Man muss schon sehr weit zurückschauen: Im September 2006 - das war der Monat, in dem das Finale von "Verliebt in Berlin", in dem Lisa Plenske David Seidel das Ja-Wort gab, dem Berliner Sender Traumquoten bescherte - konnte Sat.1 zuletzt einen Monatsmarktanteil mit einer 11 vor dem Komma präsentieren. Doch mit Lisa Plenske verließ den Sender gleichzeitig auch der Erfolg. Es folgte nicht nur eine Schwächephase am Vorabend, sondern auch massenhaft Flops in der Primetime. 16 Monate lang dümpelte Sat.1 fortan zwischen 10,1 und 10,9 Prozent Marktanteil vor sich hin.
Vor diesem Hintergrund kann man sich vielleicht ausmalen, wie befreiend die Schlagzeile "Sat.1 knackt im Februar die 11-Prozent-Marke", die die Berliner freudig per Pressemitteilung verkündeten, für alle in diesem Sender wirken muss. Es war zum Schluss noch einmal knapp, aber Sat.1 schaffte im Februar die Punktlandung mit genau 11,0 Prozent in der Zielgruppe - auch wenn man sich den Ausklang des Monats sicher anders vorgestellt hatte als mit dem Flop von "Ich Tarzan, Du Jane".
Die Grundlage des Aufschwungs bei Sat.1 liegt zu einem guten Stück in der Daytime, wo die Berliner klar von der RTL-Schwäche profitieren und im Februar noch einmal zulegen konnten. In der Primetime gibt es hingegen noch einige Baustellen - doch vor allem die US-Filme am Montagabend, die eigenproduzierten Filme am Dienstag funktionieren inzwischen wieder richtig gut. Nicht nur in der Zielgruppe lief es für Sat.1 im Februar wieder besser, auch beim Gesamtpublikum gibt es etwas zu feiern: Erstmals seit August 2006 schaffte es Sat.1 wieder auf einen zweistelligen Marktanteil von diesmal 10,2 Prozent. Im Vergleich zum Februar 2007 ist das ein Zugewinn von 0,6 Prozentpunkten.
Hat Sat.1 also nun die so lange herbeigesehnte Trendwende geschafft? Mit ausschlaggebend wird sein, wie sich der neue Vorabend, der Mitte März an den Start geht, schlagen wird. Und wichtig wird für Sat.1 auch, ob RTL sein Nachmittagsproblem endlich in den Griff kriegt - dann könnten dort die Quoten der Berliner auch wieder sinken. Von einem robusten Aufschwung sollte man also vorsichtshalber lieber noch nicht ausgehen in Berlin.
Die weiteren Gewinner des Monats
Freuen darf man sich im Hause ProSiebenSat.1 auch über die Performance des zweiten großen Senders: ProSieben legte im Februar noch einmal 0,4 Prozentpunkte auf nun 11,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe zu. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug der Zugewinn sogar satte 0,8 Prozentpunkte. Beim Gesamtpublikum ging es um 0,1 Prozentpunkt auf 6,6 Prozent Marktanteil hinauf. Insgesamt sieht es derzeit in der Primetime recht rosig aus für die Unterföhringer. Am Mystery-Montag scheint man mit "Eureka" einen neuen Quotenhit gefunden zu haben, Uri Gellers Nachfolgersuche lief gut, die Topmodel-Suche startete hervorragend, die US-Serien am Mittwoch liegen weit über Senderschnitt und auch über die Performance der Blockbuster am Wochenende kann man sich nicht beschweren.
Zufrieden sein dürfte man sicherlich auch bei RTL II, das im Februar um 0,4 Prozentpunkte auf einen ordentlichen Monatsmarktanteil von 6,3 Prozentin der Zielgruppe zulegte. Auch beim Gesamtpublikum ging es wieder deutlich bergauf: 3,9 Prozent betrug der Marktanteil im Februar, das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als noch im Monat zuvor. Allerdings lief der Januar für RTL II auch recht schwach, die Vergleichswerte lagen also auf niedrigem Niveau.
Als Gewinner darf sich schließlich - wenn auch mit Abstrichen - auch die ARD betrachten. Beim Gesamtpublikum baute Das Erste seine Marktführung sogar noch einmal deutlich aus und legte - anders als die Konkurrenz - 0,2 Prozentpunkte auf 13,8 Prozent Marktanteil zu. Damit liegt Das Erste nun schon 0,9 Prozentpunkte vor dem ersten Verfolger. Dennoch: Im Vergleich zum Vorjahr ging es um 0,5 Prozentpunkte bergab. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen gab es leichte Einbußen. Mit 7,6 Prozent Marktanteil im Februar liegt Das Erste hier aber immerhin noch über dem Jahresschnitt 2007.
Die großen Verlierer: ZDF, RTL und kabel eins
Für den zweiten großen öffentlich-rechtlichen Sender lief der Februar hingegen nicht wie gewünscht. Hier machte sich beispielsweise das Fehlen einer "Wetten, dass..?"-Ausgabe bemerkbar. Jedenfalls sackte der Marktanteil beim Gesamtpublikum deutlich um 0,6 Prozentpunkte auf 12,9 Prozent Marktanteil ab. Noch stärker fiel der Einbruch bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern aus, wo es satte 1,2 Prozentpunkte bergab ging auf nur noch äußerst magere 6,2 Prozent - und damit sogar noch hinter RTL II.
Auch der Dauermarktführer in der jungen Zielgruppe RTL kann mit dem Februar nicht wirklich zufrieden sein. Bei den 14- bis 49-Jährigen büßte der Kölner Sender 0,7 Prozentpunkte ein und kam nur noch auf einen Marktanteil von 15,5 Prozent in der Zielgruppe. Gefährlich nah kam RTL aber natürlich dennoch niemand. Auch beim Gesamtpublikum ging es 0,3 Prozentpunkte auf nun nur noch 11,5 Prozent Marktanteil hinab. Schuld an den sinkenden Quoten sind neben der großen Krise am Nachmittag auch Probleme in der Primetime, etwa mit den deutschen Serien am Donnerstag oder auch vor allem nach Jauch am Montagabend.
Nicht wie erhofft läuft das Jahr bislang für kabel eins. Nach dem ohnehin schon schwachen Januar ging es im Februar noch einmal 0,1 Prozentpunkt bergab auf nun 5,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Im Vergleich zum Februar 2007 lag das Minus sogar bei 0,4 Prozentpunkten. RTL II ist inzwischen schon über einen Prozentpunkt enteilt. Auch beim Gesamtpublikum ging es noch einmal um 0,1 Prozentpunkt bergab auf nun 3,3 Prozent.
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Bleibt noch Vox, das zwar kein richtiger Verlierer ist, das aber immerhin einen kleinen Dämpfer auf seinem Höhenflug hinnehmen musste. Im Vergleich zum Februar ging es um 0,2 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent Marktanteil zurück. Und erstmals seit langem ist auch im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Rückgang zu beobachten - wenn auch nur um 0,1 Prozentpunkt. Beim Gesamtpublikum verharrte Vox auf dem Vormonatswert von 5,7 Prozent.