Achtung, dies wird ein "Was ich noch sagen wollte ..."-Text. Das bedeutet: Ich trage hier zwei Dinge nach, die ich in früheren Kolumnentexten angerissen hatte und dann beschäftige ich mich mit einer leckeren Kleinigkeit. So, genug vorgewarnt.

Beginnen wir mit einer Sache vom September 2016. Damals war ich mit zwei DWDL-Kollegen wegen der Emmy-Verleihung in Los Angeles und wir haben den Aufenthalt dort genutzt, um verschiedene Produktionsstudios zu besuchen. Das habe ich zum Anlass genommen, folgenden Text zu schreiben: "Achtung, Set-Besuch auf eigene Gefahr". (Wer den jetzt nicht lesen will, die Kurzfassung lautet: Ich war unter anderem am Set von "Grace and Frankie" und befürchtete nun, dass mir das für die nächste Staffel die Illusionen raubt, weil die Düne und das Meer, die im Hintergrund hin und wieder zu sehen sind, in echt sehr unecht aussehen.) Die dritte Staffel "Grace and Frankie" ist nun seit Ende März verfügbar und ich muss gestehen, dass ich mich ein bisschen davor gedrückt habe, sie anzuschauen.

Am Montag endlich habe ich reingeschaltet. Und nein, eigentlich war es kein Problem für mich, mich der Illusion wieder hinzugeben. Der Illusion, dass es sich um ein echtes Haus in Kalifornien handelt, das nicht von den kahlen Wänden der Produktionshalle umgeben ist, sondern von anderen Häusern, einer Straße und dem Meer. Der Illusion, dass es ein oberes Stockwerk gibt und dass man, wenn man im Erdgeschoss den Blick nach oben richtet, eine Zimmerdecke sieht und keine offenen Balkenkonstruktionen, Scheinwerfer und Kabel. Aber - ja, klar kommt jetzt ein Aber - ich musste immer dann stutzen, wenn die Szene auf der Terrasse spielte und vom Hausinnern aus aufgenommen wurde, man also den Blick aus dem Wohnzimmer heraus aufs Meer hatte. Dann fiel mir auf und wieder ein, wie unecht die Düne wirkt und wirkte (im Fernsehen allerdings etwas weniger unecht als in der Realität). Besonders auffällig: der Himmel, der dann zu sehen ist. Glücklicherweise kamen diese Einstellungen selten vor. Die beiden Male, die mir besonders aufgefallen sind, habe ich per Screenshot festgehalten. Das Bild oberhalb des Textes ist aus Episode 11, folgendes Bild ist aus Episode 13:

Die Kulisse von © Netflix

Und ja, auf den Fotos sieht es nicht so unecht aus. Aber in groß auf dem Fernseher wirkt das ganz anders. Übrigens: Die dritte Staffel "Grace and Frankie" macht Spaß. Aber daran hatte ich eigentlich auch nicht gezweifelt.

Kommen wir zu einem Thema, das erst drei Wochen her ist. Ich hatte Ende März über die HBO-Serie "Big Little Lies" geschrieben, das Finale stand allerdings noch aus. Das habe ich nun auch gesehen und kann nur sagen: Großartig! Meisterhaft gespielt und gefilmt! Meine Begeisterung für das Finale ändert allerdings nicht meine grundlegende Bewertung der Serie: dass das Drehbuch streckenweise Schwächen hat, die hervorragenden Schauspielerinnen und Schauspieler "Big Little Lies" aber zu einer sehr sehenswerten Serie machen.

Dem möchte ich noch ein paar Gedanken hinzufügen: Die Serie ist wahnsinnig gut gefilmt, Regisseur Jean-Marc Vallée hat eine grandiose Arbeit abgeliefert. Das ist am Finale besonders gut zu beobachten und wird unterstützt durch einen sehr guten Schnitt. Was mich zusätzlich verblüfft hat: Mit wie wenig Dialog das Finale auskommt, es wird erfrischend wenig erklärt, die Handlungen, Mimik und Gestik (gepaart mit dem Wissen, das das Publikum durch die anderen Folgen im Hinterkopf hat) sprechen für sich. Ich werde mir die Folge auf jeden Fall noch einmal anschauen, denn es gibt da eine Szene, die - aufgrund der Schauspielkunst von Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Laura Dern, Shailene Woodley und Zoë Kravitz - wirklich bemerkenswert ist. Ach ja, und die Schlussszene natürlich sowieso. Welche Gefühle diese Frauen in einem Gesichtsausdruck transportieren können, die mir direkt ins Herz gehen, hat mich verblüfft. Aus Spoilergründen kann ich auf beide Szenen natürlich nicht näher eingehen.

