Was für ein verkorkster Start ins neue Jahr für Sat.1: Zum ersten Mal überhaupt in diesem Jahrtausende musste der Sender in einem Monat, in dem weder eine Fußball-EM, noch eine Fußball-WM anstand, einen einstelligen Marktanteil in der Zielgruppe hinnehmen: 9,9 Prozent stehen im Januar lediglich zu Buche. Auch beim Gesamtpublikum muss man schon vier Jahre zurückgehen, um einen Nicht-EM/WM-Monat zu finden, in dem es noch schlechter aussah. Der Marktanteil lag hier bei 9,4 Prozent.
Besonders bitter sind diese Werte, weil der Januar immerhin ein Monat war, in dem man mit "The Voice of Germany" einen der - trotz der im Vergleich zur Auftaktphase rückläufigen Quoten - größten Erfolge der letzten Jahre im Programm hatte. Wenn selbst das nicht reicht, um den Sender zumindest einen zweistelligen Marktanteil zu bescheren, dann zeigt das vor allem, an wie vielen anderen Stellen es große Probleme gibt. Allen voran ist hier der Vorabend zu nennen: "Anna und die Liebe" und das "Sat.1-Magazin" mussten wegen mieser Quoten schon weichen, doch auch der Ersatz aus "Alarm!" und "Niedrig und Kuhnt" macht es bislang nicht besser, "K11" verliert regelmäßig sogar gegen RTL II.
Dabei legte Sat.1 in diesem Januar gar nicht einen so umfassenden Winterschlaf ein wie im vergangenen Jahr. Damals hatte der Sender flächendeckend auf aktuelles Programm verzichtet und stattdessen alte Filme gezeigt. Doch selbst damit holte Sat.1 in der Zielgruppe immerhin noch einen halben Prozentpunkt mehr. Diesmal versuchte man es donnerstags mit einem Mix aus Game, Show und Magazin - und ging gnadenlos unter. Zwei Piloten für neue Film-Reihen liefen dienstags und scheiterten ebenfalls. Immerhin darf man hoffen: Die Rückkehr der Serien am Sonntag und Montag, die Endphase von "The Voice" am Freitag einige Fußball-Übertragungen und natürlich auch der Wegfall des Dschungelcamps als Konkurrenz sollten den Marktanteil im Februar wieder deutlich in den zweistelligen Bereich hieven können. Trotzdem stellt sich einmal mehr die Frage, wie Andras Bartl angesichts der derzeitigen Lage bei seinem Abgang als Sat.1-Chef im Herbst von einem "bestellten Haus" sprechen konnte.
ProSieben mit stärkstem Januar seit 2004, kabel eins und RTL II gleichauf
So schwer sich Sat.1 im Januar tat, so wacker schlug sich der Schwestersender ProSieben. 11,6 Prozent betrug der Marktanteil im zurückliegenden Monat - das ist ungleich besser als beim verkorksten Jahres-Auftakt 2011. Damals hatte sich ProSieben mit völlig enttäuschenden 10,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen zufrieden geben müssen. Für ProSieben war es sogar der beste Januar-Wert seit 2005. Dass es beim Gesamtpublikum zum ersten Mal seit März wieder unter die 6-Prozent-Marke runter ging, dürfte die Laune bei den Verantwortlichen da kaum trüben. Highlights im Januar waren für ProSieben fraglos der Einstand von Ashton Kutcher bei "Two and a half Men", der 32,2 Prozent Marktanteil holte, und der Film "2012" mit fast acht Millionen Zuschauern. Mit "New Girl" gelang es zudem, eine weitere Sitcom erfolgreich ins Programm zu holen.
Der dritte Sender im ProSiebenSat.1-Bunde erlebte einen unspektakulären Januar. 5,8 Prozent betrug der Marktanteil für kabel eins in der Zielgruppe, damit lag man immerhin wieder gleichauf mit RTL II, nachdem der viele Monate lang geradezu abgeschlagene Sender im Dezember plötzlich sogar vorne lag. RTL II erging es damit deutlich besser als noch im Januar 2011, als es mit nur 5,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe wirklich zappenduster aussah.
RTL kann grandiosen Vorjahres-Januar nicht ganz wiederholen
Zur Konkurrenz aus Köln: RTL dominierte auch im Januar wieder das Geschehen. Doch es gelang bei Weitem nicht, den Sensations-Erfolg aus dem Vorjahr zu wiederholen. Damit hatte RTL dank "DSDS" und dem Dschungelcamp mit 21,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe alles überstrahlt, diesmal musste man sich mit zwei Prozentpunkten weniger zufrieden geben. "DSDS" tut sich in diesem Jahr eben nunmal so schwer wie seit vielen Jahren nicht mehr, das Dschungelcamp lief zwar erneut sehr gut, blieb aber ohne den Konflikt um Sarah Knappik ebenfalls unter den Vorjahres-Werten. Grund zur Klage gibt's bei RTL freilich trotzdem nicht: Der Januar war der stärkste Monat seit Februar 2011. Auch beim Gesamtpublikum war RTL zudem mit einem Monatsmarktanteil von 14,1 Prozent einmal mehr Marktführer vor dem Ersten mit einem Vorsprung von über einem Prozentpunkt.
Aufatmen darf man beim Schwestersender Vox. Nachdem im Dezember erstmals seit vielen Jahren weniger als sieben Prozent Marktanteil in der Zielgruppe auf dem Konto standen, ging es im Januar wieder 0,6 Prozentpunkte auf nun 7,4 Prozent nach oben. Dass es derzeit so scheint, als könne man sogar den Dauer-Krisenherd Nachmittag wieder in den Griff bekommen, dürfte die Laune von Vox-Chef Hoffmann weiter heben. Beim Gesamtpublikum lag Vox mit 5,6 Prozent Marktanteil übrigens nur noch 0,3 Prozentpunkte hinter ProSieben.
Trotz Vorabend-Krise: Das Erste mit gutem Start ins Jahr
Die "Heiter bis tödlich"-Krimis laufen nicht, Gottschalk holt derzeit am Vorabend ebenfalls sehr schlechte Quoten, "Drei bei Kai" bleibt erfolglos und auch auf "Großstadtrevier" und "Verbotene Liebe" ist kein Verlass mehr. Das Erste ist also derzeit ganz sicher nicht frei von Sorgen. Der Januar lief in der Endabrechnung aber trotzdem gut: 12,9 Prozent betrug der Marktanteil beim Gesamtpublikum, das war ein ganzer Prozentpunkt mehr als im Dezember und auch 0,4 Prozentpunkte mehr als im Januar 2011. Gestützt wird der Marktanteil aber derzeit auch von den starken Werten für die Wintersport-Übertragungen. Fallen diese weg, droht auch dem Ersten wieder ein deutlicher Quoten-Rückgang.
Das ZDF musste im Januar schon wieder kleinere Brötchen backen und fiel mit 12,6 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum wieder auf Rang 3 zurück. Im Januar 2011 waren es noch 0,3 Prozentpunkte mehr gewesen. Bei den 14- bis 49-Jährigen war es für das ZDF mit einem Monatsmarktanteil von 6,1 Prozent sogar der erfolgloseste Januar in der Sendergeschichte. Das Erste kam immerhin auf 6,8 Prozent und damit den besten Wert seit Juni.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 |
+/- Vormonat |
+/- zum Jan 2011 |
MA 14-49 | +/- Vormonat |
+/- zum Jan 2011 |
|
Das Erste |
12,9 | +1,0 |
+0,4 | 6,8 |
+0,4 |
+0,1 |
ZDF |
12,6 |
+0,1 |
-0,3 | 6,1 |
-1,0 |
-0,4 |
RTL |
14,1 |
+0,8 |
-1,1 | 19,2 | +2,1 |
-2,0 |
Sat.1 |
9,4 |
-0,3 |
-0,2 |
9,9 |
-0,8 |
-0,5 |
ProSieben |
5,9 |
-0,3 |
+0,2 | 11,6 |
-0,1 |
+0,9 |
Vox |
5,6 |
+0,3 |
+0,3 | 7,4 |
+0,6 |
+0,1 |
RTL II |
3,6 |
-0,2 |
+0,2 | 5,8 |
-0,1 |
+0,4 |
kabel eins |
3,7 |
-0,2 |
-0,2 | 5,8 |
+/-0 |
-0,1 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche