US-Update vom 14. September
Castingschlacht "The Voice" vs. "X Factor": 1:0
© NBC
NBC schaffte es, mit der kurzfristigen Kampfprogrammierung von "The Voice" dem Konkurrenten "X Factor" gehörig zuzusetzen. Verlierer sind trotzdem beide: Die Zuschauerzahlen liegen klar unter Vorjahr. Außerdem: Neue Folgen für "The Glades" und "Episodes"
© NBC Jahrelang waren die US-Sender in Sachen Musikcasting erstaunlich zurückhaltend: "American Idol" war der Platzhirsch, daneben gab es kaum etwas. Doch inzwischen setzt man zum Overkill an: Simon Cowell verließ "Idol", um sein "X Factor" auch in die USA zu bringen, NBC mischte mit "The Voice" so den Markt auf, dass es nun gleich zwei Staffeln pro Jahr geben wird. Dass das nicht spurlos an den Zuschauerzahlen vorüber gehen kann, war eigentlich klar - und in der Tat: Sowohl "The Voice" als auch "X Factor" starteten deutlich schwächer als im letzten Jahr in ihre neue Staffel. Zunächst zu "The Voice": Die erste neue Folge sahen am Montag 12,3 Millionen Zuschauer, das Zielgruppen-Rating lag bei 4,2. Am Dienstag ging die Zuschauerzahl auf 11,4 Millionen, das Zielgruppen-Rating auf 4,0 zurück. Die Zahlen aus dem vergangenen Jahr sind natürlich nicht ganz vergleichbar, weil "The Voice" damals nach dem "Super-Bowl" ran durfte. Doch nicht nur die Nach-Super-Bowl-Folge, alle Ausgaben in den ersten zwei Monaten lagen deutlich über den Zuschauerzahlen, die "The Voice" nun erreichte. Und auch die erste Staffel startete damals vor allem in der Zielgruppe mit Ratings über 5,0 deutlich stärker.
© FOX Und trotzdem wird man bei NBC nun jubeln - denn NBC forderte "X Factor" überraschend zum direkten Duell heraus. Relativ kurzfristig nahm NBC auch mittwochs "The Voice" ins Programm - und zeigte es somit direkt gegen den Start von "The X Factor". Simon Cowell war wenig amused und kommentierte "I'm really pissed off". Und das nicht ohne Grund: "The Voice" hat die erste Castingschlacht knapp gewonnen und "X Factor" offenbar massiv geschadet. Nur 8,7 Millionen Zuschauer sahen den "X Factor"-Staffelstart, "The Voice" hatte hingegen 10,9 Millionen Zuschauer am Mittwoch. In der Zielgruppe lagen beide Castings mit einem Rating von 3,4 gleichauf. "X Factor" dauerte allerdings zwei Stunden, "The Voice" nur eine - und in der Zeit, in der sie direkt gegeneinander antraten, lag klar "The Voice" vorn. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr startete "X Factor" noch mit 12,5 Millionen Zuschauern und einem Zielgruppen-Rating von 4,4. Verloren haben durch das direkte Duell in jedem Fall beide Formate. Größere Blessuren trug aber "X Factor" davon.
© NBC NBC ist nicht nur mit "The Voice" recht frühzeitig in die neue Saison gestartet, sondern hat auch schon drei neue Sitcoms an den Start gebracht. Am Montag durfte die Schwulen-Sitcom "The New Normal" nach "The Voice" ran und erreichte 6,9 Millionen Zuschauer und ein Zielgruppen-Rating von 2,5 - angesichts des tollen Vorlaufs solide Werte, mehr aber nicht, zumal die Konkurrenz aus Wiederholungen bestand. Folge 2 sahen am Dienstag knapp sieben Millionen Zuschauer. "Go On" mit Matthew Perry" hatte direkt davor allerdings noch 9,7 Millionen Zuschauer. Das Zielgruppen-Rating lag mit 3,4 auf einem sehr guten Niveau, auch wenn die Zahlen der Vorabpremiere im August, als über 16 Millionen Zuschauer zusahen, natürlich nicht gehalten werden konnten. "Guys with Kids" kam am Mittwoch zum Auftakt auf 6,3 Millionen Zuschauer und ein Zielgruppen-Rating von 2,2. Könnten die Sitcoms diese Zahlen halten, wäre das ein Riesenschritt nach vorn für NBC. Doch noch sind die Konkurrenten in der Sommerpause - die Frage ist also eher, wie stark es noch nach unten gehen wird.
© FX Die fünfte Staffel von "Sons of Anarchy" feierte bei FX ihren Einstand mit einem Rekord. 5,37 Millionen Zuschauer sahen die Erstausstrahlung, darunter 3,5 Millionen 18- bis 49-Jährige. Damit war "Sons of Anarchy" die meistgesehene Kabel-Serie am Dienstag. Im Vergleich zum Auftakt der vierten Staffel wurde die Zuschauerzahl noch einmal um zehn Prozent gesteigert. Fx erwartet, dass die "Sons of Anarchy"-Premiere die meistgesehene Fx-Sendung aller Zeiten sein wird, wenn kommende Woche die endgültigen Zahlen vorliegen, in die auch alle Zuschauer eingerechnet werden, die innerhalb einer Woche eine Aufzeichnung gesehen haben.
Abseits der Quoten: Weitere News aus den USA
© RTL In Deutschland ging bei RTL gerade die erste Staffel von "The Glades" mit ziemlich mäßigen Quoten zu Ende. In den USA ist die Serie hingegen für den ausstrahlenden Sender ein voller Erfolg - läuft dort allerdings auch nur bei A&E und nicht beim Marktführer. Nachdem dort die dritte Staffel im Schnitt 4,1 Millionen Zuschauer (Live+7) erreichte, was die guten Zahlen der zweiten Staffel nochmal um fünf Prozent übertraf, gab A&E nun eine vierte Staffel bei den Fox Television Studios in Auftrag. Zu sehen sein werden die neuen "The Glades"-Folgen im kommenden Jahr. A&E hat schon vor einiger Zeit eine zweite Staffel von "Longmire" in Auftrag gegeben, zudem laufen die Vorarbeiten an der neuen Serie "Bates Motel".
© NBC Showtime hat grünes Licht für eine dritte Staffel der Comedyserie "Episodes" gegeben. Im kommenden Jahr werden neun neue Folgen gedreht. Die Serie ist bei Kritikern besonders beliebt, weil sie sich über die eigene Branche lustig macht. Ein Autorenpaar einer erfolgreichen britischen Sitcom bekommt in "Episodes" das Angebot, eine US-Adaption zu produzieren - und stellt schnell fest, dass die Amerikaner die Serie so deutlich verändern, dass sie kaum noch etwas mit dem Ursprungsformat zu tun hat. Schuld daran hat nicht zuletzt der in der Serie als Hauptdarsteller eingesetzte Matt LeBlanc, der sich selbst spielt und dafür schon mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde. "Episodes" ist übrigens tatsächlich eine britisch-amerikanische Koproduktion.
© USA Am Sonntag kommender Woche feiert die Krimi-Comedy "Common Law", in der zwei Cops zur Paartherapie müssen, bei Sat.1 ihre Deutschland-Premiere. Allerdings spricht derzeit vieles dafür, dass Sat.1 selbst bei guten Quoten nicht allzu lange Freude daran haben dürfte. "Deadline Hollywood" berichtet, dass USA Network die Serie aller Voraussicht nach nicht für eine zweite Staffel verlängern werde. Dafür sprechen mehrere Indizien: Der Showrunner ist zur CBS-Sherlock-Holmes-Serie "Elementary" gewechselt, die Verträge mit den Hauptdarstellern sind ausgelaufen und müssten ebenfalls neu verhandelt werden. "Common Law" war zudem auch die schwächste der eigenproduzierten USA-Serien. Auf der Kippe stehen auch "Fairly Legal" und "Necessary Roughness", keine Verlängerung erhalten wird aller Voraussicht nach "Political Animals", das ohnehin als sechsteiliges Event angekündigt worden war. "Suits", "Royal Pains", "White Collar", "Covert Affairs", "Burn Notice" und "Psych" dürften hingegen weiter gehen.
© NBC Nachdem kürzlich Meldungen über eine deutliche Budget-Kürzung für Jay Lenos traditionsreiche "Tonight Show" die Runde machten, steht nun fest: Zu einem dauerhaften Zerwürfnis zwischen Sender und Moderator hat das nicht geführt. Leno verlängerte seinen Vertrag mit NBC nun bis 2014. Allerdings wird das Budget wie schon durchgesickert um 20 Prozent von 100 auf 80 Millionen Dollar pro Jahr gekürzt. 15 dieser 20 Millionen werden allerdings durch eine Halbierung des Leno-Gehalts eingespart. NBC erklärt die Kürzungen damit, dass Leno einst bei seinem Wechsel in die Primetime auf den 22 Uhr-Sendeplatz deutlich mehr Geld bekommen hatte. Als das Experiment scheiterte und er auf Kosten seines Nachfolgers Conan O'Brien wieder zur "Tonight Show" zurückkehrte, wurde das Budget zunächst nicht wieder nach unten angepasst.
