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Beginnen wir das US-Update auch in dieser Woche mit dem alles überschattenden Thema: Den Streiks in Hollywood. Kurz zusammengefasst lässt sich sagen: Im Westen nichts Neues. Auch an Tag 130 des Streiks der Writers Guild of America (WGA) und an Tag 57 des Streiks der Gewerkschaft der Schauspielerinnen und Schauspieler zeichnet sich nach wie vor keine Lösung am Horizont ab, die kurzzeitig wieder aufgenommenen offiziellen Gespräche zwischen WGA und der Vereinigung der Studios ruhen nun auch bereits wieder seit fast drei Wochen. Beide Seiten betonen ihre Gesprächsbereitschaft, beide sagen aber, die Gegenseite sei am Zug. Der letzte Vorschlag der Studios datiert vom 11. August, die WGA hat diesen zurückgewiesen, weil die Forderungen nicht ausreichend addressiert worden seien. Die Studios wiederum bemängeln, dass die WGA ihnen zu wenig Spielraum für Verhandlungen lasse - und sind sich offenbar auch untereinander nicht einig, was man anbieten könnte, um die Streiks beizulegen. Der Labor Day, der als eine Art Deadline dafür galt, dass zumindest noch verkürzte reguläre Serienstaffeln für die nächste Broadcast-Saison produziert werden können, ist nun jedenfalls ohne Fortschritt verstrichen.
© Warner Bros. Discovery
Warner Bros. Discovery hat unterdessen beziffert, dass der Streik das Unternehmen bis Jahresende wohl 300 bis 500 Millionen US-Dollar an Umsatz kosten wird - allerdings fallen zugleich ja zahlreiche Kosten weg, weil nicht nur die Streikenden nicht bezahlt werden müssen, sondern weil bei den pausierenden Produktionen auch alle anderen Gewerke nicht mehr auf dem Gehaltszettel stehen. In den letzten Tagen hat WBD auch die Overall-Deals mit seinen wichtigsten Produzenten - darunter Greg Berlanti, Bill Lawrence, J.J. Abrams, Mindy Kaling oder Chuck Lorre - ausgesetzt, sodass hier nun kein Geld mehr fließt. Zumindest kurzfristig wird all das den Gewinn also sogar steigen lassen. Unterdessen geraten die streikenden Autorinnen und Autoren sowie Schauspielerinnen und Schauspieler finanziell immer stärker unter Druck, weil ihnen jegliche Einnahmen fehlen. WGA und SAG-AFTRA fordern daher, dass man während länger anhaltender Streiks ein Anrecht auf Arbeitslosengeld bekommen soll. Umgesetzt werden könnte das allerdings frühestens zum 1. Januar 2024, es hätte also vermutlich eher Auswirkungen auf künftige Arbeitskämpfe als die aktuell Laufenden.
© CBS
Der Start der Herbst-Saison steht für die US-Networks nun bevor, ohne dass sich irgendwo neu produzierte Serienware am Horizont abzeichnet. Um irgendetwas anbieten zu können, hat sich CBS nun entschieden, kurzerhand den neue australischen Ableger "NCIS: Sydney" ins Programm zu nehmen, das zusammen mit Wiederholungen von "NCIS" gezeigt wird. Auch an anderen Stellen im Programm fährt man eine ähnliche Strategie: Wiederholungen der Serie "FBI" werden von der Paramount+-Dokuserie "FBI: True" flankiert, die erfolgreiche Comedy "Ghosts" wird man zusammen mit der im US-Free-TV noch nicht gezeigten britischen Vorlage ins Programm nehmen. Außerdem holt man die im Kabel-TV sehr erfolgreiche Serie "Yellowstone" nochmal zu CBS, ebenso wie das eigentlich mal von CBS an Paramount+ abgegebene "Seal Team". All das wird aber kaum verhindern können, dass sich der ohnehin seit Jahren steile Quoten-Abwärtstrend der Networks in der kommenden Saison wohl nochmal rasant beschleunigen dürfte.
