Diese Telegeschichte beginnt im Jahr 1952 im Raum New York City. In diesem Jahr übernimmt der Reifenhersteller General Tire and Rubber Company den amerikanischen Lokalsender WOR TV 9. Es ist nicht seine einzige Aneignung dieser Art. Im ganzen Land kauft sich das Unternehmen in kleine Kanäle ein - nicht, um ein qualitativ hochwertiges Programm zu gestalten, sondern, um dort Werbung für seine Produkte ausstrahlen zu können. Die Strategie des neuen Eigentümers konzentriert sich folglich darauf, mit geringstmöglichen Kosten ein geeignetes Umfeld für die eigenen Spots zu schaffen. Als 1955 der exzentrische Milliardär und Filmemacher Howard Hughes sein angeschlagenes Filmstudio RKO Radio Pictures verkaufen muss, schlägt General Tire erneut zu und erwirbt mit dem Studio zugleich den größten Teil dessen Filmbibliothek. Diese steht nun den hauseigenen Sendern und damit auch dem New Yorker WOR TV 9 zur Verfügung.
Unter dem Label „The Million Dollar Movie“ beginnt die Station, die ersten Titel aus dem Katalog ins Programm aufzunehmen und zeigt erfolgreiche Kinofilme aus den 1930er und 1940er Jahren erstmals im Fernsehen. Darunter sind zunächst Titel wie „Magic Town“ mit James Stewart, „Body And Soul“ mit John Garfield und „A Double Life“ mit Ronald Coleman. Bei der Programmierung dieser heutigen Klassiker verspricht der Sender wahres „Kino im Wohnzimmer“ und orientiert sich deshalb an den Spielplänen von damaligen Lichtspielhäusern. Dementsprechend wird derselbe Film innerhalb einer Woche an jedem Tag und überdies zwei Mal pro Abend gezeigt. Hinzu kommen Matinee-Vorführungen am Nachmittag des Wochenendes, sodass jeder Titel innerhalb einer Woche bis zu 16-mal läuft. Später ergänzen Werke wie „Citizen Kane“, „Gunga Din“ und einige Filme von Fred Astaire und Ginger Rogers das Repertoire.
Doch kein Titel sollte einen vergleichbaren kulturellen Einfluss haben wie die Fernsehpremiere von „King Kong“ im März 1956, bei der eine Sehbeteiligung von über neun Millionen Menschen ermittelt wird. Das entspricht knapp 80 Prozent der Haushalte, die in der Region ein Fernsehgerät besitzen. Es ist das größte Publikum, das ein Fernsehprogramm bis dahin im Raum New York erreichen konnte.
„Shock Theatre“ – Grauen frei Haus
Der überraschend große Zuspruch für einen über 20 Jahre alten Schwarz-Weiß-Film führte zuerst dazu, dass „King Kong“ für eine erneute Kinoauswertung noch einmal veröffentlicht wurde und dadurch auf die Leinwände zurückkehren konnte. Zeitgleich hatte die Firma „Screen Gems“ eine Sammlung von über 550 alten Werken der Universal-Studios mit der Absicht erworben, diese ebenfalls an TV-Stationen im gesamten Land zu lizenzieren. Die Lokalsender aber zeigten sich wenig interessiert an den Rechten einzelner Filme, weil sie umfangreiche Pakete bevorzugten, um mit ihnen ihren immensen Bedarf an sendbarem Material decken zu können. Daher beschloss „Screen Gems“, die Universal-Rechte bündelweise zu veräußern und schnürte – inspiriert vom enormen Zuspruch der TV-Premiere von „King Kong“ – als erstes ein Paket aus 52 Horror-, Grusel- und Monsterfilmen, das sie den Kanälen zum Kauf anbot. In diesem Bündel, das den werbewirksamen Titel „Shock Theatre“ erhielt, waren Filme wie „Dracula“ mit Bela Lugosi, „Frankenstein“ mit Boris Karloff und „The Mummy“ erneut mit Boris Karloff enthalten, die aus derselben Zeit wie „King Kong“ stammten und bis zu diesem Zeitpunkt ebenso nur auf Kinoleinwänden zu sehen waren.
Der Erwerb umfasste den ausdrücklichen Ratschlag, die Filme von einer markanten, wiederkehrenden Gestalt – einem sogenannten „Horror Host“ - ankündigen zu lassen, um einerseits die beängstigende Wirkung abschwächen zu können und um den Einzelwerken andererseits einen gemeinsamen Wiedererkennungswert beizufügen. Die Idee dazu entlieh man sich von einem kalifornischen Kabelsender, der bereits im Jahr 1954 die exotische Vampirfrau „Vampira“ als Ansagerin in einer nächtlichen Film-Reihe einsetzte und damit das Prinzip der „Spook Shows“ aufgriff, in denen ab den 1930er Jahren in ausgewählten Kinos gruselige Filme um blutige Live-Performances ergänzt wurden. Vampira fungierte als Vorlage und Prototyp für die Ausstrahlungsempfehlungen, die Screen Gems den Käufern ihres „Shock Theatres“ mitgab.
Die Absatz-Strategie zeigte Wirkung, denn insgesamt erstanden mehr als 90 über die ganzen USA verteilte TV-Stationen das Shock-Paket, von denen die meisten die empfohlenen Grusel-Ansager:innen einführten. Diese simple Idee stellte sich als derart effektiv heraus, dass sie sich bald vom ursprünglichen „Shock Theatre“ löste und selbst unabhängig von den Universal-Klassikern bis in die Gegenwart immer neue Varianten hervorbrachte.
„Horror Hosts“ – Grusel für Generationen
Die Autorin Elena Watson schätzt, dass es über die Jahre hinweg allein in den USA über 200 „Horror Hosts“ gegeben hat, die bald ein eigenes Genre ausbildeten. Zu ihnen gehörten zwielichtige Monster und Geschöpfe wie Dr. E. Nicky Witty, Dr. Creep, Dr. Shock, Halloween Jack, Baron von Wolfstein, Mr. Lobo, Baron Daemon, Professor Anton Griffin oder Count Gore De Vol, die in ihre geheimen Labore, dunklen Keller oder zerfallenen Villen einluden, um dort Gruselfilme zu zeigen. Manche entwickelten sich in ihren Regionen zu lokalen Kultfiguren, die mehrere Generationen von Kindern gruselten, wenn diese am Wochenende heimlich einschalteten.
Alle Varianten folgten einem ähnlichen Ablauf, der meist mit einer Begrüßung des Publikums vor dem eigentlichen Hauptfilm begann und sich über weitere Ansagen vor oder nach den Werbeunterbrechungen innerhalb des Films fortsetzte, bevor die Sendung mit einer finalen Verabschiedung beendet wurde. Je nach Ausrichtung bezogen sich die Ansagen mal mehr und mal weniger auf den Film des Abends. Mal wurde dieser lediglich erwähnt, mal wurden zusätzliche Informationen zu den Beteiligten oder zur Entstehungsgeschichte geliefert. Im Laufe der Zeit wichen die Ausstrahlungen von filmischen Meilensteinen in den meisten Fällen billigen B-Movies minderer Qualität, die meist eher unfreiwillig komisch als gruselig waren. Entsprechend wandelte sich die Mehrzahl der Ansagen von atmosphärischen Darbietungen zu albernen Sketchen.
„Hilde‘s Wilde Horrorshow“ - Sowas schubst man nicht von der Bettkante
Im Jahr 1992 stand der deutsche Privatsender RTLplus vor einem Problem: Er hatte gerade ein 24-stündiges Vollprogramm etabliert und war gleichzeitig bemüht, sich ein seriöseres Image zuzulegen. Zu diesem Zweck wurden unter anderem die banalen Sexfilmchen verbannt, die bis dahin das Spätprogramm billig füllten. Ähnlich wie die General Tire and Rubber Company suchten die Verantwortlichen nach Möglichkeiten, die nächtlichen Stunden mit günstiger Ware zu bestücken. In diesem Zusammenhang stieß der Redakteur Jan Richard Schuster auf die Tradition der „Horror Hosts“ in den USA und beschloss, eine deutsche Adaption umzusetzen.
Als Vorlage für das Vorhaben fiel die Wahl auf „Elvira - The Dark Mistress“, die sich wiederum an „Vampira“ anlehnte und Anfang der 80er-Jahre schnell zur populärsten Figur im Zirkus der „Horror Hosts“ avancierte. In „Elvira’s Movie Macabre“ präsentierte sie wie viele ihrer Mitstreitenden trashige Horrorfilme. Ihre enorme Popularität erklärte sich daraus, dass sie im Gegensatz zu den meisten ihrer Kollegen kein männlicher Horror-Doktor war, sondern sich als verführerische, freizügig gekleidete Femme fatale inszenierte, die immer wieder zweideutige Anspielungen fallen ließ. Sie tat dies stets mit viel Selbstironie, sodass ihre Auftritte trotz aller sexuellen Aufladung eine gewisse Klasse behielten. Das lag nicht zuletzt an der Darstellerin Cassandra Peterson, die die Rolle (nicht nur im Brustbereich) hervorragend ausfüllte.
Aus „Elvira’s Movie Macabre“ wurde „Hilde’s Wilde Horrorshow“, die deutlich flacher und alberner daherkam als ihr Vorbild. Die Sängerin Christine Oedingen schlüpfte in die Rolle der Gastgeberin und versprach ihrem Publikum direkt zum Auftakt: „Wir werden gemeinsam in frischen Gräbern stochern, hübsche, kleine Monster basteln und satanische Orgien feiern“. Doch das Resultat erinnerte an einen Kinderkarneval oder eine missglückte Halloween-Party, war also eher clownesk als erotisch oder gar gruselig. Das lag nicht zuletzt daran, dass hinter den Kulissen zwei Autor:innen arbeiteten, die schon in „Alles Nichts Oder?“ für manche Albernheit verantwortlich waren. Sie schrieben Bücher, die vor plumpen Gags strotzten und sich von einem fahlen Kalauer zum nächsten hangelten. („Ein Mann, der die amerikanische Antwort auf Freddy Quinn und Hardy Krüger ist. Freddy Krueger. Keine Angst, er singt nicht“). Bei Hildes Look ließ sich die Kostümbildnerin, die sonst die Verkleidungen für Hella von Sinnen schneiderte, unverkennbar vom Stil der „Rocky Horror Picture Show“ und insbesondere von Tim Currys Rolle des Dr. Frank Furter inspirieren.
Hinzu kam, dass Hilde vor jedem Film die jeweilige Handlung zusammenfassen und mit Ausschnitten illustrieren musste. Angesichts der hanebüchenen Stories mancher Machwerke, in denen es um Ober- und Unterwelten, Visionen und Dämonen ging, bekam diese Einführung, die eigentlich Lust machen sollte, den Reiz einer Buchvorstellung in der Schule. Unter diesen Umständen konnte Christine Oedingen ihrer Figur nie die gleiche Sinnlichkeit, Erotik und Eleganz ihres Vorbilds Elvira verleihen - egal wie lasziv sie sich in ihren Ansagen auf dem rot bezogenen Bett mit Goldverzierungen räkelte. Da half es auch nichts, dass sie zu Beginn der Premiere warnte: „Finger weg von der Fernbedienung, sowas wie mich schubst man nicht von der Bettkante!“ Nach der ersten Staffel war ihr keine Rückkehr mehr vergönnt.
Dennoch gibt es bis heute eine treue Fangemeinde, die sich mit Wehmut an die bloß zehn Episoden der Serie erinnert. Viele von ihnen berichten, dass sie durch Hilde zum ersten Mal mit dem Horrorgenre in Berührung gekommen sind und wie nachhaltig sie die ungefilterte Gewalt beeindruckt hat. Tatsächlich liefen viele der Schocker in ihrer ungeschnittenen Videofassung. So war beispielsweise der erste Teil von „Nightmare - Mörderische Träume“ unzensiert zu sehen.
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Im Gegensatz zu den amerikanischen Varianten, die in der Regel einen Film pro Woche zeigten, gab es bei Hilde immer ein Double-Feature zu genießen. Am Freitagabend zwischen Mitternacht und 4 Uhr liefen mit „Frankenstein“, „Frankensteins Sohn“ und „Dracula“ neben Titeln aus dem „Shock Theatre“ von Universal ebenso jüngere Werke wie „Prom Night“ (Teil 1 + 3), „Das Böse“ (Teil 1 + 2), „Mary Lou“ und „Die Nacht der reitenden Leichen“ samt zweier Fortsetzungen.
„Mystery Sciences Theatre 3000“ –Trash aus einer anderen Welt
Parallel zu diesen Entwicklungen kehrte der US-Komiker und Comedy-Autor Joel Hodgson, nach einigen Aufträgen in Hollywood unzufrieden in seine Heimatstadt Minneapolis zurück. Dort begann er aus Langeweile ein Format zu schaffen, in dem er seine Liebe zu schlechten Science-Fiction-Filmen ausleben konnte. Im Mittelpunkt stand darin der Erdling Joel Robinson, der von verrückten Wissenschaftlern in einem Raumschiff gefangen gehalten wird. Als menschliches Versuchskaninchen zwangen sie ihn, sich pausenlos miese Filme anzusehen. Auf diese Weise wollten die „Mad Scientists“ den schlechtesten Film aller Zeiten finden, mit dem sie die Menschheit in den Wahnsinn treiben könnten. Allein ein paar Wartungsroboter leisteten bei dieser Tortur Gesellschaft und schauten sich die Filme mit ihm im bordeigenen Kinosaal an. Als einzige Möglichkeit, sich der schrecklichen Wirkung des Foltermaterials widersetzen zu können, blieb ihnen nur, das Geschehen auf der Leinwand permanent zu kommentieren und gemeinsam zu verspotten.
