"Ich fände es falsch, wenn wir die Quotenerwartungen auf die Schultern von Gottschalk legen würden. Ebenso wäre es auch völlig falsch zu denken, dass es nur dank Thomas Gottschalk eine noch bessere Quote gibt." Das sagte RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger im September vor dem Start der aktuellen "Supertalent"-Staffel. Bessere Quoten werden wohl nur wenige erwartet haben - immerhin verzeichnete die Castingshow auch im vergangenen Jahr im Schnitt noch mehr weit mehr als sechs Millionen Zuschauer. Schon das lag aber ein gutes Stück unter jenen Werten, die das RTL-Flaggschiff noch 2010 erzielte. Damals waren durchschnittlich sogar mehr als 37 Prozent der jungen Zuschauer pro Show dabei.

Bei der am Samstagabend zu Ende gehenden sechsten Staffel fielen die Quoten bereits von Beginn an deutlich schwächer aus und ganz sicher wird man bei RTL mit der Entwicklung alles andere zufrieden sein. Auch wenn eine Sendung vor dem Finale im Schnitt immer noch ein Marktanteil von 24 Prozent in der Zielgruppe auf der Uhr steht, so verlor man binnen eines Jahres doch knapp ein Viertel der jungen Zuschauer. Interessantes Detail: "The Voice of Germany" ist es im Gegenzug gelungen, mit der zweiten Staffel die Werte des Vorjahres nahezu zu halten. Zumindest in der Zielgruppe liegt die bei ProSieben und Sat.1 ausgestrahlte Castingshow mittlerweile auf Augenhöhe.

Doch sowohl "The Voice" als auch "Das Supertalent" teilen ein Schicksal: Zum Ende hin ging beiden Sendungen die Puste aus. Besonders bitter war das jedoch für RTL - insbesondere am vergangenen Samstag, als Bohlen und Gottschalk gegen "Wetten, dass..?" auf gerade mal noch 17 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe kamen. "Ich gehe davon aus, dass das ZDF die Nase beim Gesamtpublikum vorne haben kann – wenn dort alles richtig gemacht wird. Und wir werden bei den jüngeren Zuschauern die Nase vorn haben – wenn wir alles richtig machen", sagte Unterhaltungschef Tom Sänger im September vor dem ersten Duell mit Markus Lanz. Rückblickend betrachtet bleibt festzuhalten: RTL hat offensichtlich vieles falsch gemacht.

Marktanteils-Trend: "Supertalent" vs. "The Voice"
Marktanteil 14-49 (Staffel-Vergleich)

Vergleich Supertalent und The Voice© DWDL

Quelle: DWDL.de-Recherche

Das zeigt auch der Blick auf die Gesamtzahlen: Mit durchschnittlich 5,1 Millionen Zuschauern war auch die nun zu Ende gehende sechste "Supertalent"-Staffel ohne Zweifel ein Erfolg. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass noch vor einem Jahr knapp 1,6 Millionen Zuschauer mehr dabei waren. 2010 schalteten im Schnitt sogar knapp 7,9 Millionen Zuschauer ein, um die "Supertalent"-Suche am Samstagabend zu sehen. Inzwischen ist die Castingshow wieder auf dem Niveau ihres Premieren-Jahres 2007 angekommen. Anders als heute war das Format damals allerdings noch weitgehend unbekannt und auf gerade mal drei Folgen beschränkt. In diesem Jahr waren die Erwartungen höher. Und man muss es klar sagen: Bohlen und Gottschalk haben sie nicht erfüllt.

Unterm Strich darf man gespannt sein, welche Konsequenzen der Sender aus den massiv gesunkenen Zuschauerzahlen seiner Castingshow ziehen wird. Ganz sicher wird man jetzt darüber hinaus nicht ohne Sorge auf den Start der Jubiläumsstaffel von "Deutschland sucht den Superstar" warten.