ARD-Programmdirektor Volker Herres gab sich bei der ARD-Pressekonferenz am Mittwoch in Bremen betont gelassen. Dass die neuen "Heiter bis tödlich"-Krimis am Vorabend bislang nur schwache Quoten holen, sei abzusehen gewesen. Er habe auch nicht erwartet, dass es zu einer Revolution komme, Sehgewohnheiten am Vorabend könne man nunmal nicht über Nacht verändern. Auch mit Blick auf die Talk-Schiene und die damit einher gehende Primetime-Reform gab Herres sich nicht unzufrieden. "Günther Jauch" laufe stärker als zuvor "Anne Will" am Sonntagabend, "Hart aber fair" habe mehr Zuschauer als zuvor die Dokus auf diesem Sendeplatz, die von Montag auf Dienstag verschobenen Magazine hätten sogar kräftig gewonnen, Anne Will schlage sich gar nicht so schlecht. Nur "Beckmann" habe sein Publikum am schwierigen Donnerstag eben noch nicht gefunden.
Eigentlich also alles in Butter beim Ersten? Nun, der Blick auf die Quoten-Entwicklung spricht eine etwas andere Sprache: Im November erzielte Das Erste einen durchschnittlichen Marktanteil von 11,6 Prozent beim Gesamtpublikum. Damit wurde das erst im September aufgestellte und im Oktober wiederholte historische Tief von 11,8 Prozent noch einmal unterboten. So schlecht wie in diesem November lief es für Das Erste also noch nie. Im Vergleich zum November des Vorjahres lag das Minus bei 0,6 Prozentpunkten.
Wenig ruhmreich für das öffentlich-rechtliche Fernsehen an sich ist außerdem auch, dass nun schon den dritten Monat in Folge beide große Sender weniger als 12 Prozent Marktanteil holten. Das ZDF konnte sich zwar leicht erholen und immerhin den besten Wert seit Juli einfahren, angesichts von 11,9 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum gibt es aber eigentlich trotzdem nicht viel Grund zur Freude. Bei den 14- bis 49-Jährigen legte das ZDF um 0,4 Prozentpunkte auf nun 6,4 Prozent Marktanteil zu. Das Erste verharrte bei 6,2 Prozent.
Sat.1 kann sich nach dem Oktober-Tiefschlag berappeln
Während bei der ARD also Wundenlecken angesagt sein müsste, darf man in Unterföhring durchatmen. Der Oktober war für Sat.1 der aus Quotensicht schwächste Monat der letzten zehn Jahre gewesen, wenn man mal von den Monaten, absieht, in denen wegen Fußball-Europa- oder -Weltmeisterschaften Ausnahmezustand herrschte - ein denkbar ernüchternder Start für den neuen Sat.1-Chef Joachim Kosack. Im November konnte sich der Sender nun aber wieder berappeln, auch wenn man auf den letzten Metern die 11-Prozent-Marke doch noch verpasste.
Es ging aber immerhin um 0,9 Prozentpunkte auf 10,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe nach oben. Nicht verschwiegen werden sollte aber, dass selbst dieser Wert noch knapp unter dem November-Wert 2010 lag. Dass man sich trotzdem deutlich von den Tiefstwerten lösen konnte, hat Sat.1 zum einen starken Werten für die Champions League, dem hervorragenden Start von "The Voice of Germany" und einem Aufschwung für "Schwer verliebt", aber zu einem guten Teil auch einem diesmal starken Spielfilm-Line-Up zu verdanken: Til Schweiger bescherte Sat.1 gleich zwei Mal um 18 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, samstags schlug sich die eigentlich sonst bei ProSieben verortete "Fluch der Karibik"-Reihe sehr gut gegen "Das Supertalent".
RTL verliert auf hohem Niveau
Apropos "Das Supertalent": Das läuft zwar nach wie vor hervorragend und holte auch im November bis zu 32,9 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Doch im November 2010 waren sogar teils Werte über 40 Prozent drin - ein massiver Rückgang, wenn auch auf sehr hohem Niveau. Das gleiche lässt sich für den ganzen Sender sagen: RTL ist mit einem Monats-Marktanteil von 18,3 Prozent in der Zielgruppe weiterhin haushoch in Führung - doch es war eben trotzdem ein Rückgang von 0,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Oktober und sogar 1,5 Prozentpunkten im Vergleich zum November 2010. Dass RTL aber den herausragenden Wert von 19,8 Prozent würde wiederholen können, war ohnehin nicht zu erwarten. So langsam scheint sich das Quoten-Niveau von RTL nach dem Ausnahme-Zustand schlicht wieder etwas zu normalisieren.
Der Vorsprung auf den Zweitplatzierten ProSieben schrumpfte zwar von 8,2 auf 6,3 Prozentpunkte - doch das ist für RTL noch immer mehr als komfortabel. ProSieben musste im Vergleich zum Oktober wieder etwas Federn lassen und verlor 0,6 Prozentpunkte im Vergleich zum Oktober. Größte Enttäuschung war dabei sicherlich der Totalausfall "Die Borgias" am Mittwochabend mit Marktanteilen unter 7 Prozent. Doch auch das konnte nicht verhindern, dass ProSieben trotzdem noch klar über dem Vorjahres-Wert lag.
Vox legt leicht zu und enttäuscht trotzdem, RTL II tritt auf der Stelle
Anders die Situation bei Vox. Dort ging es im Vergleich zum Oktober zwar wieder leicht um 0,2 Prozentpunkte nach oben - doch mit einem Marktanteil von 7,2 Prozent in der Zielgruppe kann Senderchef Frank Hoffmann trotzdem eigentlich nicht zufrieden sein. Im November 2010 lag der Marktanteil noch 0,4 Prozentpunkte höher. Nur in drei Monaten in den letzten drei Jahren lief es schlechter - und das, obwohl derzeit das eigentlich als Aushängeschild des Senders gedachte "X Factor" im Programm ist. Größtes Sorgenkind für Vox bleibt übrigens weiter der Nachmittag. Dort wurden zuletzt schon teils weniger als 2 Prozent Marktanteil erzielt.
Nicht so recht voran geht es für RTL II. Erneut verharrte der Sender bei einem Monatsmarktanteil von 5,6 Prozent in der Zielgruppe. Daran konnte auch der Erfolg von "Berlin - Tag & Nacht" am Vorabend nichts ändern. Im Vergleich zum Vorjahres-Monat muss RTL II wie Vox einen Rückgang um 0,4 Prozentpunkte hinnehmen. kabel eins legte im Vergleich zum November 2010 hingegen um 0,4 Prozentpunkte zu. Allerdings konnte das starke Niveau der letzten Monate nicht gehalten werden. 6,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe standen im November zu Buche - das waren 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im Oktober.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 |
+/- Vormonat |
+/- zum Nov '10 |
MA 14-49 | +/- Vormonat |
+/- zum Nov '10 |
|
Das Erste |
11,6 | -0,2 |
-0,6 | 6,2 |
+/-0 |
+0,1 |
ZDF |
11,9 |
+0,2 |
+0,2 | 6,4 |
+0,4 |
+0,7 |
RTL |
14,3 |
-0,3 |
-1,0 | 18,3 | -0,4 |
-1,5 |
Sat.1 |
10,6 |
+0,7 |
+0,1 |
10,9 |
+0,9 |
-0,1 |
ProSieben |
6,5 |
-0,3 |
+0,2 | 12,0 |
-0,6 |
+0,4 |
Vox |
5,6 |
+0,1 |
+/-0 | 7,2 |
+0,2 |
-0,4 |
RTL II |
3,7 |
+/-0 |
+/-0 | 5,6 |
+/-0 |
-0,4 |
kabel eins |
4,0 |
-0,4 |
+0,3 | 6,1 |
-0,4 | +0,4 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche