Diese Telegeschichte beginnt am 01. April 1983. An diesem Tag kauft der gelernte Schauspieler Peter Steiner sen. im Münchner Ortsteil Giesing die Gaststätte "Zur Freundschaft". Zuvor hatte er seinen Lebensunterhalt vor allem als Sprecher in Hörspielen des Bayerischen Rundfunks und durch zahlreiche Neben- oder Episodenrollen in meist blau-weiß angefärbten Serien (z. B. "Königlich Bayerisches Amtsgericht", "Mordkommission" oder "Zwickelbach & Co.") bestritten. Darunter waren ebenso bäuerliche Lustspiele und Stücke des "Komödienstadel". Oft waren es kleine Engagements, manchmal so winzig, dass als Rollenbezeichnungen lediglich Beschreibungen wie "Zweiter Gendarm", "Kollege auf dem Oktoberfest" oder "Taxifahrer" angegeben waren.
Und ja, er wirkte auch in einigen billigen Sexfilmchen der 70er-Jahre mit. Auf gut 20 Filme kommt er bis zum Kauf des Theaters. Dafür schämt er sich nie: "Mei, ich hab' halt meistens den Bürgermeister oder den Wirt gespielt. Wer hat denn da nicht mitgemacht damals? Es gibt ja schon genug, die heute nix mehr davon wissen wollen." Der große Durchbruch lässt bisher auf sich warten. Zu bajuwarisch ist seine Art, zu undeutlich sein Dialekt, zu wenig schillernd sein Auftreten, um in nicht bayerischen Produktionen mitwirken zu können.
Mit dem Lokal soll alles anders werden, denn damit erfüllt sich Steiner seinen Lebenstraum. Er baut das Restaurant um und richtet darin ein Theater mit rund 200 Plätzen und gusseisernen Kronleuchtern ein. Zu deftigem Essen und Bier werden fortan ausschließlich heitere Bauernschwänke serviert. Er übernimmt bei fast allen Vorstellungen die Regie und schreibt bzw. adaptiert die Bücher selbst. Zum festen Ensemble gehört auch seine Tochter Gerda. Ihr überträgt er zwei Jahre nach der Gründung des Theaters dessen Leitung.
"Unser kleines Theater" – Vorhang auf
Etwa zur gleichen Zeit kündigt sich im Raum München die Gründung des ersten privaten Fernsehprogramms an, das über eine terrestrische Frequenz verbreitet wird. Es nimmt am 13. Oktober 1986 den Betrieb auf und wird von gleich 13 Anbietern bespielt. Einer davon ist die Firma "Unser kleines Theater Programm GmbH", die sich auf die Aufzeichnung von Werken aus dem Bayerischen Volkstheater spezialisiert hat. Die Aufnahmen stammten aus wechselnden Bühnen und von verschiedenen Ensembles. Von dieser Gelegenheit erfuhr Gerda Steiner und wendete sich aktiv an Firmenchef Norbert Handwerk, um die Stücke ihres Hauses im Fernsehen unterzubringen. Mit Erfolg. Die Komödien aus "Peter Steiner's Theater-Stadl" gehörten von nun an zum festen Repertoire des Programmfensters. Schnell zeigte sich in Umfragen, dass ihre Schauspiele zu den beliebtesten zählten und ihr Ensemble die besten Noten unter allen Mitstreitern erhielten.
Ab 1989 gelang Norbert Handwerk für seine Theatermitschnitte der Sprung raus aus dem Regionalfernsehen. Er ergatterte feste Sendeplätze gleich auf den beiden großen Privatsendern Sat.1 und RTLplus. Ihm spielte dafür in die Karten, dass die Kanäle im Verteilungskampf um terrestrische Frequenzen der bayerischen Regierung zu gefallen hatten und man diese mithilfe der Ausstrahlung von Beiträgen mit süddeutschem Flair und Brauchtum bezirzen wollte.
Die Aufführungen von Handwerks Firma bildeten dafür die perfekte Ware und so lieferte er unter der Marke "Unser kleines Theater" ab 1989 im monatlichen Rhythmus zwei neue Bauernstücke - eines für Sat.1 (montags um 21.00 Uhr) und eines für RTLplus (sonntags um 16.00 Uhr). Ein Großteil stammte vom beliebten Theaterstadl der Steiners. Während sie sich den sonntäglichen Slot bei RTLplus mit anderen Bühnen teilen mussten (z. B. mit dem "Berchtesgadener Bauerntheater") und dort seltener auftraten, bespielten sie die Reihe in Sat.1 allein. Zu sehen waren frische Aufzeichnungen und Aufnahmen, die zum Teil schon für das Regionalfernsehen angefertigt wurden.
