Die ersten zwei Monate des Jahres sind um - und wenn man bei ProSiebenSat.1 eine Zwischenbilanz zieht, dann dürfte die überaus ernüchternd ausfallen. Für ProSieben und Sat.1 waren der Januar und Februar im Grunde zwei verlorene Monate. Bei Sat.1 schien es ohnehin, als sei der Sender zu Jahresbeginn in einen plötzlichen Winterschlaf gefallen, aus dem man erst jetzt wieder Schritt für Schritt erwacht.
In den ersten eineinhalb Monaten füllte Sat.1 seine Primetime teils von Montag bis Freitag durchgehend mit Filmen, weil offenbar schlicht keine erfolgreichen regelmäßigen Formate verfügbar waren. Der Serien-Sonntag war bis vor kurzem in der Wiederholungspause, ausgerechnet samstags liefen lange Erstausstrahlungen, die aber gegen "DSDS" chancenlos waren. Dazu kommt, dass der Vorabend nach wie vor eine einzige Enttäuschung ist, in die sich inzwischen auch "Anna und die Liebe" häufig einstelligen Martkanteilen nahtlos einpasst.
Die Quittung: Sat.1 erreichte im Januar nur 10,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, im Februar ging es sogar noch auf 10,2 Prozent nach unten. Andreas Bartl hat es damit geschafft, im Vergleich zum schwachen Vorjahreswert noch 0,4 Prozentpunkte an Marktanteil zu verlieren - und das, obwohl diesmal nicht die Olympischen Spiele im Gegenprogramm liefen. Nicht auszudenken, wo man ohne seltene Quotenhighlights wie dem Champions League-Spiel des FC Bayern gelandet wäre. Womöglich in der Einstelligkeit, in der man beim Gesamtpublikum ohnehin schon den dritten Monat in Folge verharrte. 9,9 Prozent betrug der Marktanteil hier lediglich.
ProSieben verhindert nur knapp eine kleine TV-Revolution
Doch auch Schwestersender ProSieben ist vom ausgegebenen Ziel "Voll auf die 12" noch immer weit entfernt. Im Februar ging es zwar anders als bei Sat.1 nach dem völlig enttäuschenden Januar immerhin wieder um einen halben Prozentpunkt bergauf, doch mit 11,2 Prozent in der Zielgruppe kann man dennoch keinesfalls zufrieden sein.
Nur ganz knapp verhinderte ProSieben zudem eine ganz große Schmach: Bis wenige Tage vor Monatsende sah es noch so aus, als würde Vox erstmals überhaupt in der Geschichte einen höheren Marktanteil beim Gesamtpublikum einfahren können als ProSieben. Letztlich schaffte ProSieben es, Vox mit 5,7 zu 5,6 Prozent Marktanteil doch noch ganz knapp hinter sich zu halten. In der werberelevanten Zielgruppe spielt, das muss man natürlich auch anmerken, Vox aber natürlich mit 7,7 Prozent Marktanteil noch eine ganze Klasse tiefer als ProSieben.
Bei ProSieben und Sat.1 ruhen nach dem verkorksten Jahres-Auftakt nun alle Hoffnungen auf dem März. Sat.1 bringt seine Serien-Erfolge "Danni Lowinski" und "Der letzte Bulle" zurück, kürzlich ist mit der "Perfekten Minute" auch der Hoffnungsträger für den Freitag erfolgreich ins Programm zurückgekehrt. Fußball steht nun wieder regelmäßiger auf dem Programm und im Film-Bereich stehen mit großen Produktionen wie "Marco W." ebenfalls potentielle Quotenhits auf dem Programm. Bei ProSieben hat die Hoffnung vor allem einen Namen: Heidi Klum.
RTL: Der Ausnahmezustand hält an
Bei RTL ist wie vorausgesagt das Erklimmen immer neuer Höchstwerte vorerst vorbei. Ohne das Dschungelcamp, das RTL im Januar auf sensationelle 21,2 Prozent nach oben getrieben hatte. ging es erwartungsgemäß im Februar wieder nach unten. Doch das ändert nichts daran, dass aus Quotensicht in Köln nach wie vor Ausnahmezustand herrscht. Mit 19,5 Prozent Marktanteil liegt RTL noch immer auf einem herausragend guten Niveau. Im Vergleich zum Februar 2010 legte RTL um 1,6 Prozentpunkte zu.
Auch beim Gesamtpublikum bleibt RTL weiterhin klarer Marktführer: 14,2 Prozent betrug der Marktanteil im Februar. Das war zwar ein Prozentpunkt weniger als im Januar, aber noch immer 1,5 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Das Erste lag mit 12,9, das ZDF mit 13,0 Prozent deutlich dahinter. Im Vergleich zum Februar 2010 ging es deutlich um 1,1 bzw. 0,8 Prozentpunkte bergab. Damals hatten allerdings auch die Olympischen Winterspiele die Quoten nach oben getrieben. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen lief es daher wenig überraschend deutlich schlechter als im Vorjahr. Besonders die 6,3 Prozent für das ZDF sind wahrlich kein Ruhmesblatt. Das Erste holte 6,9 Prozent - was ebenfalls wenig glorreich, aber immerhin der beste Wert seit dem Juli 2010 ist.
RTL II bleibt sehr schwach, kabel eins wenig glorreich
Und damit zu einem weiteren ganz großen Sorgenkind: RTL II konnte im Vergleich zum katastrophalen Januar zwar ganz leicht zulegen, mit 5,5 Prozent in der Zielgruppe liegt man aber noch immer über einen halben Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert. Sorgen macht dabei weiterhin vor allem der Vorabend. "Die Schnäppchenhäuser" laufen dort als Ersatz für die zuletzt sehr schwachen "X-Diaries"-Wiederholungen auch nicht besser, mit den Sitcoms sind ebenfalls keine großen Sprünge zu machen.
RTL II blieb damit auch im Februar mit Abstand der schwächste der acht großen Sender. kabel eins hielt sich mit einem Marktanteil von 5,8 Prozent in der Zielgruppe davor. Auch hier macht aber unter anderem die Sitcom-Schiene Sorgen: Von einstigen Höchstwerten ist man weit entfernt - wohl auch, weil das Sitcom-Angebot in der deutschen Senderlandschaft immer umfangreicher wird, nicht zuletzt, weil die große Schwester ProSieben schamlos bei kabel eins abgeschaut hat. Im Vergleich zum Februar 2010 ging es für kabel eins jedenfalls 0,3 Prozentpunkte nach unten.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 |
+/- |
MA 14-49 | +/- |
|
Das Erste |
12,9 | +0,4 |
6,9 |
+0,2 |
ZDF |
13,0 |
+0,1 |
6,3 |
-0,2 |
RTL |
14,1 |
-1,1 |
19,5 | -1,7 |
Sat.1 |
9,9 |
+0,3 |
10,2 |
-0,2 |
ProSieben |
5,7 |
+/-0 |
11,2 |
+0,5 |
Vox |
5,6 |
+0,3 |
7,7 |
+0,4 |
RTL II |
3,5 |
+0,1 |
5,5 |
+0,1 |
kabel eins |
3,6 |
-0,3 |
5,8 |
-0,1 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat an. Quelle: DWDL-Recherche