Der Start der neuen Talkshow "Natascha Zuraw" ging am Montag völlig in die Hose. Gerade mal 480.000 Zuschauer ab drei Jahren wollten die Fließband-Abfertigung von gleich fünf verschiedenen Gästen und Themen sehen. Das entsprach miserablen 5,5 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum. Besonders bitter: Im Vergleich zu Oliver Geissen, der direkt davor talkte, schalteten fast 400.000 Zuschauer ab. Dass der als "konfrontativem Talk" angekündigten Show dann auch noch der Krawall-Faktor völlig abging, half mit Sicherheit auch nicht.
Kaum besser sah es in der werberelevanten Zielgruppe aus: Der Marktanteil lag für "Natascha Zuraw" hier zum Auftakt bei erschreckend schwachen 8,3 Prozent - und damit noch unter dem, was RTL zuletzt mit Dokusoap-Wiederholungen auf diesem Sendeplatz erreichte. Mit dem Genre Daily Talk hat RTL womöglich aufs falsche Pferd gesetzt - denn auch Oliver Geissen tut sich bereits seit Wochen schwer und liegt immer wieder unter Senderschnitt. Auch am Montag war das nicht anders: Gerade mal 13,1 Prozent erreichte der Talk trotz Naddel als Gast.
Keine Besserung brachte an Tag 1 des neuen Nachmittags auch die Dokusoap "Mitten im Leben", die RTL sich offenbar bei ProSieben abgeschaut hat. Doch während dort Formate wie "We are Family" Topquoten holen, blieb "Mitten im Leben" bei enttäuschenden 10,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe hängen. Nur 570.000 Zuschauer ab drei Jahren sahen insgesamt zu. Zum Vergleich: "Richter Alexander Hold" kam zur gleichen Zeit bei Sat.1 auf 2,3 Millionen Zuschauer und stolze 21,9 Prozent in der Zielgruppe.
Den besten Start am neuen RTL-Nachmittag legte da noch Wolfram Kons mit der Neuauflage der Gameshow "Einer gegen Hundert" hin. 13,9 Prozent betrug hier der Marktanteil in der Zielgruppe - angesichts des miesen Vorprogramms und der traditionellen RTL-Schwäche auf diesem Sendeplatz zumindest kein Totalausfall. Mit 850.000 Zuschauern ab drei Jahren war "Einer gegen Hundert" in jedem Fall der mit Abstand stärkste Neustart am RTL-Nachmittag.
Um den neuen RTL-Nachmittag abzuschreiben ist es derzeit zwar sicherlich noch zu früh - denn besonders in der Daytime ist der Zuschauer in erster Linie auch ein Gewohnheitstier und Änderungen wirken sich häufig erst langsam aus. Dass "Natascha Zuraw" trotz Neugierfaktor aber sogar noch schlechtere Quoten holte als die Dokusoap-Wiederholungen zuletzt ist ein alarmierendes Zeichen und lässt zumindest bei diesem Format wohl nur Berufsoptimisten noch an einen mittelfristigen Erfolg glauben. In jedem Fall sollte man bei RTL weiter auf die Suche nach neuen Ideen für den Nachmittag gehen - denn noch heißt der große Gewinner der RTL-Reformen der letzten Monate weiter Sat.1, wo ausgerechnet die Gerichtsshows, die RTL ausgemustert hat, weiterhin so gut laufen wie seit Jahren nicht mehr.