Bild: Sat.1"Echte Fälle - Rechtskräftige Urteile" - so warb Sat.1 im Herbst 1999 für seine neue Sendung "Richterin Barbara Salesch", die werktäglich um 18 Uhr ausgestrahlt wurden. Weil Strafprozesse aber nicht im Fernsehen übertragen werden dürfen, wurde im Rahmen eines privaten Schiedsgerichts aber nur über eher belanglose Fälle geurteilt. Auch wenn manch Fall es zu einiger Berühmtheit brachten - der "Maschendrahtzaun"-Hype, den Stefan Raab entfachte, nahm seinen Anfang beispielsweise bei "Richterin Barbara Salesch - konnte die Sendung aus Quotensicht anfangs nicht überzeugen und lag im einstelligen Bereich.

Daher entschied man sich fast genau ein Jahr nach dem Start zu einer kompletten Überarbeitung des Konzepts. "Richterin Barbara Salesch" wurde in den Nachmittag verschoben, die Sendezeit auf eine Stunde verlängert und statt Schiedsgericht gab es nun strafrechtliche Fälle aller Art. Echt waren seitdem nur noch Richterin Salesch, die Staatsanwälte und Verteidiger, die Fälle hingegen frei erfunden, Angeklagte, Zeugen und so weiter fortan von Laienschauspielern dargestellt.

Die Änderung zeigte Erfolg: Die Quoten schossen in die Höhe, teils auf Marktanteile über der 30-Prozent-Marke und machten Sat.1 mit einem Mal zum Marktführer am Nachmittag. Schnell gab es nicht nur bei Sat.1 mit "Richter Alexander Hold" eine zweite Gerichtsshow, auch RTL bastelte sich gleich drei Formate dieser Art. 2002 durfte "Richterin Barbara Salesch" sogar zwei Mal in der Primetime ran und holte dort ebenfalls ordentliche Quoten. Durch die steigende Anzahl an Gerichtsshows, die bei RTL und Sat.1 zudem gleichzeitig gegeneinander liefen, begannen die Quoten ab 2005 aber spürbar zu sinken, auch wenn Salesch immer deutlich über Senderschnitt lag.

Der Gerichtsshow-Boom, so schien es, klang langsam ab. RTL reagierte und musterte in den letzten Monaten bereits zwei seiner drei Gerichtsshows aus, mit dem "Strafgericht" verlässt in Kürze auch die dritte und letzte den Bildschirm. Doch während RTL seit dem Abschied von seinen Gerichtsshows am Nachmittag erst recht kein Bein mehr auf den Boden bekommt, heißen die großen Profiteure des RTL-Ausstiegs Barbara Salesch und Alexander Hold.

Püntklich zur 1500. Sendung, die "Richterin Barbara Salesch" am Donnerstag feiern kann, erlebt sie aus Quotensicht gewissermaßen ihren zweiten Frühling. Am Mittwoch etwa lag der Marktanteil in der Zielgruppe bei hervorragenden 19,1 Prozent, im Schnitt erreichte Salesch in diesem Jahr bislang 18,0 Prozent und somit fast drei Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. Auch dort war der Jahresschnitt schon vom Aufschwung im Herbst beeinflusst, im Vergleich zu den ersten Monaten 2007 wäre der Aufschwung noch deutlicher. "Richterin Barbara Salesch" hatte am Mittwoch fast doppelt so viele junge Zuschauer wie die zeitgleich ausgestrahlte Dokusoap "Unser neues Zuhause". Noch deutlicher ist der Abstand beim Gesamtpublikum, wo die Gerichtsshow derzeit so gut läuft wie seit dem Boom-Jahr 2002 nicht mehr. Im Schnitt liegt Salesch hier bei tollen 22,1 Prozent Marktanteil.

Während man bei RTL nun also händeringend nach einer Lösung des Nachmittagsproblems suchen muss, kann man sich bei Sat.1 ins Fäustchen lachen. Angesichts des jüngsten Quotenaufschwungs gibt es für den Berliner Sender keinen Grund, nicht an seinen Gerichtsshows festzuhalten, die zudem sogar in der Wiederholung zur Mittagszeit gute Quoten holen. Angesichts dessen dürften zu den 1500 Folgen "Richterin Barbara Salesch" wohl noch etliche hinzukommen.

Grafik: DWDL.de

(Grafik: Der durchschnittliche Marktanteil von "Richterin Barbara Salesch" bei den 14- bis 49-Jährigen)