Mit diesem Konzept Hodgson sich an eine kleine lokale und unabhängige TV-Station. Der dortige Mitarbeiter Jim Mallon erklärte sich bereit, bei der Produktion zu helfen und ermöglichte die Nutzung der Ausrüstung des Kanals. Zusammen mit den Autoren J. Elvis Weinstein und Trace Beaulieu sowie dem Kameramann Kevin Murphy nahmen sie eine Pilotfolge auf und zeigten sie Donald O'Conner, dem Leiter des Senders. O’Conner war begeistert und gab sofort eine erste Staffel von „Mystery Sciences Theatre 3000“ in Auftrag, die ab dem 24. November 1988 im Großraum Minneapolis ausgestrahlt wurde.
Jede Episode bestand aus kurzen Sketchen, deren Witz sich häufig aus der Figurenkonstellation ergab, aber eigentlich lediglich Beiwerk war. Im Zentrum standen vielmehr die schlechten Movies, von denen Robinson und seine Roboter jeweils einen vorgeführt bekamen. Während der Film fast in voller Länge lief, waren die Silhouetten der drei dauerhaft am unteren Bildrand eingeblendet. Von dort amüsierten sie sich mit witzigen, sarkastischen und anspielungsreichen Kommentaren über Regiefehler, Ungereimtheiten in der Geschichte oder andere handwerkliche Patzer.
Schnell entwickelte sich die schräge Show vom Geheimtipp zum großen Erfolg in Minneapolis und Umgebung. Trotzdem mussten Hodgson und sein Team die Produktion im Sommer 1989 wegen des Bankrotts der TV-Station vorerst einstellen. Es gelang ihnen jedoch, die Verantwortlichen des frisch gegründeten Comedy Channels (heute Comedy Central) von ihrem Konzept zu überzeugen, sodass die Arbeit mit einem höheren Budget und einer größeren Crew fortgesetzt werden konnte. Auf diese Weise waren die neuen Folgen ab November 1989 sogar landesweit zu sehen.
Dort fand die Reihe eine noch größere Fangemeinde, deren Mitglieder jede Ausgabe mit Spannung erwarteten und begeistert feierten. Die Fans liebten die absurde Handlung der Sketche, die bewusst billig gehaltenen Kulissen und die unzähligen popkulturellen Referenzen.
Nach sieben Staffeln und rund 130 Episoden entschied Comedy Central jedoch, dass die Show nicht mehr ins Programm passe und setzte die Produktion abermals ab. Der anschließende Aufschrei der Fangemeinde war derart lautstark, dass der Sci-Fi-Channel die Serie aufgriff und für weitere drei Jahre fortsetzte, bevor sie im September 1999 für eine längere Pause von den Bildschirmen verschwand. Erst 2017 gelang ein Comeback, diesmal im Auftrag des Streaming-Anbieters Netflix. Die Zusammenarbeit verlief jedoch nicht ideal, weswegen sie nach zwei Staffeln ein schnelles Ende fand. Seit 2022 hat das Format seine Heimat auf der eigenen Plattform „Gizmoplex“ gefunden, wo auf Basis von Crowdfunding neue Ausgaben realisiert werden und zusammen mit allen verfügbaren alten Folgen abrufbar sind.
Der Schrott bahnt sich den Weg nach Deutschland
Aufgrund des enormen Zuspruchs produzierte das Team 1996 einen Kinofilm, der versuchte, das bewährte Konzept nahtlos in die realen Kinosäle zu übertragen. Entsprechend erhielt das Projekt den vorhersehbaren Titel „Mystery Science Theater 3000: The Movie“. Da der Ableger nur in wenigen Kinos lief und die treue Fangemeinde dafür doch zu klein war, entwickelte sich der Film zu einem Flop. Dennoch sollte er seinen Weg nach Deutschland finden.
