Real Time With Bill Maher © IMAGO / Everett Collection
Der Streik der Autorinnen und Autoren traf im Mai am unmittelbarsten die aktuell produzierten Late-Night-Formate, die sich somit seit viereinhalb Monaten in einer Zwangspause befinden. Während Stephen Colbert, Jimmy Fallon, Jimmy Kimmel, John Oliver und Seth Meyers sich die Zeit inzwischen mit einem gemeinsamen Podcast vertreiben und mit dessen Einnahmen ihre nun ohne Einkommen dastehende Belegschaft unterstützen, hat mit Bill Maher nun der erste angekündigt, aus dieser Front auszubrechen. In Kürze will er mit seinem HBO-Format "Real Time with Bill Maher" wieder auf Sendung gehen. Die Sendung werde ohne Autorinnen und Autoren anders aussehen, weil sie ohne die Teile auskommen muss, die von diesen geschrieben werden – wie etwa den Monolog. "Die Show, die ich ohne Autoren machen werde wird nicht so gut werden wie unsere normalen Shows. Punkt.", so Maher. "Aber das Herzstück der Show ist eine spontane Paneldiskussion, die darauf abzielt, den Bullshit und die vorhersehbare Parteilichkeit zu durchbrechen, und das wird auch weiterhin so bleiben. Die Show wird Sie nicht enttäuschen." Er liebe seine Autoren und sei ja auch einer von ihnen und er sympathisiere auch mit den Forderungen, für die gestreikt werde. Aber sie seien nicht die einzigen Menschen mit Problemen und Sorgen. Daher wolle er nicht weiter zusehen, wie so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Gewerken so sehr unter dem Streik leiden.

WGA Writers Guild of America © DWDL
Die Gewerkschaft Writers Guild of America bezeichnete die Entscheidung Mahers als "enttäuschend". Maher sei als WGA-Mitglied verpflichtet, die Streikregeln einzuhalten und dürfe auch nicht für sich selbst Gags oder ähnliches schreiben. Daher sei schwer vorstellbar, wie "Real Time with Bill Maher" fortgesetzt werden könne, ohne dass es zu einem Verstoß gegen die Streikregeln der WGA komme. Die WGA kündigte an, vor dem Studio, in dem die Sendung produziert wird, zu demonstrieren. Unterdessen kehren auch einige Daytime-Shows zurück: Drew Barrymore hat angekündigt, mit ihrem Daytime-Talk wieder zu starten, dabei aber auf die Einhaltung der Streik-Regeln von WGA und SAG-AFTRA zu achten. So dürfen in den Sendungen beispielsweise keine TV-Formate oder Filme promotet werden. Auch das CBS-Format "The Talk" will kommende Woche die Produktion wieder aufnehmen. 

AMPTP © AMPTP
Unterdessen kommt nach fast einem Monat Stillstand wieder etwas Bewegung in die Verhandlungen zwischen der Autorengewerkschaft WGA und der Studio-Vereinigung AMPTP. Nachdem bislang beide Seiten darauf beharrten, zwar gesprächsbereit zu sein, aber den Ball auf der Seite des jeweils anderen sahen, hat sich am Mittwoch die WGA ein Herz gefasst und um einen neuen Verhandlungstermin gebeten, der nun in der kommenden Woche stattfinden soll. Zuletzt hatte man sich am 18. August zu Verhandlungen getroffen, am 22. August fand noch ein Treffen zwischen der WGA und einigen Studiobossen statt. Danach hat man nur noch übereinander statt miteinander geredet. So ließ die WGA verlauten, dass die Studios, die einen fairen Deal wollen, ihre Haltung nunmal innerhalb der Studioallianz AMPTP durchsetzen müssten – oder sich alternativ vom aus WGA-Sicht "kaputten AMPTP-Modell", das eine Einigung verhindere, lösen. Diese behauptete Uneinigkeit zwischen den einzelnen Studios wies die AMPTP umgehend als Falschbehauptung zurück und forderte die WGA auf, auf den letzten Vorschlag einzugehen. Die Mitglieder der ebenfalls streikenden Schauspiel-Gewerkschaft SAG-AFTRA haben unterdessen der gegenwärtigen Führung um Fran Drescher mitten im Arbeitskampf unterdessen den Rücken gestärkt und sie mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.

