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Die britischen Medien kannten in den vergangenen Tagen nur ein Thema: Das Interview von Meghan Markle und Prinz Harry mit Oprah Winfrey. Markle machte darin unter anderem rassistische Erfahrungen öffentlich, die die junge Familie innerhalb des Palastes erlebt hatte. Außerdem erzählte sie in dem vieldiskutierten Interview von Suizidgedanken und kritisierte auch Teile der britischen Medien für ihr Verhalten. Das Interview war natürlich auch Thema in der quotenstarken ITV-Frühsendung "Good Morning Britain". Dort erklärte Moderator Piers Morgan am Montag allerdings, dass er Markle kein Wort glaube. Und auch sonst ließ er kein gutes Haar an dem Paar - allen voran an Meghan Markle. Das sorgte für einen Sturm der Entrüstung, bis Dienstagabend gingen bei der Medienaufsichtsbehörde Ofcom mehr als 40.000 Beschwerden zu Morgan ein, die Ofcom leitete daraufhin ein Ermittlungen ein. Morgan hatte Markle in der Vergangenheit immer wieder scharf angegriffen.
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Piers Morgan verlässt das ITV-Studio.
Große Auswirkungen dürfte die Untersuchung der Behörde allerdings nicht mehr haben, denn am Dienstagabend hat ITV den Abschied von Morgan bekanntgegeben. Zuvor gab es zwischen Sender und Moderator Gespräche. Der Sender erklärte daraufhin, dass Morgan entschieden habe, "Good Morning Britain" zu verlassen. Es wurde also nicht gefeuert, sondern hat aus eigenen Stücken hingeschmissen. Man werde die Entscheidung akzeptieren und sich darüber hinaus nicht äußern, heißt es vom Sender. Das alles kam einige Stunden nach der Dienstagsausgabe der Sendung - wo Morgan erneut im Mittelpunkt stand. Zwar ruderte er etwas zurück, in dem er erklärte, Suizidgedanken seien "ernste Dinge", bei der jede Person Hilfe erhalten sollte. Morgan stürmte allerdings auch in der gleichen Sendung aus dem Studio, als er von seinem Kollegen Alex Beresford für seine Aussagen von vor 24 Stunden kritisiert wurde. Dass Morgan das Studio verließ, nannte Beresford "erbärmlich". Co-Moderatorin Susanna Reid gab daraufhin kurzfristig in die Werbung ab. Später kehrte Morgan zurück und diskutierte lange mit Beresford über das Interview und Rassismus. Am Abend dann die Trennung zwischen Morgan und ITV.
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Carolyn McCall
Beim Privatsender hat das royale Interview damit mächtig Staub aufgewirbelt - das bekam auch Senderchefin Carolyn McCall zu spüren. Als sie am Dienstagmorgen die Geschäftszahlen vorstellte, wurde sie von Reportern zu Morgan ausgefragt und erklärte daraufhin, sie glaube den Aussagen von Meghan Markle. Es war jedenfalls nicht das erste Mal, dass Piers Morgan mit seinen Aussagen für einen Sturm der Entrüstung sorgte. Erst vor wenigen Wochen stand er in der Kritik, weil er einen Produzenten bei Twitter an den Pranger stellte, nachdem der dort zuerst schrieb, er würde nie wieder für Morgans Show arbeiten (DWDL.de berichtete). Damals stellte sich ITV noch hinter den Morgan. Der Moderator ist seit 2015 Teil des "Good Morning Britain"-Teams und hat der Show zu Relevanz und guten Quoten verholfen. Wer ihn langfristig ersetzen wird, ist aktuell noch unklar.
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ITV war übrigens auch der Sender, in dem das Interview von Meghan Markle und Prinz Harry zu sehen war. Der Sender soll für die Rechte rund eine Million Pfund bezahlt haben - aus Quotensicht hat sich die Investition gelohnt. Am Montagabend kam das Interview beim Sender auf durchschnittlich 11,1 Millionen Zuschauer, in der Spitze waren sogar 12,4 Millionen mit dabei. Der Marktanteil lag während der Übertragung bei mehr als 50 Prozent, in der Zielgruppe der 16- bis 34-Jährigen waren es sogar 71 Prozent. Insgesamt war es die meistgesehene TV-Sendung im britischen Fernsehen seit dem "Strictly Come Dancing"-Finale bei BBC One im Dezember. ITV selbst erzielte zuletzt 2019 mit dem Finale des Rugby World Cups eine noch höhere Reichweite. Darüber hinaus haben 2,2 Millionen Menschen das Interview über den ITV Hub gestreamt.
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Inzwischen hat sich übrigens auch der Palast zu den von Meghan und Harry erhobenen Vorwürfen geäußert. Die Queen nehme die Vorwürfe "sehr ernst", heißt es in einer am Dienstagabend verbreiteten Mitteilung. "Die ganze Familie ist traurig darüber, wie schwierig die vergangenen Jahre für Harry und Meghan gewesen sind", hieß es in einer Mitteilung weiter. Die Rassismus-Vorwürfe seien besorgniserregend und man werde diese ernst nehmen. Man wolle sie jedoch privat aufarbeiten. "Harry, Meghan und Archie werden immer sehr geliebte Familienmitglieder sein", so das Statement des Palastes.
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Es gab aber auch ganz andere Branchen-Meldungen aus Großbritannien in den vergangenen Tagen. ITV etwa hat jetzt nach dem Erfolg von "The Masked Singer" eine erste Staffel von "The Masked Dancer" angekündigt. Entsprechende Gerüchte gab es schon vor wenigen Wochen (DWDL.de berichtete). Im Rate-Panel werden Oti Mabuse, Jonathan Ross, Mo Gilligan und Davina McCall sitzen, moderiert werden soll die Show von Joel Dommett. Letzterer präsentiert auch "The Masked Singer". Produziert werden gleich sieben 90-minütige Ausgaben, zu sehen sein wird die Show im späten Frühjahr. In dem Format treten maskierte Prominente an und zeigen, wie gut oder schlecht sie tanzen können - das Rate-Panel versucht dann herauszufinden, welche Promis unter den Masken stecken.
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Darüber hinaus hat ITV jetzt auch bestätigt, dass "Love Island" im Sommer zurück auf die Bildschirme kehren wird. Im letzten Jahr musste man eine Staffel der Realityshow bekanntlich aufgrund des Coronavirus absagen. Und auch für die anstehende Staffel war lange nicht klar, ob man sie wird umsetzen können - nun gibt es wenigstens da Gewissheit. Und dann wären da ja auch noch die ITV-Geschäftszahlen, die auch von Corona geprägt waren. So gingen die Umsätze um satte 16 Prozent auf 3,3 Milliarden Pfund zurück, der Gewinn sank von 530 Millionen im Jahr 2019 auf 325 Millionen Pfund. Ähnlich wie in Deutschland hat sich der Markt in Großbritannien inzwischen aber wieder erholt, im vierten Quartal 2020 sei man bereits wieder gewachsen, heißt es vom Unternehmen. Im laufenden Jahr liegen die Werbeeinnahmen wieder im Minus - der große Einbruch kam 2020 aber auch erst im April.
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Trotz der Erholung gibt es durch die Pandemie nach wie vor erhebliche Risiken für Sender und Produktionsfirmen. Daher hat die britische Regierung den schon vor einiger Zeit aufgesetzten, 500 Millionen Pfund schweren Ausfallfonds nun noch einmal um weitere sechs Monate verlängert - also bis Ende Dezember. Damit wäre erst einmal das gesamte laufende Jahr für die Produzenten und Sender abgedeckt. Laut der britischen Regierung habe man mit dem Topf bereits 24.000 Jobs gesichert. Die Arbeiten an mehr als 200 Produktionen konnten durch den Fonds wieder aufgenommen werden.