Streitfront 2: TV-Konzerne gegen Kabelnetzbetreiber
© The Walt Disney Company GmbH
Unterdessen haben die Medienkonzerne nicht nur an der Streikfront zu kämpfen, auch an anderer Stelle kracht es gerade: Disney und der Kabelnetzbetreiber Charter Communications konnten sich bislang nicht auf einen neuen Deal einigen. Zum Hintergrund: US-Medienkonzerne erzielen einen erheblichen Teil der Einnahmen aus den Gebühren, die Haushalte für ihren Kabelempfang zahlen. Die Netzbetreiber bieten dabei Pakte mit einer dreistelligen Anzahl an Kanälen für hohe Preise an. Die Bereitschaft, für diese großen Pakete zu zahlen, nimmt angesichts der Streaming-Alternativen allerdings ab. Dass die Konzerne so viel Geld in ihre Streaming-Angebote stecken, die die klassischen Kabelnetzbetreiber umgehen, ist Charter und Co. also schon lange ein Dorn im Auge - zumal sie argumentieren, dass die Medienkonzerne regelmäßig höhere Summen für die Einspeisung ihrer TV-Kanäle verlangen, wodurch die Kabel-Pakete teurer und weniger wettbewerbsfähig würden.
Charter fordert in den Verhandlungen dem Vernehmen nach daher, dass Disney allen Charter-Kabelkunden Zugang zu Disney+ ohne weitere Kosten gewähren solle. Zudem will man die Möglichkeit erhalten, kleinere Pakete anzubieten, die nicht mehr alle Sender enthalten. Disney hingegen lehnt das ab und will im Gegensatz sogar mehr Geld von Charter als bislang. Dabei geht es um riesige Summen: Charter zahlte Disney bislang rund 2,2 Milliarden Dollar im Jahr. In der vergangenen Woche kam es nun jedenfalls zur Eskalation: Da man zu keiner Einigung gelangte, können die rund 15 Millionen Haushalte, die ihre Kabelsignal von Charter beziehen, schon seit dem verlängerten Wochenende keine Disney-Sender - also ABC, Disney Channel, Freeform, aber vor allem auch den Sportsender ESPN - mehr sehen. Je nachdem wie die Verhandlungen ausgehen, dürften sie Signalwirkung nicht nur für Disney-Deals mit anderen Kabelnetzbetreibern haben, sondern generell für die gesamte Branche.
Verlängert oder abgesetzt
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"How I Met Your Father": Acht Jahre nach dem Ende von "How I Met Your Mother" brachte Hulu im vergangenen Jahr den Ableger mit umgekehrten Geschlechter-Vorzeichen an den Start. Während in der Originalserie nach neun Staffeln das Geheimnis gelüftet wird, wer die titelgebende Mutter war, wird man beim Ableger nun nie erfahren, wer der Vater des Kindes von Hauptfigur Sophie, gespielt von Hilary Duff, ist. Denn Hulu hat nun beschlossen, bereits nach zwei Staffeln den Stecker zu ziehen, die letzte Folge lief somit bereits im vergangenen Juli. Die Entscheidung hängt auch mit dem generellen Kurs von Disney zusammen, die Investitionen in Streaming-Inhalte zu kürzen, dem kürzlich beispielsweise auch schon "The Great" bei Hulu zum Opfer gefallen ist. "HIMYF" nahm allerdings auch nie so viel Fahrt auf wie "HIMYM", die Kritiken waren sehr durchwachsen.
© Paramount
"Mayor of Kingstown": Taylor Sheridon ist nicht nur das Mastermind hinter dem ganzen Yellowstone-Universum, sondern hat noch eine ganze Reihe weiterer Projekte am Start, darunter auch "Mayor of Kingstown". Nun hat Paramount+ grünes Licht für eine dritte Staffel gegeben. Ob und wie schnell es weiter gehen würde, hing dabei vor allem auch vom Genesungsprozess von Hauptdarsteller Jeremy Renner ab, der Anfang des Jahres bei einem Unfall mit einem Schneepflug schwer verletzt wurde und sich mehr als 30 Knochen brach. Schon Ende Mai ließ der aber anklingen, dass es wohl Zeit wäre, sich auf eine Rückkehr ins Bürgermeisteramt von Kingstown vorzubereiten. Wie schnell es nun wirklich los geht, hängt aber freilich wie auch bei allen anderen Produktionen der großen US-Studios von einem Ende der Streiks ab.