Als der Verleih Universal einen Verantwortlichen für die deutsche Fassung suchte, wandte er sich an Oliver Kalkofe, der im „Frühstyxradio“ von radio ffn und beim Pay-TV-Anbieter Premiere in seiner legendären Rubrik „Kalkofes Mattscheibe“ schreckliches Fernsehen grandios parodierte. Wie er im Interview mit Bodo V. Hechelhammer offenbart, stellte das Angebot den ersten Kontakt mit dem „Mystery Science Theatre“ dar: „Ich habe mir den Film angesehen und fand ihn großartig. Die Teile mit den Kommentaren waren fantastisch, aber die Teile dazwischen waren nur mittelmäßig lustig.“ Daraufhin erstellte er mit seinem Kollegen Oliver Welke und weiteren Mitarbeitenden vom „Frühstyxradio“ die Synchronisation. Das begeisterte ihn so sehr, dass er danach probierte, entweder das amerikanische Original oder eine deutsche Adaption auf die heimischen Bildschirme zu bringen. Dies gelang ihm zwar nicht, doch die Idee, schlechten Filmen eine Bühne zu geben, war längst in seinen Kopf gepflanzt.
„SchleFaZ“ – Die Fußballreporter des Scheiß-Films
Jahre später landete Kalkofe mit seiner „Mattscheibe“ schließlich beim Sender Tele 5, der über ein umfangreiches Archiv schlechter B-Movies verfügte. Als er im Spaß vorschlug, man müsse eigentlich eine eigene Show bloß über solche schlechten Filme machen, ermutigte ihn der damalige Geschäftsführer Kai Blasberg, diese Idee tatsächlich umzusetzen. Der Grundstein für „SchleFaZ“ war gelegt.
Seit 2013 hat Kalkofe gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Rütten in der Reihe „SchleFaZ: Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ bereits über 150 minderwertige Spielfilme vorgestellt. Anders als beim „Mystery Science Theatre 3000“ betten sie diese nicht in eine futuristische Spielhandlung ein. Stattdessen kommentieren sie die Filme laut Kalkofe „wie ein Fußballreporter, der als Experte das Geschehen erklärt und einordnet“. Diese Herangehensweise sei „wesentlich praktikabler und inhaltlich angemessener“ als die Produktion von begleitenden Weltraum-Sketchen. Zudem setzen sie während des Films Texttafeln ein und verzichten auf die Nutzung von eingeblendeten Silhouetten. Mit der Vorlage teilen Kalkofe und Rütten hingegen ihre Liebe für schlechte B-Movies, die sie durch das Sezieren von absurden Handlungssträngen, haarsträubenden Dialogen und jämmerliches Schauspiel huldigen. Hierbei gewinnen sie den Schrottwerken eine unfreiwillige und unterhaltende Komik ab. Ihre Auswahl beschränkt sich dabei nicht auf Horrorfilme und reicht von der deutschen Komödie bis zum abenteuerlichen Sci-Fi-Flop. Und natürlich gehören viele Filme über Haie und andere Monster dazu.
Obwohl Oliver Kalkofe immer wieder das „Mystery Science Theatre 3000“ als explizites Vorbild für seine „SchleFaZ“-Reihe nennt, sind die Ähnlichkeiten zu den amerikanischen „Horror Hosts“ und zu „Hilde‘s Wilder Horrorshow“ nicht von der Hand zu weisen. Billige Filme, eigentümliche Kostüme, miese Kalauer, unerotische Moderationen und eine engagierte, leidenschaftliche Fangemeinde, all diese Elemente finden sich ebenso bei „SchleFaZ“ wieder. Mit „Blacula“, „Dollman“ und „Hobgoblins“ liefen dort zudem schon Gurken, die zuvor auch von Elvira präsentiert worden sind.
Darüber hinaus zeigte Tele 5 bereits mehrere Streifen, durch die sich schon die Crew vom „Mystery Science Theatre 3000“ durchquälen musste - nämlich „Laserkill – Todesstrahlen aus dem All“, „Piranhas II – Die Rache der Killerfische“, „Sumuru – Die Tochter des Satans“, „Santa Claus“, „Star Crash – Sterne im Duell“, „Argoman – Der phantastische Supermann“, „Ator – Herr des Feuers“, „Angriff der Riesenspinne“ und „Das Gehirn“.
Übrigens, im Jahr 2012, noch bevor sich Peter Rütten an der Seite von Oliver Kalkofe in „SchleFaZ“ dem genüsslichen Zerfleddern von schlechten Filmen hingab, synchronisierte er im Rahmen der kurzlebigen Reihe „Rüttens Bullshit Universum“ viele B-Movies neu. Bedauerlicherweise oft nur mäßig witzig. In einer Folge widmete er sich darin einer Szene, deren unsinnige Handlung er ausführlich kommentierte. Es handelte sich um „Der Thron des Feuers“, der kurz darauf zu einem „SchleFaZ“ aufsteigen sollte. Das allerdings ist eine ganz andere Telegeschichte.
Die finalen "SchleFaZ"-Folgen bei Tele 5 laufen dort immer freitags gegen 22:15 Uhr.