Eine Katastrophe: "Talk im Turm"

Man wollte wohl an alte Zeiten anknüpfen: Pünktlich zur Wahl verpflichtet SAT.1 den Alt-Talkmaster Erich Böhme um noch einmal für den Berliner Privatsender mit einigen Ausgaben von "Talk im Turm" auf Sendung zu gehen. Böhme, der nach vielen Jahren bei SAT.1 zum Nachrichtensender n-tv wechselte, war bei der ersten Sendung gestern allerdings alles andere als schlagfertig.

Die Gäste, Renate Künast, Peter Struck und Wolfgang Schäuble führten die Diskussion minutenlang selbst ohne, dass Gastgeber Böhme die Diskussion lenkte oder die Politiker von ihren Wahlkampf-Showauftritten zurück zum Thema holte.

Man kann Böhme nur gratulieren, dass er nicht Guido Westerwelle oder Gregor Gysi zu Gast hatte, diese hätten dem Moderator vollends die Show gestohlen. Doch nicht nur der Gastgeber zeigte Schwächen, auch SAT.1: Die Kulisse der Show wirkte billig; vom Metropolenflair des Intercontinental-Hotels, wie es bei alten "Talk im Turm" Sendungen vorhanden war, war nichts zu merken. Steril wie "Vera am Mittag".

Doch die schlimmste Strafe für SAT.1 und Erich Böhme: Diese schlechte Sendung wollte fast niemand sehen. Insgesamt nur 940.000 Zuschauer bescherten SAT.1 einen mehr als mageren Marktanteil von 5,1 Prozent. Noch schlimmer sieht es in der werberelevanten Zielgruppe aus: Mit nur 3,7 Prozent war die Neuauflage von "Talk im Turm" die beinah schlechteste Sendung im gesamten Tagesprogramm.