Zünftig, leicht und heiter ging es darin her. Schließlich soll Peter Steiner all seine Bücher nach drei Leitsätzen verfasst haben: 1.) Probleme haben im Volkstheater nichts verloren. 2.) Möglichst jeder Satz soll eine Pointe beinhalten. 3.) Schadenfreude ist die schönste Freude. Entsprechend zogen die Handlungen ihren Humor aus Verwechslungen, Missverständnissen, Hinterlistigkeiten, Eifersüchteleien, heimlichen Liebschaften, schlüpfrigen Zweideutigkeiten und Familienstreitigkeiten.
Die Geschichten waren meist im ländlich-bäuerlichen Milieu Oberbayerns angesiedelt und nutzten als Motive gern die mangelnde Moral im Dorf, Vorfälle bei Gemeinderatssitzungen, Fehden zwischen zwei Familien des Ortes, Verwicklungen um eine anstehende Hochzeit oder Komplikationen beim Versuch, den eigenen unfähigen Nachwuchs endlich unter die Haube zu bringen. Dabei wiesen sie fast immer ähnliche stereotype Figurenkonstellationen auf. Im Zentrum der Ereignisse stand häufig ein alter "Grantler" (oder Griesgram), der vor sich hin wetterte und glaubte, etwas zu sagen zu haben. Ihn verkörperte in der Regel Peter Steiner. Hinzu kamen garstige Ehefrauen, liebestolle Männer, aufreizende Fräulein und einfältige Dorfdeppen sowie oftmals fromme Geistliche, korrupte Bürgermeister und eine listige Wahrsagerin. Die Witze waren flach, die Konflikte harmlos, die Storys geradlinig und die Abläufe vorhersehbar.
Die 90-minütigen Handlungen kamen stets mit einer Kulisse aus, die meist ein Bauernhaus oder ein Wirtshaus darstellte und im Zentrum einen Tisch als zentralen Punkt aufwiesen. Bei der Umsetzung konnte Peter Steiner auf das feste Ensemble seines Theaters setzen, zu dem seine Tochter Gerda Steiner, seine erste Ehefrau Gerda Steiner-Paltzer sowie oft Erna Waßmer, Egon Biscan, Rudi Decker, Winfried Frey und Petra Auer zählten. Steiner übernahm die Regie des Bühnengeschehens, während Alfred M. Anders in den ersten zehn Jahren für die Fernsehregie verantwortlich war. Wenngleich sowohl die Stücke als auch das Ensemble aus "Peter Steiner's Theater-Stadl" stammten, fanden fast alle Aufnahmen nicht dort, sondern im Kurhaus Bad Tölz vor Publikum statt.
"Peter Steiners Theaterstadl" – Großes Theater bei RTL
Das schlichte Konzept traf "mitten in die Volksseele" (Zitat aus "Gong"). Die Komödien erzielten schnell große Sehbeteiligungen und Marktanteile von bis zu 15 Prozent. Das waren gute Werte für die jungen Anbieter, die mit ihren begrenzten Reichweiten längst nicht flächendeckend empfangen werden konnten. Umso unbefriedigender war es für die Verantwortlichen bei RTLplus, dass man sich den Steiner-Kuchen mit der Konkurrenz teilen musste und obendrein den kleineren Anteil erhielt. Also überzeugten sie die Steiners, ab 1992 exklusiv zu ihnen zu wechseln. Das gelang, weil sie für "Peter Steiners Theaterstadl" (jetzt ohne falschen Apostroph und Bindestrich) den begehrten Termin am Samstagabend um 20.15 Uhr zugesichert bekamen. Sogar wöchentlich.
