Während die Sender ihre Formate Stück für Stück in die Sommerpause verabschieden, wird es Zeit, noch einmal auch aus Quotensicht nicht nur auf den Mai, sondern auf die zu Ende gehende TV-Saison zurückzublicken. Es war ganz klar die Saison von RTL, das seine ohnehin seit vielen Jahren anhaltende Dominanz noch einmal weiter ausbaute. In jedem einzelnen Monat konnte RTL einen höheren Marktanteil als im Vergleichsmonat des Vorjahres einfahren, obwohl es auch da ebenfalls schon deutlich besser lief als in der Saison 2008/2009.
Im Mai ging der Marktanteil im Vergleich zum April dann zwar noch einmal um 0,4 Prozentpunkte zurück - unter anderem, weil "DSDS" schon Anfang des Monats zu Ende ging. Doch mit 18,7 Prozent in der Zielgruppe lag der Sender nicht nur weiterhin stolze 6,8 Prozentpunkte vor dem stärksten Verfolger ProSieben, sondern auch 1,1 Prozentpunkte über dem Mai-Wert des vergangenen Jahres. Beim Gesamtpublikum sah es sogar noch beeindruckender aus: RTL legte hier im Vergleich zum Vorjahr sogar um 1,3 Prozentpunkte auf nun 14,9 Prozent zu. Auch hier war die Konkurrenz geradezu abgeschlagen. Überhaupt: Während RTL auf ohnehin sehr hohen Niveau massiv zulegen konnte, gab es sonst eigentlich fast nur Verlierer.
ZDF am Tiefpunkt, Das Erste profitiert vom ESC
Auf Rang 2 fand sich nämlich Das Erste wieder - aber mit einem deutlichen Rückstand von über zwei Prozentpunkten. 12,8 Prozent betrug der Marktanteil im Mai. Das Ersten profitierte dabei von Highlights wie dem "Eurovision Song Contest" oder dem DFB-Pokalfinale, lag aber letztlich trotzdem 0,1 Prozentpunkt unter dem Mai-Wert des vergangenen Jahres. Überhaupt gelang es in der gesamten Saison nur in zwei Monaten, den Vorjahreswert zu schlagen - der Abwärtstrend hält also weiter an. Immerhin: ESC, Fußball und Co. verhalfen dem Ersten immerhin bei den jüngeren Zuschauern im Mai zu einem Aufschwung: Mit 7,4 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen holte Das Erste den besten Wert seit dem WM-geprägten Juli 2010.
Deutlich stärker unter die Räder kam das ZDF, das die TV-Saison am Tiefpunkt beendet. 11,3 Prozent Marktanteil standen im Mai 2011 nur noch zu Buche. Einen so schwachen Wert hatte es erst einmal in der Geschichte des Senders gegeben, der in diesen Tagen seinen 50. Geburtstag feiert. Zum Vergleich: Im Mai 2010 stand das ZDF zwar ebenfalls nicht gerade glänzend da, holte aber noch 0,6 Prozentpunkte mehr. Bei den 14- bis 49-Jährigen sah es ebenfalls überaus mau aus: 5,5 Prozent Marktanteil - damit lag das ZDF 0,3 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert und war der schwächste der acht großen Sender.
ProSieben und Sat.1 deutlich schwächer als im Vorjahr
Für ProSieben war der Mai ein halbwegs versöhnlicher Abschluss einer alles in allem enttäuschenden TV-Saison. "Voll auf die 12" hatte der inzwischen weitergezogene ProSieben-Chef Thilo Proff für das Jahr ausgegeben - doch zuletzt gelang es im Oktober vergangenen Jahres diese Marke zu knacken. Immerhin: Im Mai legte ProSieben nochmal zu und erreichte letztlich 11,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Doch im Mai 2010 waren es eben noch 0,4 Prozentpunkte mehr. Überhaupt lag ProSieben in jedem einzelnen Monat seit September unter dem Wert des jeweiligen Vorjahresmonats. Dieses Ergebnis ist selbst für PR-Strategen kaum schönzureden.
Kaum besser fällt die Bilanz für die erste Sat.1-Saison aus, die komplett unter der Führung von Andreas Bartl ablief. Erneut hing der Sender mit zwei Ausnahmen unter der 11-Prozent-Marke fest. Und selbst im aufgrund der Fußball-Übertragungen stets stärkeren April lagen die diesmal erreichten 11,2 Prozent einen halben Prozentpunkt unter dem Wert des Vorjahres. Abgeschlossen hat Sat.1 die Saison im Mai nun mit enttäuschenden 10,6 Prozent Marktanteil. Auch das waren 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im Mai vergangenen Jahres.
Blick in Reihe 2: RTL II bleibt trotz "Big Brother" das Sorgenkind
Bei den Privatsendern der zweiten Generation hieß das Sorgenkind in den letzten Monaten ganz klar RTL II. Seit September gelang es nur in einem einzigen Monat, die 6-Prozent-Marke zu knacken. Zum Vergleich: In der TV-Saison 2009/2010 fiel RTL II nur ein einziges Mal unter diese Marke. Der Start von "Big Brother" brachte im Mai nun ein bisschen Besserung: 5,7 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe sind kein Ruhmesblatt, aber immerhin der beste Wert seit November. Trotzdem waren es 0,3 Prozentpunkte weniger als im Mai vergangenen Jahres. Auch beim Gesamtpublikum reichte es mit 3,6 Prozent für einen Jahresbestwert - doch auch hier gilt: Im Mai 2010 sah es mit 4 Prozent Marktanteil noch deutlich besser aus.
Weniger glänzend als man das noch im Sommer vergangenen Jahres vermuten konnte lief es auch für kabel eins, das unter anderem dafür bluten musste, dass ProSieben sein Nachmittagsprogramm mit immer mehr Sitcoms aufmöbelte und damit der kabel eins-Sitcom-Schiene stark schadete. Konnte kabel eins im August 2010 noch kraftstrotzend die 7-Prozent-Marke überspringen, so hängt der Sender 2011 bislang durchgehend bei unter 6 Prozent fest. Im Mai ging es aber noch einmal etwas auf 5,9 Prozent in der Zielgruppe nach oben. Damit hält man sich weiter klar vor RTL II.
Für Vox war es alles in allem eine sehr unspektakuläre Saison, die mit einem soliden, aber ebenso unspektakulären Mai endete. 7,6 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe, das waren 0,2 Prozentpunkte mehr als im April, aber 0,3 Prozentpunkte weniger als im Mai des vergangenen Jahres. Vox spielt damit weiterhin eine Liga höher als kabel eins oder RTL II.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 |
+/- Vormonat |
+/- zum Mai '10 |
MA 14-49 | +/- Vormonat |
+/- zum Mai '10 |
|
Das Erste |
12,8 | +0,2 |
-0,1 | 7,4 |
+1,3 |
+0,2 |
ZDF |
11,3 |
-0,4 |
-0,6 | 5,5 |
-0,1 |
-0,3 |
RTL |
14,9 |
+0,3 |
+1,3 | 18,7 | -0,4 |
+1,1 |
Sat.1 |
10,3 |
-0,1 |
+0,2 | 10,6 |
-0,6 |
-0,4 |
ProSieben |
6,3 |
-0,1 |
-0,5 | 11,9 |
+0,2 |
-0,4 |
Vox |
5,7 |
+0,2 |
-0,1 | 7,6 |
+0,2 |
-0,3 |
RTL II |
3,6 |
+0,1 |
-0,4 | 5,7 |
+0,3 |
-0,2 |
kabel eins |
3,8 |
+/-0 |
-0,1 | 5,9 |
+0,2 | -0,2 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche