Der Unmut der Werbekunden, das mangelnde Interesse der Zuschauer, die Enttäuschung von Medienpolitikern und die heftig kritisierten Kommentatoren: Die "Tour de France" bei Sat.1 hat in den vergangenen Tagen viele Schlagzeilen gemacht, keine einzige davon war positiv.
Nur wenige Stunden dauerte am 19. Juli die Überraschung über den Coup von Sat.1 für den blitzschnellen Erwerb der Rechte, bevor es erste Kritik hagelte und sich die Radsport-Übertragung am Ende weder als Marketing- noch als Quoten-Coup entpuppten. Entsprechendes hatte ProSiebenSat.1-Chef Guillaume de Posch erhofft - und lag völlig daneben.
Dennoch hielt Sat.1 bis zum Ende durch, auch wenn die Marktanteile grundsätzlich einstellig blieben und nie ansatzweise eine Million Zuschauer die Tour de France bei Sat.1 verfolgten. Auch verärgerte Werbekunden und deutliche Rabatte bei den Werbepreisen nahm man in Kauf. Umso glücklicher scheint man in Berlin über das Ende dieses völlig misslungenen Ablenkungsversuch, der vor anderthalb Wochen die Negativschlagzeilen über den Sparkurs im Sender verdrängen sollte.
Am Sonntag gab es erstmals eine bewertende Aussage von Senderseite. "Die 'Tour' hat an Relevanz eingebüßt, was an der Glaubwürdigkeit der Veranstaltung liegt. Für uns stellt sich das Thema Radsport derzeit nicht", lautet das offene Fazit von Sat.1-Sprecherin Kristina Faßler. Und sie setzt nach: "Die 'Tour' gehört nicht mehr in einen großen Sender".