Motivationsschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse - wie man sich vermeintlich richtig bewirbt, lernt man bereits früh in der Schule. Doch der Bewerbungsprozess hat sich in den vergangenen Jahren massiv geändert. War es bis vor zehn Jahren noch Standard, Bewerbungsmappen zu verschicken, so wollen die Unternehmen heute vor allem online eingereichte Bewerbungen. Inhaltlich sind aber nach wie vor goldene Regeln zu beachten, wie einige Personalchefs im Gespräch mit DWDL.de erklären.
Einig sind sich alle, was in den Anschreiben am wichtigsten ist: Die Bewerber müssen Interesse erkennen lassen uns ich mit dem Unternehmen sowie dem ausgeschriebenen Job befasst haben. Das klingt banal, gerät bei Menschen, die sich auf einen Schlag bei etlichen Firmen bewerben, oft aus dem Fokus. "Es muss deutlich werden, was den Bewerber konkret an der Stelle reizt und motiviert. Ist das gegeben, ist unser Interesse geweckt", sagt etwa Bavaria-Personalchef Thomas Penzkofer.
Grundsätzlich werden bei den meisten Unternehmen Online-Bewerbungen heute zwar bevorzugt, die klassischen Mappen oder andere Arten der Bewerbung haben aber noch längst nicht ausgedient, sie gibt es immer wieder. Die Personalchefs erzählen von ausgefallenen Bewerbungen in Filmdosen, in Comicoptik und Bewerbungen, die via QR-Codes auf Instagram-Profile verlinken. "Eine Bewerbung darf bei uns gerne mal aus der Reihe tanzen. Sie muss nicht unbedingt dem klassischen Aufbau folgen - ein moderner Lebenslauf darf auch optisch auffallen", sagt Thekla Haupt von der UFA.
Es gibt aber auch Medienunternehmen, bei dem klassische Bewerbungsverfahren außer Kraft gesetzt scheinen. Bei Tele 5 ist das so. Geschäftsführer Kai Blasberg hat vor einiger Zeit den Prozess der Mitarbeitersuche analysiert, Schwächen festgestellt und neu geordnet. Bei der von ihm verordneten Freiheit sei es dazu gekommen, dass die Mitarbeiter immer Kollegen eingestellt hätten, die ihnen besonders ähnlich gewesen seien. "Das war im Ergebnis teilweise mittelmäßig. Das können wir uns nicht leisten", sagt Blasberg. Deswegen hat der Senderchef den ganzen Prozess nun an sich gerissen. "Anders ist besser".
Gerade erst hat Blasberg fünf neue Mitarbeiter eingestellt, Creative Directors und Vermarktungsmitarbeiter. "Die sind zwar teurer als das, was wir bisher hatten, aber bringen auch ganz andere Expertisen mit." Dafür mussten einige andere, vorwiegend jüngere Kollegen gehen. Als mittelständiger Betrieb könne es man sich nicht leisten, "ganze Mittelschichten durchzuschleppen", so wie das große Konzerne tun würden, sagt Blasberg. Er rät jungen Menschen, sich genau zu überlegen, wo die eigenen Talente und Interessen liegen. "Wenn die Leute mit 17 oder 18 zu uns kommen, kann ich noch etwas mit ihnen anfangen. Wenn Sie erst einmal durch den Bologna-Prozess gelaufen sind, kann ich sie nicht mehr gebrauchen. Das ist etwas pauschal, aber im Prinzip läuft es so. Schule zerstört Neugier und Talent."