Zu den großen Verlierern des Jahres gehören ganz sicher ARD und ZDF. Ohne WM und Olympische Spiele brachen die Marktanteile bei Jung und Alt drastisch ein - doch die fehlenden Sport-Großereignisse können nur einen Teil des Rückgangs erklären. Denn sowohl ARD und ZDF sanken auf einen neuen Tiefststand. Das Erste erzielte im abgelaufenen Jahr einen durchschnittlichen Marktanteil von 13,4 Prozent, das waren 0,8 Prozentpunkte weniger als im Sportjahr 2006, aber auch 0,1 Prozent weniger als 2005. Dennoch reichte es noch mit deutlichem Abstand für die Marktführung vor dem ZDF, das auch 2007 wieder den zweiten Platz belegte.
Auch die Mainzer mussten 0,7 Prozentpunkte Verlust hinnehmen und fielen erstmals in ihrer Geschichte unter die 13-Prozent-Marke auf 12,9 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum. Zwischenzeitlich sah es in diesem Jahr für das ZDF schon sehr düster aus. Nach einem starken ersten Quartal kam im April der tiefe Sturz auf nur noch 12,0 Prozent Marktanteil. Bis zum Oktober sollte sich das ZDF nicht mehr richtig erholen. Und nur ein starker Dezember reichte dann eben auch nicht, um die zwischenzeitlichen Verluste wieder auszugleichen.
Noch stärker als beim Gesamtpublikum fielen die Verluste für ARD und ZDF bei den 14- bis 49-Jährigen aus. In dieser Altersgruppe ist das ZDF inzwischen bei einem traurigen Schnitt von 6,7 Prozent angekommen. Das waren 1,1 Prozentpunkte weniger als im vergangenen Jahr und auch 0,6 Prozentpunkte weniger als 2005 - auch hier kann der Verlust also nicht allein an fehlenden Sport-Großereignissen liegen. An zwei Monaten musste das ZDF 2007 sogar eine 5 vor dem Komma hinnehmen - eine Premiere für die Mainzer.
Für die ARD fiel der Verlust noch stärker aus. Das Erste sackte um 1,3 Prozentpunkte auf nur noch 7,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen 2008 ab. Erstmals fiel die das Erste somit unter die 8-Prozent-Marke - und das gleich derart deutlich. Nicht mal der sonst meist starke Dezember konnte diesmal etwas retten. Mit nur 7 Prozent Marktanteil lief der Monat sogar ungewöhnlich schlecht.
Sorgenkind Sat.1 und auch RTL und ProSieben nicht frei von Problemen
Die Privatsender konnten in der Zielgruppe fast durch die Bank leichte Gewinne verbuchen - was aber in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass die Quoten 2006 noch durch WM und Olympische Spiele gedrückt wurden. Einzig Sat.1 musste dennoch einen deftigen Verlust hinnehmen. Der durchschnittliche Marktanteil des Berliner Senders sank um 0,7 Prozentpunkte auf nur noch 10,6 Prozent im Jahresschnitt - ein sehr bedrückendes Ergebnis. Kein einziges Mal gelang Sat.1 im vergangenen Jahr der Sprung über die 11-Prozent-Marke. Von den Anfang 2006 von Guillaume de Posch ausgegebenen 12 Prozent wagte man wohl nicht mal zu träumen.
Die beiden anderen großen Privatsender konnten die Verluste aus dem vergangenen Jahr wieder wettmachen. RTL steigerte sich um 0,4 Prozentpunkte auf 16,0 Prozent und lag damit ebenso wie ProSieben, das 0,1 Prozentpunkt auf 11,7 Prozent Marktanteil zulegte, wieder auf dem Niveau des Vor-WM-Jahres 2005. Ein besseres Ergebnis vermasselte sich RTL selbst mit einem miserablen Jahresabschluss. Schon der November lief nur schwach, im Dezember kam dann sogar der Einbruch unter die 15-Prozent-Marke. ProSieben hingegen litt unter einem insgesamt schwachen Herbst. Erst im November kamen die Unterföhringer endlich in Schwung - allerdings so spät, dass direkt im Anschluss schon wieder die typische Jahresendschwäche einsetzte.
Während also von den großen Privatsendern wenigstens RTL und ProSieben ihre Position in der werberelevanten Zielgruppe immerhin verteidigen konnten, sah es ziemlich düster aus, wenn man das Gesamtpublikum betrachtet. RTL verlor hier 0,4 Prozentpunkte und kam mit 12,4 Prozent Marktanteil auf den schlechtesten Wert seit 1990. Ähnliches Bild bei Sat.1, das 0,2 Prozentpunkte einbüßte und 9,6 Prozent Marktanteil erreichte. Schlechter lief es auch hier zuletzt im Jahr 1990. ProSieben verlor 0,1 Prozentpunkt und kam mit 6,5 Prozent Marktanteil auf den schlechtesten Wert seit 1992.
Gleich zwei Rekorde in Reihe 2: Vox und kabel eins stark wie nie
Bleiben die drei Privatsender der zweiten Generation. Uneingeschränkt der größte Gewinner des Jahres war natürlich Vox, das auch in diesem Jahr kaum zu stoppen war und selbst im Jahresverlauf beinahe ununterbrochen zulegte. Das Ergebnis war ein Jahresmarktanteil von 7,9 Prozent, 0,8 Prozentpunkte als noch im Vorjahr. Im Oktober hatte Vox sogar bereits 8,7 Prozent Marktanteil erreicht. Vox überholte damit erstmals in seiner Geschichte sowohl das ZDF als auch die ARD bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern. Sogar noch stärker fiel der Aufschwung beim Gesamtpublikum aus. 0,9 Prozentpunkte ging es für Vox hier auf 5,7 Prozent Marktanteil hinauf.
Doch Vox war nicht der einzige mit einem Senderrekord: kabel eins gewann 0,2 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe hinzu und erzielte somit ebenfalls den höchsten Marktanteil in der Geschichte des Senders - allerdings schwächelte der Sender auf den letzten Metern etwas, was ein noch besseres Ergebnis verhinderte. Im Juli holte kabel eins schon einmal 5,9 Prozent Marktanteil. Die 6-Prozent-Marke zu knacken bleibt aber ein bislang unerreichtes Ziel. Angesichts der Top-Werte beim jungen Publikum kann man bei kabel eins sicher verkraften, dass beim Gesamtpublikum mit 3,6 Prozent Marktanteil Stagnation herrschte.
Trotz Senderrekords bleibt kabel eins aber nur auf Platz 8 der Hitliste der Sender. Davor platzierte sich auch 2007 wieder RTL II, das 0,3 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent Marktanteil zulegte und damit die Talfahrt der letzten Jahre beenden konnte. Mehr war unter anderem deshalb nicht drin, weil der neue Vorabend mit dem "Requardt" überhaupt nicht funktionieren wollte. "Big Brother" soll ab kommender Woche dann aber endlich wieder Besserungen bringen. Von den 7,5 Prozent, die noch 2004 erreicht wurden, ist der Sender damit nach wie vor weit entfernt. Beim Gesamtpublikum legte RTL II 0,1 Prozentpunkt auf nun 3,9 Prozent Marktanteil zu.