Der Mai ist in diesem Jahr ein wirklich toller Serien-Monat. Und nicht nur, weil zum Beispiel "American Gods" begonnen hat oder die Fortsetzung von "Twin Peaks“ und die neue Staffel "House of Cards" starten. Sondern auch, weil unter den spannenden Mai-Serien auch zwei deutsche sind, die mein Herz erfreuen und Hoffnung auf mehr machen: "4 Blocks" und "Hindafing".

"4 Blocks" ist ein beeindruckendes Mafia-Drama, das in Berlin-Neukölln spielt und sich um einen libanesischen Familienclan dreht, der ins organisierte Verbrechen verstrickt ist. Erinnerungen an "Die Sopranos" und "Gomorrha" werden wach. (Mehr zu "4 Blocks" bei DWDL.de gibt's hier.) "Hindafing" dagegen spielt in der bayerischen Provinz, im Mittelpunkt der streckenweise brillianten Serie steht der junge Bürgermeister Alfons Zischl. Er ist Crystal-Meth-abhängig, hochverschuldet und hochkorrupt - und er ist sehr gut darin, immer die falsche Entscheidung zu treffen, was ihn immer tiefer nach unten zieht. Erinnerungen an "Fargo" werden wach. (Mehr zu "Hindafing" bei DWDL.de gibt's hier.) Und beide Serien entstehen in der Nische: "4 Blocks" ist die dritte Serien-Eigenproduktion des deutschen Bezahlsenders TNT Serie, "Hindafing" eine Produktion im Auftrag des Bayrischen Rundfunks - zu sehen im BR und im Web, nicht im Ersten.

Und genau das Entstehen in der und für die Nische ist der Grund, warum die Serien für mich attraktiv sind. Als ich beide guckte, wusste ich: Die sind für Leute wie mich gemacht. Leute, die mit Leidenschaft viele verschiedene Serien unterschiedlicher Genres schauen, darunter viele, die anspruchsvoll erzählt sind oder eine besondere Bildsprache haben oder von üblichen Seh- und Erzählgewohnheiten abweichen. Oder alles auf einmal. Also: Leute, die sich in Sachen Serien gerne mal auf etwas Neues einlassen. 

Wenn man zwei andere deutsche Serien-Produktionen, die ebenfalls in diesem Frühjahr veröffentlicht wurden, daneben stellt, wird vielleicht deutlicher, was ich meine: "Charité" und "You are Wanted". Ersteres eine ARD-Produktion, die zu bester Sendezeit im Ersten lief und von mehreren Millionen Zuschauern geguckt wurde, zweiteres die mit Spannung erwartete erste deutsche Amazon-Serie von und mit Matthias Schweighöfer. Wie viele Zuschauer Schweighöfers Serie gesehen haben, verrät Amazon leider nicht. Aber offenbar war man zufrieden mit dem Ergebnis, weil kurz nach der Veröffentlichung die zweite Staffel bestellt wurde. (Mehr zu "Charité" bei DWDL.de gibt's hier, mehr zu "You are Wanted" bei DWDL.de hier.) Natürlich habe ich in beide Serien reingeschaut - und mich gefreut. Allerdings nicht, weil beide Serien beim Gucken mein Herz erfreuten wie die beiden oben genannten. Sondern, weil mir dabei klar war: Die Serien sind nichts für Leute wie mich, aber sie sind sehr gut gemachte, anspruchsvolle Serien für ein anderes Publikum. Und wenn sie dort erfolgreich sind, ist das gut. Denn wenn solch hochwertige Produktionen Erfolg im Mainstream haben, ist das ein Erfolg für die neue deutsche Serie an sich.

Aber beide Serien wurden erst dadurch möglich, dass in der Nische herumprobiert wurde, dass man auf hochwertige Produktionen in den USA, in Großbritannien und in Skandinavien geschaut hat. Dass man gesehen hat: Oh, aufwendige Serien können auch im Massenpublikum Erfolg haben. Und dass man sich nicht kollektiv entmutigen ließ vom Abschneiden von "Deutschland 83" beim deutschen Publikum.

Ich freue mich schon sehr auf die nächsten vier Folgen von "4 Blocks" - "Hindafing" habe ich dank Vorab-Veröffentlichung in der Mediathek bereits durchgeschaut. Übrigens, obwohl es eigentlich keine Mai-Serie ist, sondern früher veröffentlicht wurde: "Wishlist" gehört für mich trotzdem dazu. Denn ich habe die Mystery-Serie erst im Mai gesehen. Und mich genauso daran erfreut wie an den anderen beiden. Dass Radio Bremen eine vielversprechende Webserie für das junge ARD/ZDF-Angebot funk produziert, finde ich einfach großartig. Es geht um ein paar Jugendliche in Wuppertal, die einer App verfallen, die ihnen Wünsche erfüllt - allerdings Gegenleistungen einfordert. Eine interessante Idee, toll umgesetzt. Im März gab's dafür sogar den Grimme-Preis.

Jetzt hoffe ich natürlich auf weitere spannende deutsche Produktionen in der Nische für Leute wie mich. Und natürlich auf weitere hochwertige deutsche Serien fürs Massenpublikum. Das deutsche Serienjahr 2017 wird noch die eine oder andere Überraschung für uns bereithalten, da bin ich mir sicher. 

Und zum Schluss noch einen Hörtipp und ein paar Gucktipps: 

Im DWDL.de-Podcast "Seriendialoge" geht es in dieser Woche um die Serie, die vor fast 16 Jahren Cliffhanger auf einen neuen Level gehoben hat: "24". Mit Astrid Quentell, Chefin der Sony Pictures Film- und Fernsehproduktion, spreche ich über die Faszination der Serie, die hohe Kunst der überraschenden Wendung und darüber, warum Kiefer Sutherland die perfekte Besetzung für "Designated Survivor" ist. Klicken Sie auf folgenden Audio-Player, um die Folge anzuhören:

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Auf diesen Augenblick haben Millionen David-Lynch-Fans seit Monaten gewartet: Die Fortsetzung von "Twin Peaks" läuft in den USA am 21. Mai auf Showtime an, ist ab US-Ausstrahlung in den Sky-Streamingangeboten zu sehen und startet am 25. Mai beim Bezahlsender Sky Atlantic HD.

Eine Familienserie, die überrascht, sehr sehenswert ist und in den USA Massen begeistert hat: Die NBC-Serie "This is us" mit Milo Ventimiglia läuft ab 24. Mai bei ProSieben. Die erste Folge soll vorab im Webangebot von ProSieben zu sehen sein.

Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das gucken, über das ich schreibe?

"4 Blocks": Läuft montagabends beim Bezahlsender TNT Serie. Ist auch bei den Sky-Streamingdiensten zu sehen. Welcher frei-empfangbare Sender die Serie zeigen wird, ist noch nicht bekannt. 

"Hindafing": Läuft dienstagabends im BR, alle sechs Folgen sind bereits jetzt online zu sehen.

"Wishlist": Alle Folgen gibt's bei YouTube. Oder im Web-Auftritt von funk.

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