Netflix © Netflix
Netflix hat in dieser Woche zwar einen weiteren Abo-Rückgang kommunizieren müssen, der aber geringer ausfiel als selbst vorhergesagt. Zudem erwartet man im 3. Quartal nun zumindest wieder leichtes Wachstum. Trotzdem: Der Wind hat sich gedreht, der Glauben an weiter kräftiges Wachstum hat einen Knacks bekommen. Und so will Netflix die bislang Jahr für Jahr steigenden Investitionen in Inhalte nun erstmal nicht weiter hochfahren: Sie sollen für die nächsten Jahre bei den rund 17 Milliarden US-Dollar bleiben, wo man auch derzeit schon liegt bzw. allenfalls ganz leicht steigen. Netflix begründet das auch damit, dass man inzwischen besser wisse, wo man investieren müsse, um die größte Wirkung zu erzielen. Und damit, dass die Covid-bedingten Extra-Kosten entfallen würden, wodurch sich mit dem gleichen Betrag mehr Inhalt produzieren lassen werde. Vor allem ist es aber auch ein Zugeständnis an die Börse, die mangels Abo-Wachstum nun viel genauer auf die Ausgabenseite blickt. Dabei muss man sich allerdings schon fragen, ob die hektische Reaktion auf die letzten Quartalszahlen nicht mehr Schaden angerichtet als geholfen hat: Netflix hat sich eiligst von nahezu 500 Beschäftigten getrennt, was den Konzern satte 70 Millionen US-Dollar rein an Abfindungen gekostet hat.

NBC © NBC
Nachdem sich die Networks in Sachen Serienbestellungen für die kommende Season noch ziemlich zurückhaltend gegeben habe, tröpfeln nun noch weitere Entscheidungen ein. NBC hat nun grünes Licht für die Serie "Found" gegeben, hinter der Nkechi Okoro Carroll steckt, die auch schon "All American" und "All American: Homecoming" produziert. In der Serie geht es darum, dass in den USA jedes Jahr mehr als 600.000 Menschen als vermisst gemeldet werden, mehr als die Hälfte davon People of Color - nach denen häufig nicht gesucht wird. Shanola Hampton spielt in der Serie die PR-Spezialistin Gabi Mosely, die einst selbst zu den Vermissten und dann Vergessenen gehörte und mit ihrem Team nun dafür sorgt, dass weiter jemand nach diesen Ausschau hält - dabei allerdinsg ein eigenes, erschreckendes Geheimnis verbirgt. Zum Einsatz kommen dürfte "Found" wohl erst zur Mid-Season, also in der ersten Jahreshälfte 2023. Bei zwei anderen Serien-Piloten, die noch im Rennen waren, hat NBC nun hingegen eine Absage erteilt: "Unbroken" und "Bank Slate" werden nicht weiterverfolgt.

Disney © Disney
Trotz gewaltiger Inflation, steigender Zinsen und damit verbundener Angst vor einer Rezession läuft das Werbegeschäft in den USA für die TV-Konzerne weiter prächtig. Die Walt Disney Company hat nach den Upfronts einmal mehr Zusagen über eine Rekordsumme an Werbeinvestitionen in der nächsten Season eingesammelt - im Wert von insgesamt rund 9 Milliarden US-Dollar über alle Angebote hinweg - also ABC, die Kabelsender wie FX, Freeform und ESPN bis zu den Streamingdiensten wie Disney+ oder Hulu. 40 Prozent der Zusagen entfielen dabei auf den Streaming-Bereich, der damit auch abseits der Abo-Einnahmen bereits extrem wichtig für den Konzern ist, zumal Disney+ ja nun ebenfalls ein werbeunterstütztes Abomodell bekommen wird. Neben dem Streaming war es vor allem der Sport-Bereich, der für höhere Werbezusagen sorgte, bei ABC blieben die Zusagen trotz weiter sinkender Reichweiten zumindest stabil. Die TV-Konzerne erhöhen seit Jahren stark den TKP, der für Werbung zu zahlen ist - im letzten Jahr um 20 Prozent. Diesmal hielt man sich mit einem Plus zwischen 8 und 12 Prozent da schon vergleichsweise zurück.