Starken Tobak für die Macher der Serie "Criminal Minds" gibt's in der aktuellen Ausgabe des "New York Magazine" zu lesen. Mandy Patinkin, der in den ersten beiden Staffeln der Serie in der Hauptrolle des Jason Gideon zu sehen war, bezeichnet es dort als größten Fehler, den er jemals öffentlich begangen habe, an dieser Serie mitgewirkt zu haben. Er habe im Vorfeld gedacht, die Serie sei ganz anders. "Ich hätte niemals gedacht, dass sie jede Nacht, jeden Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr all diese Frauen töten und vergewaltigen würden. Das war für meine Seele und meine Persönlichkeit zerstörerisch." Nach seinem Ausstieg habe er sich zunächst nicht vorstellen können, noch einmal in einer TV-Serie mitzuwirken. Inzwischen ist er in der Emmy-nominierten Serie "Homeland" zu sehen, die zwar ebenfalls Gewalt zeigt, sich aber viel eher der Frage widme, wieso es überhaupt Gewalt geben müsse. Den Erfolg der klassischen Krimis sieht er sehr kritisch: Auf der ganzen Welt würden die Zuschauer solche Serien quasi als Gute-Nacht-Geschichten benutzen. Aber: "Das ist nichts, wovon man träumen sollte."
© Photocase/apfelholz Und abschließend noch ein Blick in die Entwicklungsküchen der Sender. The CW hat bei den Machern der scheidenden Teenie-Soap "Gossip Girl" mit "Copeland Prep" einen möglichen Nachfolger in Auftrag gegeben. Die Serie spielt an einer Highschool, an der der Konkurrenzkampf so hart ist, dass die Schüler zu Monstern werden - was sich auf die gesamte Stadt auswirkt. Neue Hoffnung auf eine Umsetzung hat der Bruckheimer-Pilot "Trooper" über eine Mutter, die bei der New Yorker Staatspolizei anheuert": CBS hatte ihn letztes Jahr nicht in Serie geschickt, nun lässt TNT einen neuen Piloten produzieren. Mit "King and Maxwell" erhält zudem noch ein weitere Ex-CBS-Pilot, bei dem es um zwei Ex-Secret-Service-Agenenten geht, die nun als Privatdetektive unterwegs sind, eine zweite Chance bei TNT. TNT arbeitet zudem noch an "Legends" über einen Undercover-Agent, der beginnt, an seiner eigenen Identität zu zweifeln, als ein mysteriöser Fremder ihm sagt, dass er gar nicht der ist, der er glaubt zu sein. Nach den vielen Ex-CBS-Projekten gibt's auch noch ein aktuelles: "The Mentalist"-Macher Bruno Heller pilotiert mit "The Advocates" eine neue Serie, in der eine Anwältin gemeinsam mit einem Ex-Häftling versuchen, Benachteiligten zu ihrem Recht zu verhelfen.
© DWDL Voll im Gang ist die Pilot-Season auch im Sitcom-Bereich: Mit "All In" lässt Fox eine Sitcom pilotieren, in der ein Spielsüchtiger versucht, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. "Scrubs"-Schöpfer Bill Lawrence produziert außerdem für Fox "I suck at Girls". Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Buch von Justin Halpern, der zuvor schon "Sh*t My Dad Says" geschrieben hatte, das ebenfalls als Serie adaptiert wurde. Die "The Office"-Producer Lieberstein und Sullivan pilotieren für NBC eine noch namenlose Sitcom, in der es um einen geschiedenen Vater geht, der in ein Haus voller Singles zieht - und Dating und Vaterschaft unter einen Hut bekommen muss. Auch ABC hat noch zwei neue Projekte in der Entwicklungspipeline: In "Trophy Wife" verliebt sich ein Partygirl in einen Vater dreier Kinder - und findet sich damit völlig unverhofft in ungewohnter Familienrolle wieder. Und passend zu "Modern Family" arbeitet ABC mit "Safe at Home" an einer Sitcom, in der drei Generationen einer Familie im Mittelpunkt stehen.
Castingschlacht "The Voice" vs. "X Factor": 1:0
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