Das Programm des Ersten befindet sich derzeit in der größten Umwälzungsphase seit langer Zeit. Bevor in den kommenden Wochen der Vorabend umgebaut wird griff im September bereits die Primetime-Reform, also vor allem die Neuordnung der Talk-Schiene. Aus Quotensicht verlief der Start allerdings alles andere als nach Maß: Noch nie erreichte Das Erste einen so geringen Marktanteil wie im September.
Der Monatsmarktanteil sackte im Vergleich zum August um einen halben Prozentpunkt auf nur 11,8 Prozent beim Gesamtpublikum ab. Im Vergleich zum September des vergangenen Jahres betrug der Rückgang sogar 0,7 Prozentpunkte. Auch bei den jüngeren Zuschauern sah es ganz düster aus: 5,9 Prozent betrug der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen - erst zum zweiten Mal in der Geschichte landete Das Erste damit unter der 6-Prozent-Marke. Im Vergleich zum September 2010 bedeutete das einen weiteren Rückgang um einen halben Prozentpunkt.
Und gerade die allabendliche Talk-Schiene ist nicht unschuldig daran, bislang ist die Ausbeute nämlich sehr überschaubar. Zwar konnte Günther Jauch am Sonntag zunächst noch vom - bereits nachlassenden - Neugier-Faktor profitieren, alle anderen haben aber mit Problemen zu kämpfen. "Hart aber fair" kämpft montags mit der 10-Prozent-Marke und liegt damit deutlich unter den Werten, die zuletzt mittwochs erzielt wurden. Die absolute Reichweite blieb zwar in etwa auf dem gleichen Niveau - doch "Hart aber fair" läuft nun bereits 45 Minuten früher. "Anne Will" ergeht es mittwochs nicht besser, hier lagen zuletzt die Marktanteile knapp im einstelligen Bereich. Richtig übel erwischt hat es den auf den Donnerstag verbannten Beckmann, der zuletzt nur noch Marktanteile zwischen 6,7 und 8,8 Prozent erzielte statt wie zuvor montags um 11,5 Prozent. Und auch Sandra Maischberger, die als einzige ihren Sendeplatz behalten durfte, ist aus Quotensicht noch nicht in Höchstform.
ZDF erholt sich leicht, RTL zieht weiter auf und davon
Trotz aller Probleme hielt sich Das Erste aber auf dem zweiten Platz deutlich vor dem ZDF, das sich nach dem Allzeit-Tief im August aber immerhin wieder etwas berappeln konnte. 0,7 Prozentpunkte ging es hinauf auf 11,4 Prozent. Geholfen haben dabei unter anderem zwei Fußball-Länderspiele. Dennoch ist das Quoten-Niveau weiter bedrückend niedrig, woran unter anderem auch der weiter desolate Nachmittag eine gehörige Mitschuld trägt.
Während die Öffentlich-Rechtlichen also weiter schwächeln zieht RTL weiter auf und davon und baut seinen Vorsprung vor der Konkurrenz auch beim Gesamtpublikum weiter aus. Im September holte RTL einen Monatsmarktanteil von 14,8 Prozent und lag damit satte drei Prozentpunkte vor dem Ersten. In der werberelevanten Zielgruppe spielt RTL ohnehin weiter in einer ganz eigenen Liga: 19 Prozent betrug hier der Monats-Marktanteil. Das zweitplatzierte ProSieben lag mti 12,2 Prozent 6,8 Prozentpunkte dahinter. Ein Ende des RTL-Höhenflugs ist dabei nach wie vor nicht in Sicht: Die September-Werte des vergangenen Jahres haben die Kölner sogar noch leicht übertroffen.
Bei ProSiebenSat.1 backt man weiter deutlich kleinere Brötchen - und doch kann man mit dem Start in die neue Saison auch in Unterföhring zufrieden sein. ProSieben legte im Vergleich zum vergangenen Jahr 0,3 Prozentpunkte auf gute 12,2 Prozent in der Zielgruppe zu - und das trotz diverser Enttäuschungen in der Primetime. "Fringe" schwächelte am Montag, "Body of Proof" am Mittwoch, die Shows am Donnerstag. Dafür liefen die Sitcoms am Dienstagabend und vor allem auch im Nachmittagsprogramm hervorragend.
Auch Sat.1 lag 0,1 Prozentpunkt über dem Vorjahr. Doch mit einem Marktanteil von 10,9 Prozent besteht nach wie vor eigentlich keinerlei Anlass zu Selbstzufriedenheit. Unter dem nun wieder scheidenden Sat.1-Chef Andreas Bartl gelang es von einzelnen Ausrutschern jedenfalls nicht, endlich wieder die 11-Prozent-Marke zu überspringen.
Vox und RTL II verlieren deutlich im Vergleich zum Vorjahr
Vielleicht hätte es im September ja geklappt, wenn man die Europa League-Spiele nicht an kabel eins abgegeben hätte, nur um sich prompt an beiden Abenden dann mit seinem Serien-Donnerstag dem kleinen Schwestersender geschlagen geben zu müssen... Die Fußball-Abende bescherten kabel eins jedenfalls die stärksten Tage des Jahres. Mit einem Monatsmarktanteil von 6,4 Prozent lag der Sender trotzdem leicht unter dem September-Wert des Vorjahres.
Doch die Sorgenkinder sind zwei andere Sender. Zum einen wäre da RTL II. 5,4 Prozent betrug der Marktanteil im September in der Zielgruppe. Damit wurde erneut der Jahres-Tiefstwert aus dem Januar erreicht. So enttäuschend "Big Brother" zuletzt auch lief: Ohne die Tageszusammenfassung am Vorabend sah es eben aus Quotensicht noch schlechter aus. Im September vergangenen Jahres lag der Marktanteil noch 0,4 Prozentpunkte höher. Der im Jahresvergleich größte Verlierer war aber etwas überraschend Vox: 0,9 Prozentpunkte büßte der Sender im Vergleich zum vergangenen Jahr ein und kam nur noch auf 7,4 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Der Sender hat vor allem im Tagesprogramm mit großen Problemen zu kämpfen, der Vorabend läuft nicht mehr so gut wie jahrelang gewohnt - und auch in der Primetime haben diverse Krimiserien wie "CSI: NY" mit Quoten-Rückgängen zu kämpfen.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 |
+/- Vormonat |
+/- zum Sept '10 |
MA 14-49 | +/- Vormonat |
+/- zum Sept '10 |
|
Das Erste |
11,8 | -0,5 |
-0,7 | 5,9 |
-0,6 |
-0,5 |
ZDF |
11,4 |
+0,7 |
+/-0 | 5,8 |
+0,5 |
+0,3 |
RTL |
14,8 |
+1,6 |
+0,3 | 19,0 | +1,6 |
+0,2 |
Sat.1 |
10,8 |
+/-0 |
+0,2 |
10,9 |
+0,1 |
+0,1 |
ProSieben |
6,5 |
+0,5 |
-0,1 | 12,2 |
+0,7 |
+0,3 |
Vox |
5,7 |
-0,1 |
-0,3 | 7,4 |
-0,2 |
-0,9 |
RTL II |
3,6 |
-0,1 |
-0,1 | 5,4 |
-0,2 |
-0,4 |
kabel eins |
4,3 |
+0,2 |
+0,2 | 6,4 |
-0,1 | -0,1 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche