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Die General Election in UK hat kürzlich gleich mehrere Überraschungen mit sich gebracht. Die Zeit von Rishi Sunak als Premier ist vorbei, König Charles hat Labour-Politiker Keir Starmer zum neuen Regierungschef ernannt. Auch mit Blick auf die Fernsehquoten am langen Wahlabend gibt es einige Überraschungen. Denn genau gesagt ist Channel 4 der große Sieger. Zwischen 22 und 23 Uhr bei der Exit Poll-Berichterstattung hat der Sender seine Reichweite gegenüber 2019 verdoppelt. Sahen damals rund 470.000 Menschen zu, waren es diesmal 930.000. C4 sicherte sich damit 7,4 Prozent Marktanteil. Geknabbert hat der Sender ganz massiv an den Reichweiten "der Großen" – und insbesondere der Vertrauensverlust in die BBC ist spürbar. Zwar war deren Berichterstattung aus Quotensicht auch diesmal Spitze. Aber: Aus 6,1 Millionen Zuschauenden vor fünf Jahren wurden nun 4,2 Millionen bei BBC1. BBC News gab von vormals 506.000 auf 306.000 deutlich ab. Auch bei ITV bröckelten die Werte. In der 22-Uhr-Stunde erreichte der Privatsender am Wahlabend nun 1,3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, ziemlich genau eine Million weniger als fünf Jahre zuvor. Sky News gewann etwa 20.000 Zusehende hinzu und landete nun bei 530.000.
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Betrachtet man nun die ganze Wahl-Sondersendungsschiene von 22 Uhr bis zwei Uhr nachts, dann rückte Channel 4 mit im Schnitt 662.000 (8,5%) schon recht nah an ITV1 mit 836.000 (10,7%) heran. Die BBC landete mit BBC1 bei 2,9 Millionen (37%), BBC News fuhr weitere 2,9 Prozent (231.000) ein. Eine untergeordnete Rolle spielte an dem Abend GB News mit im Schnitt 86.000 Zuschauerinnen und Zuschauern.
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Am Wahltag haben britische Fernsehsender keine Wahlwerbung mehr zeigen dürfen. Die britischen Parteien haben aber eine Lücke im Gesetz gefunden. Sie haben am Wahltag ganz massiv in Online-Werbung investiert. Medienberichten zufolge wurden dort Werbeplätze für mehr als eine Million Pfund gebucht worden. Ganz offenbar ist also auch der Wahltag für alle Parteien noch ein wesentlicher Zeitpunkt, um Menschen auf ihre Seite zu ziehen. Die Regelung, dass dies nicht im klassischen Fernsehen möglich sein darf, wird somit aber ad absurdum geführt.
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Unterstützung bekam die Labour-Partei auch von anderer Stelle. Erstmals seit 2005 hat die gewichtige Boulevard-Zeitung "The Sun" am Wahltag die Labour-Partei unterstützt. In großen Buchstaben hieß es: "It is time for a change … Which means that it is time for Labour.” Auch ein weiterer News-UK-Titel, die "Times" hat unterstützend berichtet. Freilich: Aus der Labour-Partei kamen warme Worte für so viel Support. Dort analysierte man, dass die News-UK-Unterstützung auch zeige, wie sehr sich die Partei verändert habe.
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Mit den Wahlen und der neuen Regierung geht indes auch einher, dass UK eine neue Kultur-Ministerin hat, die nun auch für den Medienbereich zuständig ist. Es ist Lisa Nandy. In der Opposition befasste sich Nandy eher mit internationalen Themen. Auch deshalb weiß die britische Medienbranche nicht genau, was sie nun mit der Ministerin erwartet. In der Vergangenheit hatte sie allerdings mal die BBC gegen einen Angriff von Boris Johnson verteidigt. Verbindungen zum Fernsehen gibt es über ihre Mutter, die früher Produzentin war.
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Starke Quoten hat auch das Viertelfinale der UEFA Euro 2024 eingebracht. England setzte sich am Wochenende bekanntlich knapp gegen die Schweiz durch. Die BBC übertrug auf der Insel und sicherte sich damit durchschnittlich 67,8 Prozent Marktanteil und eine Reichweite von durchschnittlich 10,8 Millionen. Hinzu kommen noch nicht einberechnete Streaming-Zahlen. Nach ersten Angaben wurden fast neun Millionen Streams aufgerufen – diese Daten sind allerdings nicht mit durchschnittlicher Sehbeteiligung zu vermischen. Jedenfalls hat die EM die ebenfalls am Samstag gelaufene Wimbledon-Übertragung mit 5,8 Prozent und knapp 850.000 Fans mehr als deutlich hinter sich gelassen.