Und abseits der beiden großen Sendergruppen? Da gibt es vor allem den Sonderfall Channel 4. Zwar sendet man mit öffentlichem Programmauftrag und hat dadurch viele sehenswerte Dokumentationen sowie eine fast einstündige Nachrichtensendung im Programm. Finanziert wird der Kanal jedoch über Werbung. Knapp 6 Prozent der Zuschauer erreicht der Kanal, was man auch am Programm merkt. Wer viele Serien-Eigenproduktionen sehen will, der ist bei Channel 4 falsch. Es sind neben kleineren Prestige-Objekten eher US-Serien und Reality-Formate, die es hier ins Programm schaffen. Außerdem versucht sich der Sender zunehmend an Comedy-Formaten und zeigt seit dem Aus von "Big Brother" auch wieder mehr Interesse an Shows wie dem im Original fantastischen "Million Pound Drop Live". Einen ähnlichen Weg schlägt Channel 5 ein, mit 4,2 Prozent der kleinste der großen Sender. Im Nachmittagsprogramm läuft täglich ein Film und abends bestimmen US-Serien das Programm, wobei man seit der Loslösung vom RTL-Konzern im vergangenen Jahr auch zunehmend eigenproduzierte Shows ausprobiert. Letztlich soll es aber dann doch das vom Konkurrenten abgestoßene "Big Brother" sein, das in diesem Sommer für neue Zuschauer sorgen soll.
Beide Anstalten haben sich auch im digitalen Markt niedergelassen. Mit Sendernamen wie E4 und More4 war der Channel 4 auf jeden Fall schon einmal kreativer als BBC und ITV. E4 spricht als Unterhaltungskanal mit US-Sitcoms ein junges Publikum an, während More4 für die Erwachsenen da ist und viele Wiederholungen des Hauptprogramms zeigt. Mit Film4 hat man außerdem einen eigenen Kanal für Freunde des internationalen Films. Alle Sender erreichen etwas über 1 Prozent Marktanteil mit ihrem Hauptprogramm – in Großbritannien sind bei den privaten Sendern +1-Kanäle, die das jeweilige Programm um eine Stunde zeitversetzt ausstrahlen, gang und gäbe. Je nach Größe eines Senders kommen so noch einmal 0,1 bis 1,0 Prozent zusätzlich hinzu. Weniger gut Fuß fassen konnte Channel 5 im digitalen Markt. Noch zu RTL-Zeiten hat man als letzte Gruppe zwei Kanäle gestartet. Mit 5 USA erreicht man mittlerweile immerhin knapp 1 Prozent. Der zweite Kanal dümpelt aber vor sich hin und hat fünf Jahre nach dem Start mittlerweile auch schon den dritten Namen. Aus Five Life wurde zunächst Fiver, ehe man den Sender in diesem Jahr zu 5* machte und auch die Sendezeit kürzte. Wirklich gut fährt Channel 5 mit dem Sender allerdings nicht. Die Mischung aus Realityshows und Serien-Wiederholungen schafft gerade einmal 0,5 Prozent Marktanteil.
Im Free-TV gibt es neben den vier großen Sendergruppen noch weitere, eher kleine Spartensender, die kaum eine Rolle spielen. Wichtiger ist da das Bezahlangebot von BSkyB, das mit über zehn Millionen Abonnenten eine Größe hat, von der Anbieter in anderen Ländern nur träumen. Wer Sport sehen will, kommt an BSkyB nicht vorbei. Auf vier Sendern plus einem Nachrichtenkanal präsentiert Sky ein breites Angebot an exklusiven Sportübertragungen. Erst kürzlich wurde bekannt gegeben, dass auch die Formel 1 ab der kommenden Saison zur Hälfte hinter der Bezahlschranke verschwinden wird. Daneben hat man zwölf eigene Film-Kanäle im Angebot und mit Sky 1 auch einen eigenen Unterhaltungskanal, für den auch eigene Shows und Serien produziert werden. Etwas über ein Prozent der Zuschauer erreicht man mit dem Sender immerhin – mehr als so mancher Free-TV-Kanal. Zunehmend wichtig werden Kaufserien für Sky. Während diese auch bei Sky 1 und Sky Living zu sehen sind, hat man zu Jahresbeginn vor allem für HBO-Serien den Sender Sky Atlantic geschaffen. Neben den eigenen Sendern befinden sich auf der Sky-Plattform dutzende weitere Spartensender, etwa von MTV Networks, Discovery oder UKTV, das gemeinsam von Virgin Media und BBC Worldwide, dem komerziellen Arm der BBC, betrieben wird.
In Zukunft dürfte vor allem die künftige Entwicklung von BSkyB zunehmend von Bedeutung sein. Die Macht von BSkyB auf dem britischen Markt ist angesichts der Größe enorm. Die privaten Free-TV-Sender liebäugeln in Zeiten von Kostenersparnissen sowie der Generierung neuer und zuverlässiger Einnahmequellen immer wieder mit einem Beitritt zur Sky-Plattform. ITV etwa hat die HD-Versionen von ITV 2 bis 4 bereits auf der Bezahlplattform gestartet und auch Channel 4 ist mit E4 HD einen ähnlichen Weg gegangen. Und selbst die BBC musste bereits Abstriche machen, muss man sich aus Kostengründen doch künftig auf die Rechte an der Formel 1 mit BSkyB teilen. Auch Serien wie „Mad Men“ hat man bereits an die Pay-TV-Plattform verloren und sich somit bei den Zuschauern ohne Abo unbeliebter gemacht. Der im Zuge der Digitalisierung begonnene Boom mit immer neuen Sendern klingt im Vereinigten Königreich jedenfalls langsam wieder ab - eine Chance der Sendeanstalten, sich künftig wieder vermehrt auf Inhalte konzentrieren zu können.
Und wie sich die Sender um neue Inhalte bemühen, lesen Sie künftig immer mittwochs im brandneuen UK-Update auf DWDL.de. Stay tuned!