Und jetzt: zum Bier. Ron Swanson aus "Parks and Recreation" hat sein eigenes Bier - aber nicht in der Serie, sondern in echt. Ein Craftbeer aus Deutschland, es heißt "The Swanson" und kommt aus der Brauerei Berliner Bierfabrik. Mein Mann hat es entdeckt, gekauft und mir geschenkt, weil ich ein großer Fan der Figur Ron Swanson (gespielt vom fabelhaften Nick Offerman) bin. Wie es schmeckt, kann ich allerdings bisher nicht sagen, weil ich mich noch nicht entschieden habe, zu welcher Folge von "Parks and Recreation" ich es trinken will. Es gibt so viele großartige. Ach, immer diese Entscheidungen ... Vielleicht mache ich das doch per Zufallsprinzip, öffne die Episodenliste, schließe die Augen und tippe auf eine. Hm.

Ron-Swanson-Bier© Ulrike Klode
Was ich auf jeden Fall weiß: Warum das Bier so heißt. Ich habe nämlich einfach nachgefragt. Sebastian Mergel, einer der Gründer der kleinen Brauerei, hat mir geantwortet. Er ist Fan der Serie und auf meine Frage, wie sie auf den besonderen Namen gekommen sind, mailte er: "Das Bier ist ein dunkler Rauchbock. Das über Buchenholz - Ron liebt Holz! - geräucherte Malz gibt dem Bier einen leichten Geschmack nach Bacon und wir alle wissen, wie gerne Ron Bacon mag. Außerdem ist es ein dunkles Bier und wir alle wissen: 'Clear liquors are for rich women on diets'." Die Brauerei plant übrigens keine weiteren Biere, die nach Serien-Figuren benannt sind - "The Swanson" soll einzigartig bleiben. Mich würde interessieren, was Nick Offerman dazu sagt, dass Ron Swanson ein Bier gewidmet wurde.

Und zum Schluss noch ein zwei Gucktipps: 

Vorfreude! Die sechste Staffel von "Veep" geht am 16. April in den USA los, in Deutschland werden die Folgen zeitgleich zur US-Ausstrahlung bei Sky Go/Sky Ticket abrufbar sein. Die Polit-Satire wird sich neu erfinden müssen, weil ihre Haupfigur Selina Meyer aus dem Amt geschieden und nun Ex-Präsidentin ist. Die fünfte Staffel war überragend, ich bin sehr gespannt, ob die neuen Folgen da heranreichen können.

Für alle, die kein Netflix haben: ZDFneo zeigt die erste Staffel der sehenswerten Netflix-Serie "Orange is the New Black" ab 20. April wöchentlich donnerstags.

Das nächste Highlight, auf das ich mich in diesem Serienjahr freue: Die dritte Staffel von "Fargo" startet am 19. April in den USA bei FX, in Deutschland ist geht's am 21. April bei Netflix los, ebenfalls wöchentlich. Und wieder die bange Frage: Wird die neue Staffel an die grandiose Vorgänger-Staffel heranreichen können?

Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das gucken, über das ich schreibe?

"Grace and Frankie": Nur bei Netflix.

"Big Little Lies": Auf Sky Atlantic läuft die Serie seit 6. April immer sonntags. Die gesamte Staffel gibt's zum Beispiel bei folgenden Streamingdiensten: Amazon Video, Maxdome, iTunes und Sky Go/Sky Ticket.

"Parks and Recreation": Der Pay-Sender Sky 1 zeigt die Serie derzeit mehrmals die Woche. Folgende Streaminganbieter haben alle sieben Staffeln: iTunes und Videoload. Bei anderen Streamingdiensten sind nur ein paar Staffeln verfügbar. Gibt's auf DVD.

Wer mir auf Twitter folgen möchte, kann das hier tun: @FrauClodette.