Auch wenn Das Erste-Programmdirektor Volker Herres in Interviews betont, wie gut es der ARD gehe: Ein Blick auf die nackten Zahlen offenbart, dass das Gemeinschaftsprogramm der ARD unter einem deutlichen Zuschauerschwund leidet - und dass es längst nicht mehr nur bei den jüngeren Zuschauern Probleme gibt. Denn auch bei allen Zuschauern fiel Das Erste im Juli auf den schwächsten Marktanteil in seiner Geschichte.
Nur noch 12,0 Prozent standen am Monatsende zu Buche, das waren 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im Vormonat und sogar 0,6 Prozentpunkte weniger als im Juli 2008. Nur ein paar stäkere Tage am Monatsende verhinderten noch knapp den Fall unter die 12-Prozent-Marke. Dass sich Das Erste trotzdem Marktführer nennen kann, liegt daran, dass auch die Konkurrenz gleichzeitig schwächelt. Das ZDF fiel sogar auf schwache 11,9 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum zurück. Das bedeutet allerdings auch: Die beiden großen öffentlich-rechtlichen Sender erreichten gemeinsam so wenige Zuschauer wie noch nie in ihrer Geschichte.
Noch größer sind die Probleme bei den jüngeren Zuschauern, wo Das Erste erstmals in seiner Geschichte unter die 6-Prozent-Marke abrutschte. Mit nur noch 5,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen bildete der Sender wie auch schon im vergangenen Monat gemeinsam mit dem ZDF das traurige Schlusslicht unter den großen Vollprogrammen. Im Vergleich zum Juni gingen noch einmal 0,3 Prozentpunkte verloren. Auch in Mainz kann man mit 5,8 Prozent Marktanteil sicherlich keinesfalls zufrieden sein. Und überhaupt: Dass die beiden großen öffentlich-rechtlichen Sender zusammen nur noch 11,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen erzielen, ist ein Armutszeugnis.
Auch RTL und ProSieben mit großen Problemen
Doch es sind längst nicht nur die Öffentlich-Rechtlichen, die im Sommer mit Problemen zu kämpfen haben. Auch RTL steckt tief im Sommerloch. Weil sich RTL in der Primetime zuletzt ungewohnt schwer tat, reichte es in der Zielgruppe nur noch für einen Marktanteil von 15,3 Prozent, das waren 0,3 Prozentpunkte weniger als im Juni und fast zwei Prozentpunkte weniger als noch im April. Auch beim Gesamtpublikum konnte RTL die Schwäche von ARD und ZDF nicht ausnutzen und blieb mit mauen 11,4 Prozent Marktanteil auf dem dritten Platz.
Regelrecht abgestraft wurde in den letzten Wochen ProSieben. Weil Sendungen wie "Giulia in Love" oder die "Sommermädchen" beim Publikum durchfielen und zudem die Daytime teils gewaltig schwächelte, fiel ProSieben auf nur noch 10,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe zurück. Im Vergleich zum ohnehin schon schwachen Vormonat bedeutete das noch einmal einen massiven Rückgang um 0,6 Prozentpunkte. Es war der schwächste Wert seit August 2008 - damals allerdings gegen die Olympischen Spiele. Eine solche Ausrede gibt es diesmal nicht, die Verluste muss man bei ProSieben schon auf die eigene Kappe nehmen. Beim Gesamtpublikum lag ProSieben mit 5,9 Prozent Marktanteil nur noch 0,3 Prozentpunkte vor Vox.
Im Vergleich zu den anderen beiden großen Privatsendern schlug sich Sat.1 recht ordentlich, konnte 0,2 Prozentpunkte zulegen und zum zweiten Mal in diesem Jahr die 11-Prozent-Marke knapp überspringen. Mit 11,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe gelang es Sat.1 zudem, zum ersten Mal seit August 2008 wieder ProSieben zu überholen. Bedanken darf sich Guido Bolten dafür unter anderem beim Neueinkauf Oliver Pocher, der mit "Sportfreunde Pocher" mit über 35 Prozent Marktanteil kräftig zum Erfolg beitrug. Beim Gesamtpublikum legte Sat.1 0,3 Prozentpunkte zu und erreichte gute 10,7 Prozent Marktanteil - und das noch bevor das große Live-Fußballpaket, das die Quoten noch einmal deutlich pushen sollte, überhaupt an den Start ging.
Schon wieder ein Rekord für kabel eins, Vox zurück bei 8 Prozent
Die fast schon unheimliche Erfolgsstory von kabel eins-Chef Hörner ging auch im Juli weiter. Sein Sender schaffte den Hattrick: Den dritten Senderrekord in Folge. Nach 6,4 Prozent Marktanteil im Mai und 6,5 Prozent im Juni reichte es im Juli nun sogar für 6,6 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe. Möglich machte es natürlich vor allem der gigantische Erfolg von "Two and a half men" mit teils annähernd 20 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Doch der Sender befindet sich insgesamt im Aufwärtstrend, auch in der Primetime gelingen immer öfter große Erfolge.
kabel eins zog im Juli wieder an RTL II vorbei, das nach dem Ende von "Big Brother" wieder auf Normalwerte zurückfiel, mit seinen 6,4 Prozent aber gar nicht unzufrieden sein muss. Es war immerhin der drittbeste Monatswert in diesem Jahr. Auch beim Gesamtpublikum lag kabel eins mit 4,2 Prozent Marktanteil knapp vor RTL II mit 4,1 Prozent. Bleibt noch der Blick auf Vox: Der Sender meldete sich nach einer Durststrecke zurück und knackte erstmals seit Oktober vergangenen Jahres wieder die Marke von 8 Prozent in der Zielgruppe. Im Vergleich zum Juni ging es 0,5 Prozentpunkte bergauf. Auch beim Gesamtpublikum lief es mit 5,6 Prozent Marktanteil so gut wie seit Oktober nicht mehr.
Die Monatsmarktanteile im Überblick
MA ab 3 | +/- | MA 14-49 | +/- | |
Das Erste | 12,0 | -0,4 | 5,8 | -0,3 |
ZDF | 11,9 | -0,6 | 5,8 | -0,6 |
RTL | 11,4 | -0,2 | 15,3 | -0,3 |
Sat.1 | 10,7 | +0,3 | 11,1 | +0,2 |
ProSieben | 5,9 | -0,4 | 10,8 | -0,6 |
Vox | 5,6 | +0,1 | 8,0 | +0,5 |
RTL II | 4,1 | -0,2 | 6,4 | -0,5 |
kabel eins | 4,2 | -0,1 | 6,6 | +0,1 |
Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat an.
Die 5 meistgesehenen Sendungen des Monats bei den 14- bis 49-Jährigen:
Sender | Titel | Datum | Uhrzeit | Zuschauer in Mio. | Marktanteil in % |
RTL | Formel 1: Deutschland, Das Rennen | 12.7. | 14:03 | 2,67 | 37,9 |
RTL | CSI: Miami | 14.7. | 21:15 | 2,54 | 23,4 |
RTL | CSI: Miami | 14.7. | 20:14 | 2,43 | 24,2 |
Pro 7 | Paycheck - Die Abrechnung | 19.7. | 20:14 | 2,37 | 19,1 |
RTL | The Fast & The Furious: Tokyo Drift | 26.7. | 20:15 | 2,37 | 20,3 |
Quelle: AGF/GfK/media control/eigene DWDL.de-Recherche