Während Antenne Bayern sich eindrucksvoll zurückmeldete und nach einem erneuten Plus von fast 20 Prozent nun wieder mit Abstand größter Einzelsender der Republik ist, ging es für Bayern 3 seitdem deutlich bergab. Diese MA bescheinigt dem Sender nochmal einen Hörer-Rückgang um 10 Prozent auf nur noch 727.000. Die beiden Angebote trennen damit nun wieder fast 600.000 Hörer - so schnell kann's gehen. Um die Bilanz für den BR komplett zu machen: Der Nachrichtensender B5 aktuell sackte um 17 Prozent auf 137.000 Hörer ab, für BR Klassik ging es um 1,7 Prozent auf 58.000 Hörer nach unten. Einzig Bayern 2 machte dem BR Freude: 17 Prozent ging es hier auf 126.000 Hörer nach oben.
Weg aus Bayern: In NRW konnte 1Live den deutlichen Rückgang aus der letzten Radio-MA wieder mehr als wettmachen und legte deutlich um 8,4 Prozent auf fast 1,1 Millionen Hörer zu. Auch WDR 2 kann sich über ein erfreuliches Plus von 4,3 Prozent Hörern freuen, blieb aber noch knapp unter der Millionen-Marke. Auch für andere große Öffentlich-Rechtliche außerhalb Bayerns lief's nicht schlecht. SWR 3 lag 4 Prozent über dem Wert der letzten Radio-MA, NDR 2 legte im Norden gar um satte 16,4 Prozent zu. Die höchste Reichweite hat weiterhin Radio NRW, wobei das wie erwähnt ein Verbund von Lokalsendern und kein Einzelsender ist.
Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Radio-MA 2012/II (Hörer pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):
Hörer in Tsd. ma 2012/II |
Hörer in Tsd. ma 2012/I |
Veränderung in Prozent |
|
Radio NRW |
1.726 | 1.737 | - 0,6 % |
Antenne Bayern |
1.324 | 1.105 | + 19,8 % |
SWR 3 |
1.130 | 1.086 | + 4,1 % |
1Live |
1.096 | 1.011 | + 8,4 % |
Bayern 1 |
1.080 | 1.143 | - 5,5 % |
WDR 2 |
972 | 932 | + 4,3 % |
Bayern Funkpaket |
837 | 842 | - 0,6 % |
NDR 2 |
796 | 684 | + 16,4 % |
WDR 4 |
786 |
781 |
+ 0,6 % |
Bayern 3 |
727 | 804 | - 9,6 % |
SWR 4 BW | 589 | 568 | + 3,7 % |
Hit-Radio FFH | 524 | 529 | - 0,9 % |
radio ffn | 502 |
469 | + 7,0 % |
SWR 1 BW |
383 | 369 | + 3,8 % |
Hit-Radio Antenne |
375 | 315 | + 19,0 % |
MDR 1 Radio Sachsen |
371 | 418 | - 11,2 % |
hr3 |
364 |
387 | - 5,9 % |
hr4 | 321 | 318 | + 0,9 % |
Antenne 1 |
294 | 311 | - 5,5 % |
radio SAW |
294 | 335 | - 12,2 % |
Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger
Unter den großen Gewinnern findet sich auch der private Sender RPR1 aus Rheinland-Pfalz. 274.000 Hörer hat der Sender inzwischen alles in allem. Betrachtet man nur das Gebiet Rheinland-Pfalz, dann ist RPR1 inzwischen auf Augenhöhe mit SWR3 und SWR4. Im Norden hat nicht nur NDR2 massiv zugelegt, auch die privaten Angebote radio ffn (+7,0 Prozent), Hit-Radio Antenne (+19,0 Prozent) und Radio 21 (+19,0 Prozent) gehören zu den Gewinnern dieser Radio-MA.
Noch ein Blick auf die Gewinner unter den kleineren Sendern: Das JazzRadio legte um über 80 Prozent zu (11.000 Hörer), war bei der letzten Ausweisung aber auch abgestraft worden. Für Hitradio OHR ging es um 74 Prozent (40.000 Hörer) nach oben, für baden.fm um 38 Prozent (29.000 Hörer). Auch hr-info kann sich über ein Plus von über 37 Prozent freuen und zählt nun 44.000 Hörer. Im Saarland trumpfte die SR 1 Europawelle auf (+21,9 Prozent), während die SR 3 Saarlandwelle gleichzeitig deutlich nachgab (-10,1 Prozent)
Die größten Gewinner:
Hörer in Tsd. ma 2012/II |
Hörer in Tsd. ma 2012/I |
Veränderung in Tsd. |
|
Antenne Bayern |
1.324 | 1.105 | + 219 |
NDR 2 |
796 | 684 | + 112 |
1Live |
1.096 | 1.1011 | + 85 |
Sachsen-Funkpaket |
197 | 137 | + 60 |
Hit-Radio Antenne |
375 | 315 | + 60 |
SWR 3 |
1.130 | 1.086 | + 44 |
WDR 2 |
972 | 932 | + 40 |
radio ffn |
502 | 469 | + 33 |
RPR1 |
274 |
244 |
+ 30 |
Radio Paloma |
103 | 75 | + 28 |
Quelle: AG.MA, Angaben ohne Gewähr
Und damit zu den größeren Verlierern. Um über 20 Prozent sackten Radio Arabella (53.000 Hörer), Hitradio RTL Sachsen (142.000 Hörer), Radio PSR (161.000 Hörer), Radio Paradiso (33.000 Hörer) und JAM FM Berlin (37.000 Hörer) ab. Auffällig ist auch der anhaltende Abwärtstrend bei Radio SAW. Binnen Jahresfrist kamen dort über 80.000 Hörer abhanden.
Die größten Verlierer:
Hörer in Tsd. ma 2012/II |
Hörer in Tsd. ma 2012/I |
Veränderung in Tsd. |
|
Bayern 3 |
727 | 804 | - 77 |
Bayern 1 |
1.080 | 1.143 | - 63 |
Radio PSR |
161 | 214 | - 53 |
Hitradio RTL Sachsen |
142 | 190 | - 48 |
MDR 1 Radio Sachsen |
371 | 418 | - 47 |
radio SAW |
294 | 335 | - 41 |
R.SH |
218 | 256 | - 38 |
MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt |
198 | 233 | - 35 |
Antenne Thüringen |
194 |
227 |
- 33 |
B5 aktuell |
137 | 165 | - 28 |
Quelle: AG.MA, Angaben ohne Gewähr
Insgesamt waren es gute Zahlen für die Radio-Branche. Sowohl die Gesamtreichweite der von AS&S vermarkteten Sender als auch die des privaten Konkurrenten RMS zogen an. Bei AS&S lag das Plus bei 1,7 Prozent, bei RMS bei 1,5 Prozent.
Auf den folgenden Seiten: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer
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- NRW, Hessen, Saarland
- Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern
- Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern
- Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt