In einem Punkt konnte sich Plasberg übrigens bereits im Vorfeld durchsetzen. "Was ich nicht wollte - und zwar an keinem Wochentag - war der 22:45-Uhr-Sendeplatz, weil ich glaube, dass man da keine harten Inhalte mehr verhandeln kann", sagte der ARD-Talker. "Bei uns soll man nicht in den Kissen wegdämmern, bei uns soll man gespannt auf der Sesselkante sitzen." Eine Anspielung auf seine Kolleginnen und Kollegen? Die hatten es jedenfalls zum Start der Talk-Offensive auf den deutlich späteren Sendeplatz ebenfalls schwer. Und so verwundert es kaum, dass bei der ARD bislang vermutlich noch niemand in Jubel ausgebrochen ist.
Die Zuschauerzahlen der ersten Woche fielen dabei eher enttäuschend aus. So erreichte "Menschen bei Maischberger" am vergangenen Dienstag nur 1,15 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 8,0 Prozent, was insofern etwas überraschend ist, weil Sandra Maischberger als einzige ihren angestammten Sendeplatz behalten durfte. "Anne Will" lag Tags darauf übrigens auf ähnlichem Niveau: Nur 1,22 Millionen Zuschauer interessierten sich am späten Abend für ihr Thema "Wut im Bauch", der Marktanteil lag bei 8,5 Prozent. Nach vier erfolgreichen Jahren am komfortablen Sonntagabend mit kontinuierlich steigenden Quoten muss Will somit nun völlig von vorne beginnen.
Einzig Reinhold Beckmann kann halbwegs aufatmen, ist es ihm doch als einzigem Talker gelungen, einen zweistelligen Marktanteil zu erzielen. 1,47 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 10,2 Prozent erreichte er am Donnerstag - auch das ist kein überragender Wert, doch montags schlug sich "Beckmann" in der jüngeren Vergangenheit oft auch nicht viel besser. Allerdings heißt es zunächst Abwarten, schließlich kehrt Konkurrentin Maybrit Illner mit ihrem ZDF-Talk erst in dieser Woche aus der Pause zurück. Ihr Kollege Markus Lanz war dafür bereits auf Sendung und bekam die härtere Talk-Konkurrenz bereits am eigenen Leib zu spüren.
Nur 10,6 Prozent Marktanteil am Dienstag, am Mittwoch und Donnerstag fielen die Werte mit 9,3 und 9,0 Prozent sogar noch schwächer aus. Jüngere Zuschauer lassen sich überdies mit den öffentlich-rechtlichen Plaudertaschen kaum erreichen: "Lanz" blieb in der vergangenen Woche stets bei weniger als sechs Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen hängen, "Beckmann" erzielte 5,2 Prozent. Bei "Maischberger" reichte es am Dienstag für 4,3 Prozent, "Anne Will" kam auf 3,4 Prozent und "Hart aber fair" musste sich gar mit schwachen 3,1 Prozent begnügen.
All das zeigt: Die Talkmaster von ARD und ZDF müssen ihr Publikum erst noch finden - als Selbstläufer haben sich die Talks am späten Abend zumindest in der vergangenen Woche noch nicht erwiesen. Vielleicht wäre das ja mal ein Thema, über das sich in einer der fünf ARD-Talkshows sprechen ließe?