Einmal im Monat präsentierte Steiners Ensemble einen neuen Schwank, die Wochen dazwischen wurden mit Wiederholungen gefüllt. An ihrem Rezept änderten sie wenig. Die Erzählung blieb schlicht, der Humor wenig subtil, das Milieu weiß-blau und die Figurenkonstellation bewährt. Durch die prominente Platzierung und den einfacheren Rhythmus mit erhöhter Schlagzahl wuchs die Popularität der heiteren Geschichten sprunghaft, die nun regelmäßig bis zu sechseinhalb Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer anlockten. Dazu kam, dass die Produktionskosten im Vergleich zu anderen Genres äußerst gering ausfielen. Etwa 150.000 DM, später 250.000 DM kostete die Aufzeichnung einer Vorstellung. Andere Formate verschlangen locker das Vier- bis Sechsfache.
Dennoch wurden die Reihe und ihre Akteure innerhalb und außerhalb der Branche belächelt und nie richtig ernst genommen. Selbst der RTL-Chef Helmut Thoma zeigte sich auf den Stadl angesprochen eher zurückhaltend: "Ich sehe es manchmal und finde es lustig - aber abhängig bin ich nicht." Diese geringe Wertschätzung war die Geschäftsführerin der Produktionsfirma, Christine Steinkirchner, gewohnt. "Mit uns kann man eben nicht glänzen", gab sie in einem Interview mit Ute Buddenberg an, "wir sorgen zwar für gute Reichweiten, aber nicht für Glamour."
Die Gelassenheit konnte sie sich leisten, weil die "Unseres kleines Theater Programm GmbH" nicht nur die Produktion der Steiner-Stücke für RTL übernahm. Für Sat.1 setzte sie zusätzlich die Fernsehfassungen des "Chiemgauer Volkstheaters" um, das dort die Lücke zu füllen versuchte, die die Steiners durch ihren Wechsel hinterlassen hatten. Gleichzeitig sorgten die TV-Ausstrahlungen für einen enormen Ansturm auf die Volkstheater-Bühnen des Landes – insbesondere auf das Münchner Stadl-Theater. "Die Busse kamen wer weiß woher - aus Hamburg, Kiel und der Schweiz", erinnerte sich Peter Steiner in einem Interview im Jahr 1997.
"Zum Stanglwirt" – Bauerntheater in Serie
Für alle Beteiligten erschien ein Ausbau der Zusammenarbeit angesichts des großen Zuspruchs sehr lohnend. Gleichzeitig war klar, dass sich nicht immer mehr neue Stücke in immer kürzeren Abständen fertigstellen ließen. Die Lösung dieses Problems bestand letztlich darin, eine schnell umsetzbare Serie zu entwickeln.
Im Zentrum der Handlung von "Zum Stanglwirt" stand das titelgebende Wirtshaus, das im Besitz der Familie Stangl stand und zusätzlich eine Metzgerei umfasste. Lokal und Geschäft bildeten das Herz des Dorfgeschehens und dadurch die Schauplätze für allerlei Verwicklungen und Verwirrungen. Insbesondere der Wirt Peter Stangl sorgte für Unruhe, weil er sich ständig mit dem Bürgermeister oder den Geistlichen des Ortes anlegte, – etwa um den Bau einer Tankstelle gegenüber seinem Gasthaus zu verhindern. Aber auch allerlei romantische Eskapaden, die Lüsternheit der Stangl-Männer, der Klau einer Blasorgel, die Premiere eines Theaterstücks, eine Blinddarmentzündung und der Besuch des Gewerbeamts lieferten den Anlass für endlose Verwechslungen, dauernde Eifersüchteleien, alberne Verkleidungen und simple Scherze. Dabei setzte man schon damals auf übergreifende Erzählbögen, welche die eigentlich abgeschlossenen Episodenhandlungen ergänzten. Etwa zog sich der Kampf gegen die Tankstelle durch die ersten Storys hindurch ebenso wie die Planung einer großen Reise nach Kanada.
Für die Serie konnte nahezu das komplette Ensemble vom "Theaterstadl" gewonnen werden, die ihre Paraderollen in der Sitcom ein weiteres Mal darboten. Peter Steiner mimte abermals das grantige Familienoberhaupt Peter Stangl, das an allem rummeckerte und glaubte, die Geschicke seiner Firma und seiner Verwandten in der Hand zu haben. Tatsächlich hielt jedoch seine resolute Ehefrau (Erna Waßmer) Geschäft und Familie zusammen. Ergänzt wurde der Cast durch die verhasste Schwester Leni (Gerda Steiner-Paltzer), den umtriebigen Sohn Stefan (Egon Biscan), seinen pflichtbewussten Bruder Thomas (Rudi Decker) sowie durch die zwei Enkel Steffl (Winfried Frey) und Silvie (Petra Auer), von denen sich Letzter unsterblich in den Aushilfskellner Toni (Frank Schröder) verliebt hatte. Zuletzt durfte die nervige und einfältige Angestellte Gerdi (Gerda Steiner jun.) nicht fehlen. Hin und wieder traten zudem Gaststars wie Roberto Blanco, Jürgen Drews, Lotti Krekel, Petra Schürmann, Ulla Kock am Brink und Harry Wijnvoord in kurzen Rollen auf.
Die halbstündigen Folgen wurden diesmal nicht in einem Theater oder Kurhaus gefilmt. Sie entstanden vor Live-Publikum in den Bavaria Studios München-Geiselgasteig. Dafür war dort ein großes Set mit Wirtshaus, Metzgerei, Wohnküche, Vorplatz und Biergarten errichtet worden. Die Umsetzung übernahm die Firma psg. Die Drehbücher stammten erneut von Peter Steiner, der sie zusammen mit Ulla Kling verfasste. Steiner übernahm darüber hinaus die Regie bei allen Geschichten.
Zur großen Überraschung überboten die Sehbeteiligungen der konservativen Serie sogar die der Bauernschwänke am Wochenende. Im Schnitt sahen sieben Millionen Menschen die 14 Folgen der ersten Staffel, die ab 01. Oktober 1993 freitags um 21:15 Uhr liefen. In der Spitze stieg der Wert sogar auf neun Millionen Zuschauende an. Schnell musste Nachschub her, der bereits rund zweieinhalb Monate nach dem Ende der ersten Staffel nachgelegt werden konnte. Die anstehende örtliche Bürgermeisterwahl, zu der Peter Stengl das amtierende Dorfoberhaupt herausforderte, zog sich diesmal wie ein roter Faden durch die 13 weiteren Ausgaben.
Wieder waren wöchentlich zwischen sechs und sieben Millionen Menschen an den Eskapaden aus dem Wirtshaus interessiert, was der Serie in der Regel die dritthöchste RTL-Reichweite der Woche bescherte. Ein Grund dafür lag im gelungenen Zusammenspiel mit der Sendung "Die Heimatmelodie", die freitags direkt davor lief und ebenfalls von Peter und Gerda Steiner präsentiert wurde.
"Die Heimatmelodie" – Hits und Witz
Oft wird vergessen, dass das Privatfernsehen der späten 80er- und frühen 90er-Jahre nicht ausnahmslos bunt, frech und unkonventionell war. Das Programm bestand nicht einzig aus "Tutti Frutti", "Alles Nichts Oder?", "Explosiv", "Eine Chance für die Liebe" oder "Dall-As". Ein Großteil der Inhalte kam äußerst konventionell und öffentlich-rechtlich daher. Dies galt beispielsweise für ein umfangreiches Angebot an Volksmusik.
Entsprechend gehörte "Die Heimatmelodie" bereits ab 1985 zu einem der ersten Titel im Portfolio von RTLplus. Durch die einstündigen Ausgaben führte zunächst die Sängerin Maria Hellwig, die seit den 1970er-Jahren Gastgeberin von mehreren sehr zuschauerstarken Volksmusiksendungen im ZDF war (u. a. „Die Musik kommt“). Zusammen mit ihrer Tochter Margot bereiste sie nun für RTLplus malerische Orte in der ländlichen Republik und begrüßte dort aktuelle Stars der volkstümlichen Musik. Die behäbigen Beiträge wirkten selbst für das Genre erschreckend altbacken und im sonst schrillen RTL-Programm völlig deplatziert.
Einen Wandel sollten ab 1991 Marianne und Michael Hartl einleiten und aus der Reihe ein großes Event nach dem Muster des "Musikantenstadl" machen. Das Gesangsduo war zu dieser Zeit äußerst beliebt und hatte seit zwei Jahren die ähnlich gelagerten "Lustigen Musikanten" im ZDF angeführt. Für ihre Version der "Heimatmelodie" zog RTLplus die Sendung vom Sonntagnachmittag auf den Mittwochabend und ließ ein großes volkstümliches Set in der Wolfgang-Petersen-Halle in den Bavaria-Studios München aufbauen. Dieses imitierte ein typisches bayerisches Dorf vor blauem Himmel samt blumengeschmückten Hausfassaden, Kirchturm, Heuschober und Dorfanger mit Brunnen. Das Publikum saß auf Bierbänken und schunkelte beim Weißbier zu den Auftritten von Volkssänger:innen, Blasorchestern und Musikkapellen.
