von Wirtschaftlich gesehen ging es der RTL-Gruppe im zurückliegenden Jahr sehr gut. Der Anteil am gesamten Werbemarkt konnte auf Kosten von ProSiebenSat.1 deutlich ausgebaut werden. Doch blickt man auf die Marktanteile, ergibt sich ein genau umgekehrtes Bild: Während Vox und RTL die beiden größten Verlierer waren, konnten Sat.1 und ProSieben zulegen - und das trotz Olympia und EM 2008.
Diese beiden Sport-Großereignisse halfen natürlich ARD und ZDF - doch berücksichtigt man das, fiel das Jahresergebnis insbesondere für Das Erste ernüchternd aus. Beim Gesamtpublikum blieb trotz der quotenstarken Sport-Monate nur eine Stagnation auf niedrigem Niveau. In größere Probleme geriet zuletzt auch RTL II, das nur dank einer starken ersten Jahreshälfte Schlimmeres verhindern konnte. Genau umgekehrt sah es bei kabel eins aus. Die Entwicklung der Sender im Einzelnen...
RTL: Ältere Zuschauer wenden sich ab
Keine Überraschung: Auch 2008 war RTL wieder mit Abstand Marktführer in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Im Juni wäre die seit September 1992 einmalige Erfolgsserie aber um ein Haar gerissen: Im EM-Monat lagen RTL, ARD und ZDF mit jeweils 13 Prozent Marktanteil gleichauf an der Spitze.
Die schwachen Sport-Monate machten sich bei RTL auch im Jahresergebnis bemerkbar: Der Dauer-Marktführer büßte 0,3 Prozentpunkte ein und kam noch auf einen Jahresmarktanteil von 15,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Der Vorsprung vor dem Zweitplatzierten betrug damit aber immer noch beeindruckende 3,9 Prozentpunkte.
Besonders auffällig aber: Bei RTL bleiben in den letzten Jahren mehr und mehr die älteren Zuschauer weg. Noch 2003 war RTL mit 14,9 Prozent Marktanteil sogar Marktführer vor der ARD beim Gesamtpublikum. Doch danach ging's steil bergab. Im vergangenen Jahr büßte RTL noch einmal 0,6 Prozentpunkte ein und kam nur noch auf einen Jahresmarktanteil von 11,8 Prozent. Damit war RTL immer noch der stärkste Privatsender, lag aber schon 1,6 Prozentpunkte hinter dem Marktführer.
Vox: Vom Quotenstar zum größten Verlierer
Noch größere Verluste als RTL musste nur der in den Jahren zuvor so erfolgsverwöhnte Schwestersender Vox hinnehmen. Nachdem der Sender in der Vergangenheit Jahr für Jahr kräftig zulegen konnte, erlebte man in Köln nun einen Dämpfer auf der Jagd in die erste TV-Liga.
Im Jahresvergleich blieb ein Minus von 0,4 Prozentpunkten auf dem Konto. Mit 7,5 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen war 2008 aber dennoch das zweitbeste Jahr der Sendergeschichte. Probleme gab es vor allem in der ersten Jahreshälfte. Von Januar bis Juni sanken die Quoten kontinuierlich ab. Im Herbst gelang dann aber zunächst die Trendwende und der erneute Sprung über die 8-Prozent-Marke. Auch wenn diese zum Schluss hin nicht mehr gehalten werden konnte, besteht für 2009 also durchaus Hoffnung.
Auch beim Gesamtpublikum gab es erstmals seit 1998 wieder einen Verlust im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. 0,3 Prozentpunkte ging es auf einen Jahresmarktanteil von 5,4 Prozent hinab. Damit liegt Vox aber weiterhin näher an ProSieben als an seinen Kollegen der 2. TV-Liga RTL II und Vox, die bei unter 4 Prozent Marktanteil festhingen.
Sat.1: Größter Gewinner auf niedrigem Niveau
Während die RTL-Gruppe also in der Jahres-Endabrechnung wenig zu feiern hat, macht das gebeutelte ProSiebenSat.1 zur Abwechslung mal positive Schlagzeilen. Einer der größeren Gewinner des vergangenen Jahres war Sat.1, das trotz des von den Sport-Großereignissen geprägten Jahres 0,2 Prozentpunkte zulegen konnte.
Allerdings war das Jahr 2007 für Sat.1 auch eine einzige Katastrophe. 0,7 Prozentpunkte büßte Sat.1 damals nochmals ein, nachdem bereits im Vorjahr ein Minus von einem Prozentpunkt zu Buche stand. Der Zugewinn kann also höchstens ein Anfang sein. Zumal im November und Dezember die 11-Prozent-Marke schon wieder unterschritten wurde. Nur im April konnte Sat.1 einmal mit 11,8 Prozent Marktanteil so richtig überzeugen - der Champions League sei Dank.
Deutlicher als bei den werberelevanten Zuschauern fiel der Aufschwung beim Gesamtpublikum aus. Satte 0,7 Prozentpunkte legte Sat.1 hier auf 10,3 Prozent Marktanteil zu. In diesem Jahrtausend lief es nur 2005 besser für Sat.1. Grundlage für den Erfolg waren vor allen Dingen die erstarkten Gerichtsshows am Nachmittag, die vor allem bei den älteren Zuschauern stärker denn je laufen. Auch mit seinen Fußball-Übertragungen konnte Sat.1 auch beim älteren Publikum überproportional punkten.
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