Disney © Disney
Immerhin an einer anderen großen Streitfront wurde nun eine Einigung erzielt: Zehn Tage lang waren alle Sender von Disney beim zweitgrößten Kabelnetzbetreiber des Landes Charter Communications nicht zu sehen, erst dann einigte man sich auf einen neuen Vertrag – gerade noch rechtzeitig zum Start der neuen NFL-Season, deren Montagabendspiel sonst für Charter-Kundschaft nicht zu sehen gewesen wäre. Knackpunkt in den Verhandlungen war die Tatsache, dass die Konzerne immer mehr Geld in die Streaming-Dienste stecken, immer weniger in ihre linearen Sender, für deren Einspeisung die Kabelnetzbetreiber aber viel Geld überweisen und so die horrenden Anlaufverluste der Streamingdienste erst finanzieren. Die Einigung sieht nun vor, dass alle Charter-Kundinnen und -Kunden einen kostenfreien Zugang zum günstigsten Disney+-Abo mit Werbung bekommen, um diese Schieflage auszugleichen, ähnliche Vereinbarungen gibt es für ESPN+. Zudem nimmt Charter künftig deutlich weniger Kabelsender von Disney als bislang ab – und wird dementsprechend wohl auch deutlich weniger zahlen. Betroffenen Sendern wie FXX, Freeform oder Nat Geo Wild fehlt damit auf einen Schlag fast 20 Prozent ihrer bisherigen Reichweite – was Disney-Boss Bob Iger wohl in seiner kürzlich geäußerten Meinung bestärken wird, dass das lineare TV-Modell nicht mehr allzu lange tragen wird, zumindest nicht mit der bisherigen Vielzahl an Sendern. Berichte, Disney stehe schon kurz vor der Veräußerung seiner linearen Sender, verwies der Konzern aber ins Reich der Spekulation, man prüfe aber alle strategischen Optionen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Mord ist ihr Hobby © WDR/Universal Television
In den vergangenen Jahren wurde schon unzähligen alte TV-Marken neues Leben eingehaucht, nun ist offenbar "Murder, She Wrote" an der Reihe – in Deutschland bekannt als "Mord ist ihr Hobby". Das Original mit Angela Lansbury in der Rolle der Autorin und Hobby-Detektivin Jessica Fletcher lief von 1984 bis 1996 bei CBS, nun arbeitet man an einer Neuauflage – allerdings in serieller Form, sondern als Kinofilm, wie „Above the Line“ zuerst berichtete. Allzu viel ist über das Projekt noch nicht bekannt, fest steht nur, dass Lauren Schuker Blum und Rebecca Angelo als Autorinnen an Bord sind. Sie waren bereits vor Beginn des Autorinnenstreiks angeheuert worden, dürfen nun aber nicht an Skripten arbeiten, bis dieser Streik zu Ende ist. Apropos Film statt Serie: Diesen Plan verfolgt nun offenbar auch Disney bei "Lando" aus dem Star-Wars-Universum: Statt einer Serie für Disney+ ist nun ein Kinofilm in Entwicklung. Zu sehen ist das wohl auch vor dem Hintergrund, dass Disney die Investitionen in seinen Streamingdienst etwas zurückfährt, um schneller den Break Even zu erreichen.

Verlängert oder abgesetzt

Most Dangerous Game © Roku
"Most Dangerous Game": Die Serie mit Christoph Waltz wird keine dritte Staffel erhalten. Sie war einst vom kurzlebigen Shortform-Streamingdienst Quibi bestellt worden und landete nach dessen Einstellung bei Roku. Dort wurde eine zweite Staffel in Auftrag gegeben, die im Frühjahr dieses Jahres lief – aber wohl nicht so gut, wie man sich das erhofft hat. Nun hat Roku die Serie jedenfalls komplett aus dem eigenen Angebot entfernt – und folgt damit dem Vorbild anderer Anbieter, die inzwischen dazu übergegangen sind, das eigene Angebot häufiger „auszumisten“ und ältere oder wenig nachgefragte Inhalte von der Plattform zu entfernen. Das spart unter anderem Lizenzkosten und sorgt auch für Abschreibungen, was wiederum Steuern spart.

"One Piece": Die Live-Action-Umsetzung des Anime-Klassikers "One Piece" geht bei Netflix in eine zweite Staffel. Der Streamer gab genau zwei Wochen nach der Onlinestellung der ersten Staffel grünes Licht für die Fortsetzung. Iñaki Godoy spielt darin Monkey D. Ruffy, einen jungen Piraten, der die Meere nach dem mythischen Schatz von One Piece absucht, um König der Piraten zu werden.

US-Quoten-Update

Der Schwarm © ZDF/Staudinger + Franke/Serviceplan
Am Dienstag erreichte "Der Schwarm" die USA: Die maßgeblich vom ZDF mitfinanzierte internationale Serie lief dort beim kleinsten Network The CW an und erreichte am ersten Abend 0,37 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, das Zielgruppen-Rating lag bei 0,1 Prozent. Das klingt nicht nach viel, "The Swarm" gehört damit aber zu den erfolgreicheren CW-Sendungen der letzten Wochen und Monate, die vorausgehende Sendung "Inside the NFL" zählte im Schnitt 0,33 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Zudem erreichte die Wiederholung der ersten Folge am Mittwoch nochmal in etwa ebenso viele Personen wie die Erstausstrahlung am Tag zuvor - The CW dürfte mit den Zahlen also zufrieden sein.