Mit ihrem Wechsel zu RTLplus übernahmen Peter und Gerda Steiner "Die Heimatmelodie" von Marianne und Michael. Unter ihrer Leitung wandelte sich das Format ein weiteres Mal. Jetzt gehörten regelmäßige Sketcheinlagen fest zum Ablauf, die sie zusammen mit prominenten Spielpartner:innen darboten. Die einstige Musikshow geriet dadurch zur "Volkstümlichen Unterhaltung mit Hits und Witz". Unterstützung erhielten die Steiners hierbei unter anderem von Wolfgang Völz, Lotti Krekel, Heinz Schenk, Fips Asmussen, Elisabeth Volkmann, Roberto Blanco, Mike Krüger, Freddy Quinn oder Dieter Thomas Heck. Später waren die gespielten Witze in jeder Folge einem Thema wie Fakir, Zirkus, Casanova, Prinz, Ritter oder Arzt gewidmet.
Häufig drängten die zähen Humorstücke die eigentlich zentralen Auftritte der Volksmusik-Stars in den Hintergrund. Das lag nicht zuletzt daran, dass viele Darbietungen weder angekündigt noch an- oder abmoderiert wurden. Dadurch gewann die Show zwar an Tempo, geriet aber zu einer Nummernrevue ohne echten Fluss, in der die einzelnen Elemente beliebig aneinandergeschnitten wirkten. Dessen ungeachtet konnten große Namen wie die Zillertaler Schürzenjäger, die Kastelruther Spatzen, Stefanie Hertel, Stefan Mross, Frank Zander, Patrick Lindner, Gottlieb Wendehals, die Geschwister Hofmann, die Wildecker Herzbuben, Florian Silbereisen sowie die Vorgänger Marianne und Michael für einen Besuch im Münchner Studio gewonnen werden.
Die Steiner’sche "Heimatmelodie" feierte ihre Premiere am 13. November 1992. Auf ihrem neuen Sendeplatz am Freitagabend läutete sie das Wochenende für oft sechs Millionen Zuschauende ein. Aufgrund ihrer humoristischen Ausrichtung und ihrer enormen Beliebtheit war es folgerichtig, den volkstümlichen "Stanglwirt" direkt anschließen zu lassen, um einen perfekten Audience-Flow zu etablieren.
Der Wind dreht sich
Die Steiners waren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen. Mit der "Heimatmelodie", "Zum Stanglwirt" und "Peter Steiners Theaterstadl" befanden sich die Freitag- und Samstagabende fest in ihrer Hand und alle drei Formate gehörten zu den reichweitenstärksten des Kanals. Und trotzdem hatten sie keinen sicheren Stand in der Chefetage von RTL. Insbesondere Marc Conrad stand ihnen sehr kritisch gegenüber. Er war Anfang des Jahres 1992 zum Programmdirektor aufgestiegen und genoss das nahezu uneingeschränkte Vertrauen des damaligen Geschäftsführers Helmut Thoma. Seine harten Entscheidungen und schnellen Absetzungen brachten ihm bald hausintern die Beinamen "Napoleon" und "Stalin" ein.
Conrad war an einem klaren Schema mit Formaten, die eine klar definierte, junge Zielgruppe ansprachen, interessiert. Genau dies vermochten die Steiner’schen Projekte nicht zu vollbringen. Beim "Theaterstadl" etwa war das Publikum mehrheitlich älter als 50 Jahre. Hinzu kam, dass Conrad Musikshows fürs kommerzielle Fernsehen generell nicht geeignet hielt: "In diesen Sendungen ist kein dramaturgischer Bogen, der die Zuschauer so führt, dass sie auch die Werbeinseln konsumieren müssen. Man kann jederzeit ein- oder aussteigen. Wenn bei einer Musiksendung eine Werbeinsel kommt, kann der Zuschauer problemlos aussteigen und mal eben telefonieren oder zur Toilette gehen. Und es ist eigentlich egal, ob er erst nach zehn Minuten wieder ins Programm einsteigt oder nach zwei Minuten. Dann hat man eben irgendwie den Aufmarsch eines Blasorchesters mehr verpasst. Aber den nächsten Musikakt, den kann man wieder genauso konsumieren." Insofern stand die "Heimatmelodie" gleich aus zwei Gründen auf seiner Abschussliste.