HBO Logo © HBO
Nach der Fusion von Discovery und WarnerMedia haben insbesondere aus dem Warner-Bereich etliche Führungskräfte ihren Job verloren und die Strategie zahlreicher Sender wurde auf den Prüfstand gestellt. Auf einen will Konzernboss David Zaslav aber nicht verzichten: Casey Bloys, der schon seit 2004 zum Team von HBO gehört und dort als Programmchef für die außergewöhnlichen Erfolge verantwortlich ist - und in diesem Jahr satte 140 Emmy-Nominierungen - hat nun einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben. Wie wichtig der Konzernführung sein Verbleib ist, zeigt auch die frühzeitige Verlängerung: Sein aktueller Vertrag wäre ohnehin noch bis zum Jahreswechsel 2023/24 gelaufen.

Verlängert oder abgesetzt

Breeders © Sky
Breeders: Martin Freeman und Daisy Haggard werden sich weiterhin mit den Fragen moderner Elternschaft auseinandersetzen: FX hat wenige Tage nach Abschluss der dritten Staffel nun grünes Licht für eine vierte Runde gegeben.

Close enough: Nach drei Staffeln macht HBO Max Schluss mit der animierten Comedy für Erwachsene. In der Serie geht's um ein Ehepaar am Übergang von den Zwanzigern zu den Dreißigern, das sich mit alltäglichen Herausforderungen wie Elternschaft, Freundschaft, Schinkendiebstahl, Stripper-Clowns und der Wahl der richtigen Kindertagesstätte auseinandersetzen muss. Damit ist das jüngst verlängerte "Ten Year Old Tom" die einzige derzeit verbleibende Adult-Animation-Serie von HBO Max.

Resident Alien: Syfy hat sein Serien-Flaggschiff "Resident Alien" nun schon im Vorfeld der Premiere der zweiten Staffel um eine dritte Staffel verlängert. Die Serie, die auf den "Dark Horse"-Comics basiert, zeigt Alan Tudyk als abgestürztes Alien, dessen Geheimmission es ist, die gesamte Menschheit auszurotten.

Wheel of Time / Das Rad der Zeit © Amazon
Wheel of Time / Das Rad der Zeit: Noch steht nicht mal fest, wann Amazon Prime Video die zweite Staffel der Fantasy-Serie "Wheel of Time", die in Deutschland als "Das Rad der Zeit" verfügbar ist, zu sehen sein wird, da gab's nun bereits grünes Licht für eine dritte Staffel. Prime Video kann dabei aus dem Vollen schöpfen, schließlich erschienen (im englischsprachigen Original) bereits 14 Bände in der gleichnamigen Romanreihe von Robert Jordan. Staffel 3 wird auf Band 4, "The Shadow Rising", basieren.

US-Quoten-Update

Netflix © Netflix
Im Juni entfiel bereits 34 Prozent der gesamten Sehdauer auf Streamingdienste, wie Nielsen in seiner monatlichen Auswertung "The Gauge" ermittelte - das waren sechs Prozentpunkte mehr als noch ein Jahr zuvor und ging vor allem zu Lasten der Kabelsender, die im Gegenzug fünf Prozentpunkte verloren. Die Kabelsender kamen noch auf einen Marktanteil von 35,1 Prozent, die Broadcast-Networks auf 22,4 Prozent. Für die letzten beiden waren es somit die geringsten je gemessenen Marktanteile. Betrachtet man die Streamingdienste einzeln, kam allein Netflix auf einen Marktanteil von 7,7 Prozent und lag damit weit vor Prime Video mit 2,9 Prozent oder Disney+ mit 2,0 Prozent. Disney+ ist in den USA übrigens deutlich kleiner als Hulu, das 3,3 Prozent Marktanteil nach Sehdauer erreichte. HBO Max lag bei 1,0 Prozent. YouTube brachte es auf 6,9 Prozent. Die Gesamt-Zeit, die die Amerikaner mit Streaming verbrachten, stieg im Vergleich zum Vorjahr demnach um 23,5 Prozent.