Die Trauerfeier für Michael Jackson beherrschte am Dienstagabend auch hierzulande das TV-Programm - um so erstaunlicher, dass sich keiner der großen Privatsender dafür entschied, diese live zu übertragen. Stattdessen schickten sie lediglich ihre beiden Nachrichtensender n-tv und N24 ins Rennen, die sich infolge dessen allerdings auch über rekord-verdächtige Traum-Quoten freuen konnten.
n-tv und N24 erzielten am Dienstag dank der Übertragung der Trauerfeier und der über den ganzen Tag verteilten Specials zum "King of Pop" Tagesmarktanteile weit über Senderdurchschnitt. 5,1 Prozent erzielte N24, 4,9 Prozent holte n-tv. Zum Vergleich: Das normale Quoten-Niveau liegt bei beiden Sendern meist bei etwas über einem Prozent. N24 feiert auch bereits per Pressemitteilung den erfolgreichsten Sendetag seit Start des Senders. Auch der öffentlich-rechtliche Ereigniskanal Phoenix profitierte übrigens von der Live-Übertragung, allerdings nicht ganz so stark wie die private Konkurrenz: Der Tagesmarktanteil lag bei 1,8 Prozent in der Zielgruppe.
In der werberelevanten Zielgruppe erreichte N24 mit der mehrstündigen Live-Übertragung am Abend 7,7 Prozent Marktanteil, n-tv sogar 8,2 Prozent. Phoenix schaffte 2,7 Prozent. Die höchsten Reichweiten erzielten die Sender dabei erst nach 21 Uhr - also als alle großen Sender bereits aus der Übertragung ausgestiegen waren. Zeitweise war n-tv zu diesem Zeitpunkt der bei den jüngeren Zuschauern mit bis zu 12 Prozent Marktanteil zweitmeistgesehene Sender hinter RTL. N24 hingegen punktete zu späterer Stunde nach der Live-Übertragung nochmal mit einer Dokumentation über Jackson und einem Konzertmitschnitt, die 7,0 bzw. 5,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen erreichten.
Von den großen Sendern waren erstaunlicherweise ohnehin nur Das Erste und das ZDF dabei, die sich flexibler als die Privatsender zeigten und beide kurzfristig ihr Programm änderten. Hier hatte das Erste die Nase vorn, wohl auch, weil das "Brisant Extra" rund eine halbe Stunde früher auf Sendung war als das ZDF, das dafür allerdings länger dabei blieb, während die Das Erste zwar die "Tagesschau" verschob, ab 20:17 Uhr dann aber doch aus der Übertragung ausstieg. Auch das ZDF klinkte sich erstaunlicherweise aber um 21 Uhr aus, obwohl die Veranstaltung noch nicht beendet war und die dann gezeigte Dokumentation katastrophale Einschaltquoten holte.
Während die Zuschauerzahlen beim Gesamtpublikum weniger spektakulär ausfielen - Das Erste erreichte mit seinem "Brisant Extra" im Schnitt 3,84 Millionen Zuschauer und 15,6 Prozent Marktanteil, das ZDF kam mit im Schnitt 3,31 Millionen Zuschauern auf solide 12,0 Prozent - erreichten die beiden Sender vor allem bei den Jüngeren ungewohnt hohe Quoten. Auch hier hatte aber Das Erste klar die Nase vorn: Mit 1,36 Millionen 14- bis 49-jährigen Zuschauern kam das "Brisant Extra" im Ersten auf sehr gute 14,2 Prozent Marktanteil. Das "ZDF Spezial: Abschied vom King of Pop" verfolgten im Schnitt immerhin 1,22 Millionen 14- bis 49-Jährige, was für 11,2 Prozent Marktanteil reichte.