Im Frühjahr 1994 machte Conrad kurzen Prozess und verbannte "Die Heimatmelodie" und "Peter Steiners Theaterstadl" vom RTL-Schirm, obwohl vom Bauerntheater noch vereinbarte Stücke ausstanden. Die Serie "Zum Stanglwirt" erhielt zwar eine Galgenfrist, war aber längst angezählt. Aus diesem Grund startete die dritte Staffel im Hochsommer 1995 und verlor ihren bewährten Platz am Freitagabend. Stattdessen musste sie ihr Publikum am Donnerstagabend um 21:15 Uhr vor der glücklosen Sitcom "Corinna" finden. Diese war beim ersten Anlauf ihrer Ausstrahlung wegen desolater Quoten nach einer Episode abgesetzt worden. Nur wenige Wochen hielt Conrad die Farce aufrecht und beendete schließlich auch den "Stanglwirt" vorzeitig.
Von "Peter Steiners Theaterstadl" waren bis zu ihrem Rauswurf rund 70 Komödien aufgezeichnet und bei RTL oder in Sat.1 ausgestrahlt worden. Von der "Heimatmelodie" sind mit Peter und Gerda Steiner ungefähr gleich viele Ausgaben entstanden. Derweil waren vom "Stanglwirt" 41 Episoden im Kasten, von denen bloß 32 über den Schirm gelaufen waren. Innerhalb weniger Monate hatten die Steiners alle drei Sendungen verloren, mit denen sie einst das Wochenende bei RTL dominiert hatten.
Zweiter Frühling bei Steiners
Die verbliebenen Geschichten des "Stanglwirts" gab Conrad an den frisch gegründeten Schwestersender Super RTL ab, der diese später zusammen mit Wiederholungen der ersten Folgen zeigte. Dort fand ab April 1995 auch "Peter Steiner Theaterstadl" seine neue Heimat und dort erlebten die noch verbliebenen Werke ihre Erstausstrahlung. Zudem wurden die alten Schwänke zigfach wiederholt.
Bei dem kleinen Spartenkanal erreichten sie eine derart überzeugende Resonanz, dass man bis Ende 1998 rund zwei Dutzend weitere Stücke aufzeichnen ließ und am Sonntagabend um 20:15 Uhr zeigte. Diese setzte nicht mehr "Unser kleines Theater" um, sondern die Firma psg, die mit den Steiners zuvor den "Stanglwirt" produziert hatte. Darüber hinaus kombinierte Super RTL in der Reihe "Bei Steiners" alte Musikauftritte aus der "Heimatmelodie" mit frischaufgenommen Sketchen. Hierfür schlüpften Peter und Gerda zwischen 1996 und 1997 in einer kleinen Kiosk-Kulisse in ihre bewährten Rollen als disziplinierte Tochter und grantliger "Babba". Die alten Sketche aus der "Heimatmelodie" wurden wiederum ab 1998 in "Steiners Sketchparade" recycelt.
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Zu dieser Zeit schlossen die Steiners ihr Münchner Theater und führten ihre wechselnden Stücke nur noch im Rahmen von Tourneen auf. Seit dem Tod von Peter Steiner sen. am 22. Dezember 2008, betreibt seine Tochter das Familienunternehmen in der Tradition ihres Vaters fort, justierte das Repertoire jedoch behutsam neu. Aktuelle Werke aus "Steiners Theater" sind nicht mehr im bäuerlichen Milieu angesiedelt und lassen sich eher als Boulevardtheater mit bayerischem Einschlag beschreiben. Der Heimatkanal wiederholt im Pay-TV bis heute die klassischen Lustspiele aus der Zeit von Sat.1 und RTL.
Im Sommer 2005 kündigte der Sat.1-Unterhaltungschef Matthias Alberti übrigens an, das Sat.1-Programm erneut mit abgefilmten Theaterstücken bereichern zu wollen, die diesmal jedoch aus dem Bereich des Boulevard-Theaters stammen sollten. Nach einem privaten Theaterbesuch hatte er überraschend festgestellt: "Die Säle sind voll." Das Vorhaben scheiterte dann aber krachend. Das allerdings ist eine ganz andere Telegeschichte.