Quelle der Daten für diesen Artikel: AGF Videoforschung

Es war kurz nach Beginn der regulären Primetime um 20:15 Uhr, als die ersten Meldungen über den Ticker liefen: Christian Lindner will Neuwahlen. Und nur wenige Minuten später: Bundeskanzler Scholz entlässt Lindner. Das Ampel-Aus war damit besiegelt - und in vielen Sendern begann hektisches Umplanen, Sondersendungen wurden ins Programm genommen oder verlängert. Ein Blick auf die Quoten zeigt nun: Das war durchaus gerechtfertigt. 

Spannend ist ein Blick auf fast alle Sender: Im Ersten war ein für 45 Minuten eingeplanter "Brennpunkt" zu sehen, der dann auf 120 Minuten verlängert wurde. Wollte man zunächst eigentlich nur über Donald Trump und die USA sprechen, ging es später vor allem um das Aus der Ampel-Koalition. 3,81 Millionen Menschen sahen zu, der Marktanteil lag bei 15,5 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden sogar 18,6 Prozent gemessen. Eine anschließende XXL-Ausgabe der "Tagesthemen" kam auf 3,28 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sowie 21,1 (gesamt) und 20,1 Prozent (14-49). 

Noch höhere Reichweiten verzeichnete allerdings das ZDF, das zunächst mit "Aktenzeichen XY" in die Primetime gestartet war. Hier sahen 4,75 Millionen Menschen zu, nach rund einer Stunde wurde die Sendung allerdings abgebrochen, stattdessen meldet sich Philip Wortmann und moderierte eine News-Sondersendung, die von 5,29 Millionen Menschen gesehen wurde - eine höhere Reichweite erreichte am Mittwoch keine Sendung. Der Marktanteil lag bei 21 Prozent und auch bei den Jüngeren wurden hervorragende 19,4 Prozent gemessen. 

Das "heute journal" konnte die hohen Quoten im Anschluss halten, hier sorgten 4,67 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer für insgesamt 19,9 Prozent Marktanteil. Beim jungen Publikum waren 16,8 Prozent drin. Bereits am Vorabend nahmen die Mainzer übrigens ein "ZDF spezial" zur US-Wahl ins Programm, das kam auf 12,7 Prozent beim Gesamtpublikum bei einer Reichweite in Höhe von 2,94 Millionen. Die "heute"-Nachrichten wurden zuvor noch von 3,77 Millionen Menschen gesehen. 

Und auch bei RTL hatte die Regierungskrise in Deutschland Auswirkungen auf das Programm. Bereits in einem um 20:15 Uhr eingeschobenen "RTL Aktuell Spezial" zur US-Wahl schaltete man kurz nach Berlin, nur um dann aber doch gegen 20:30 Uhr mit "DSDS" zu starten. Die Sondersendung erreichte 1,48 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, der Marktanteil lag bei 8,7 Prozent. Angesichts der dramatischen Entwicklungen entschied man sich in Köln allerdings dazu, die Castingshow nach rund einer Stunde noch einmal durch ein "RTL Nachtjournal Spezial" zu unterbrechen, das aber nicht über 3,2 Prozent hinauskam. 

Im Anschluss an "DSDS" sendete RTL noch "RTL Direkt", das von immerhin 1,08 Millionen Menschen gesehen wurde, beim jungen Publikum waren damit 7,3 Prozent drin. Sat.1 nahm derweil zur besten Sendezeit ebenfalls ein "Newstime"-Spezial auf Sendung, darin ging es aber ausschließlich um den Sieg von Donald Trump. Mit 4,4 Prozent Marktanteil lief es recht verhalten, 640.000 Menschen sahen zu. Die reguläre Ausgabe der Nachrichten kam davor noch auf 670.000 und 3,3 Prozent. 

Dafür sendeten die Nachrichtensender am Abend lange live und wurden dabei mit hohen Quoten belohnt - allen voran ntv, das gleich mehrfach den Sprung in die Top 25 der meistgesehenen Sendungen in der klassischen Zielgruppe schaffte. So wurde das Statement von Olaf Scholz beim Sender von 820.000 Menschen gesehen, beim jungen Publikum entsprach das 5,3 Prozent Marktanteil. Aber auch bei Welt war das Interesse riesig, der Springer-Sender erreichte zur gleichen Zeit 530.000 Zuschauende sowie 3,3 Prozent. 

Am Ende waren ntv und Welt die mit Abstand erfolgreichsten Sender in der Sparte, ntv beendete den Mittwoch mit einem Tagesmarktanteil in Höhe von 3,4 Prozent, bei Welt waren es 3,3 Prozent. Und auch Phoenix landete bei sehr starken 2,0 Prozent. Mit einer rund eineinhalbstündigen Sondersendung erreichte der Sender ab 20:40 Uhr im Schnitt eine halbe Million Menschen, der Marktanteil in der jungen Altersklasse betrug 3,5 Prozent. "Phoenix Runde" lag später noch bei 400.000 und 2,9 Prozent. 

Live-Wahlberichterstattung in der Nacht

Und dann war da ja nicht nur die abendliche Berichterstattung über US-Wahl und Ampel-Aus, auch in der Nacht auf Mittwoch waren etliche Sender live drauf, weil da das Präsidentschaftsrennen zwischen Donald Trump und Kamala Harris noch gar nicht entschieden war. Auch hier verzeichnete das ZDF die höchste Reichweite: 450.000 Menschen sahen zu, im Ersten waren es 360.000. Mit klar zweistelligen Marktanteilen in beiden wichtigen Zuschauergruppen lief es sehr gut. 

Aber auch bei RTL und ntv kann man zufrieden sein: Alleine bei RTL erreichte die gemeinsame Wahlsendung 190.000 Menschen, in der klassischen Zielgruppe waren so 13,5 Prozent Marktanteil drin. Durch die zusätzliche Ausstrahlung bei ntv kamen noch einmal 80.000 Zuschauerinnen und Zuschauer hinzu, das entsprach 2,7 Prozent. Bei Welt sahen in der Nacht rund 70.000 Menschen zu, teilweise lag der Nachrichtensender damit bei mehr als 6 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe - hier wurden aber verschiedene Sendungsteile ausgewiesen. 

ProSieben und Sat.1 kamen mit ihrer gemeinsamen "Newstime"-Sendung in der Nacht der US-Wahl auf 120.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, in Sat.1 waren 5,1 Prozent Marktanteil drin, bei ProSieben nur 3,4 Prozent. Während die Quoten hier also überschaubar blieben, drehte zumindest in Sat.1 das "Frühstücksfernsehen" mächtig auf: 390.000 Zuschauende sorgten hier für 15,5 Prozent. Weil die Sendung ausnahmsweise auch bei ProSieben zu sehen war, kamen von dort noch weitere 60.000 Menschen hinzu, für den Sender waren damit aber nur schlechte 2,2 Prozent drin.  

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.8; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;