Über zehn Jahre lang war Angelika Kallwass mit ihrer Sendung "Zwei bei Kallwass" am Sat.1-Nachmittag vertreten - und das, obwohl es anfangs gar nicht nach einer so langen Strecke aussah. Die zu Beginn gezeigten echten Fälle kamen jedenfalls beim Publikum nicht an. Erst als nach kurzer Zeit auf Laienschauspieler umgestellt wurde, stiegen die Quoten. Und eigentlich hielt der Erfolg bis vor einem Jahr an, denn selbst da wurden im Schnitt noch Marktanteile um zwölf Prozent in der Zielgruppe gemessen. Seit Sommer aber ging es spürbar nach unten: Ein Trend, den Sat.1 auch bei vielen anderen Daytime-Formaten zu spüren bekam. Fortan bewegte sich die Show jedenfalls im einstelligen Bereich.
Eine Lösung erhoffte sich Sat.1 im Januar durch die neue Sendung "Kallwass greift ein!", die im Gegensatz zum Vorgänger-Format nicht mehr im Studio produziert wird. Doch nach fünf Wochen dürfte man bei Sat.1 allmählich sämtliche Hoffnungen begraben: Im Schnitt verzeichnete "Kallwass greift ein!" bislang nämlich nur einen Marktanteil von 7,4 Prozent in der Zielgruppe. Damit wurden die Werte von "Zwei bei Kallwass", die zuletzt bei etwas mehr als neun Prozent lagen, sogar noch einmal deutlich unterboten. In den vergangenen Tagen reichte es häufig sogar nicht mal mehr für sieben Prozent - und selbst beim Gesamtpublikum, wo Kallwass dank vieler älterer Fans stets stärker unterwegs war, wurde ein zweistelliger Marktanteil nun schon mehrfach verfehlt. Es sieht also nicht gut aus für das Format.
Marktanteils-Trend: Kallwass greift ein!
Da verwundert es beinahe schon, dass es "Richter Alexander Hold" seit seinem Wechsel auf den Sendeplatz um 12:00 Uhr zumindest hin und wieder in die Nähe des Senderschnitts schafft. Mitunter zählt das Format mit Blick auf die Gesamtzahlen sogar zu den stärksten Daytime-Formaten von Sat.1 - so reichte es beispielsweise am Mittwoch zu einem Platz unter den fünf meistgesehenen Formaten des Senders. Und nun raten Sie mal, welche Sendung Sat.1 gerade erst für beendet erklärte? Richtig, es ist die Gerichtsshow mit Alexander Hold. Sicher: Angesichts von Marktanteilen um zehn Prozent in der Zielgruppe hat auch dieses Format seine Halbwertszeit längst überschritten. Und doch fehlt es dem Sender derzeit schlicht an Alternativen.
Wo "Hold" noch vor einigen Monaten um 16 Uhr für zwei Millionen Zuschauer gut war, holt "Familien-Fälle" derzeit spürbar weniger. Ähnlich unverständlich wirkt auch die lange Pause von "Niedrig & Kuhnt": Während die Ermittler auf ihrem langjährigen Sendeplatz um 17:00 Uhr bis zum Herbst vergangenen Jahres noch für zweistellige Marktanteile in der Zielgruppe gut waren, laufen sämtliche Formate, die Sat.1 seither um diese Uhrzeit zeigt, in der Regel deutlich schlechter. Unklar, warum der Sender seine Ermittler noch immer nicht auf den Bildschirm zurückgeholt hat, um den Quotenschwund einzudämmen. Klar ist aber auch: Langfristig braucht es auf allen Sendeplätzen in der Daytime frischen Wind. Mit immer neuen Abwandlungen der Scripted-Reality-Formate scheint man den aber wohl kaum zu entfachen.
Unterm Strich darf man also gespannt sein, in welche Richtung sich das Sat.1-Programm bewegen wird. Angesichts der jüngsten Entwicklungen ist mit einem dauerhaften Verbleib von "Kallwass greift ein!" aber wohl kaum zu rechnen.