Diese Telegeschichte beginnt am 31. Dezember 1999 um 11.00 Uhr. Noch 13 Stunden bis zum neuen Jahrtausend. Auf RTL II erklingt der größte Hit der Gruppe Europe – allerdings in einer Version als Dance-Remix. Es ist die Eröffnungsmelodie des selbsternannten TV-Events „2000 Live - The Final Countdown“. Es trägt naheliegenderweise im Untertitel den Namen des Titelsongs. Dahinter verbirgt sich nach eigenen Angaben „die erste 24-Stunden-Live-Sendung im deutschen Fernsehen“, denn sie wird bis weit in den nächsten Tag hineinlaufen. In ihr hat man sich vorgenommen, den Eintritt des Jahres 2000 von der ganzen Welt live zu übertragen – Stadt um Stadt, Land um Land, Zeitzone um Zeitzone. „Jede Stunde erlebt der Zuschauer den Millenniumskick“, heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung.

Der Auftakt des Party-Marathons findet auf Kiribati statt, wo die Bevölkerung den Jahreswechsel mit makronesischer Folklore begeht. Im Laufe der nächsten Stunden werden Bilder von einem polynesischen Sonnenaufgang, von ägyptischen Konzerten, von einer balinesischen Messe oder einem vatikanischen Gottesdienst folgen. Außerdem sind Impressionen aus den größten Metropolen wie Sydney, London, New York und Mexiko-Stadt geplant. Als Highlight wird Nelson Mandela sein ehemaliges Gefängnis in Südafrika besuchen und dort eine Kerze entzünden.

Hinter der ambitionierten Produktion steht eigentlich die britische BBC, die zusammen mit 58 Stationen aus der ganzen Welt ein Übertragungsnetzwerk errichtet hat. 40 Millionen Mark lässt sie sich die sogenannte Operation „2000 Today“ kosten. Rund 2.000 Kameras, 180 Übertragungswagen und 37 Helikopter sind dafür über den Globus verteilt, auf welche die teilnehmenden Kanäle zugreifen können. Und in Deutschland hat sich überraschend RTL II diesem Netzwerk angeschlossen und übernimmt nun die Bilder der BBC.

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Zwischen den Übertragungen sind wechselnde Moderations-Teams zu sehen. Zu ihnen gehören Ruth Moschner, Franklin, Nova Meierhenrich, Michael Dierks, Yvette Dankou, Anja Ellerman und Holger Müller. Letzterer wurde zusammen mit zwei weiteren Personen mithilfe eines Castings eigens für das Silvester-Event unter 500 Mitbewerbenden ausgewählt. Sie stehen in einem kleinen Berliner Studio. Es versprüht den Charme von 9Live – lang bevor es 9Live überhaupt gab. Ihre Aufgabe besteht nun darin, zwischen den vielen Schauplätzen auf der Erde überzuleiten und die gezeigten Ereignisse zu kommentieren. Mit banalen Gesprächen und endlosen Hinweisen auf das begleitende Gewinnspiel füllen sie die Lücken dazwischen. All das zieht sich, und die meist inhaltslosen Unterhaltungen bilden ein denkbar großes Gefälle zu den malerisch inszenierten und sorgsam komponierten Aufnahmen der BBC. Harald Keller wird ein paar Tage später in der Frankfurter Rundschau über die Figuren Folgendes schreiben: „Die jungen Moderatoren erwiesen sich als gänzlich unvorbereitet und schlichtweg überfordert. Unqualifiziertes Geplapper begleitete die Bilder von exotischen Kulturen, die sachkundige Kommentare erfordert hätten.“ Zapp.

Parallel eröffnet RTL seine Übertragung zum neuen Millennium. Dafür hat sich die Redaktion von „RTL Aktuell“ eine Privatwohnung am Boulevard Unter den Linden in Berlin gemietet. Dort steht Peter Kloeppel auf dem Balkon, der einen direkten Blick auf das Brandenburger Tor erlaubt. Auch er zeigt Bilder vom ersten Datumswechsel auf Kiribati. Anders als der Schwestersender wird RTL nicht pausenlos von den Silvester-Feierlichkeiten berichten, sondern sich ein- bis zweistündlich mit Highlights aus anderen Ländern melden. Den Nachmittag füllt man stattdessen mit den etwas abgestandenen Spielfilmen „Das große Rennen rund um die Welt“, „Das ausgekochte Schlitzohr III“, „Der rasende Gockel“ und „Der Tank“. Zapp.

11.50 Uhr. Noch 12 Stunden und 10 Minuten.

Nun startet das ZDF mit seinem Silvester-Programm. In „Millennium – Mit dem ZDF ins Jahr 2000“ will die Anstalt ihr Publikum vom Pariser Platz am Brandenburger Tor mit „Gesprächen und Reportagen“ auf das nächste Jahrtausend einstimmen. Unter Nutzung ihres weltweiten Korrespondenten-Netzwerkes kann sie nicht nur Bilder, sondern auch Stimmen und Stimmungen aus den verschiedenen Regionen der Welt zeigen. Bis 17.30 Uhr wird das so gehen. Danach übernimmt die Wiederholung einer alten Komödie. Die große Party wird erst am späten Abend kurz vor 22.00 Uhr folgen – ebenfalls aus Berlin. Zapp.

19.29 Uhr. Noch 4 Stunden und 31 Minuten.

Während im ZDF die diesjährige Neujahrsansprache des Bundeskanzlers Gerhard Schröder zu sehen ist, läuft bei RTL eine sehr ähnliche Sendung. Ein Mann sitzt im Anzug an einem Schreibtisch und spricht mit tragendem Gestus direkt in die Kamera. Mit bedeutungsschweren Worten appelliert er an die Bevölkerung, eine „Bereitschaft zum Dialog“ zu zeigen. Er rät dazu, „viel miteinander zu reden“ und günstige Telefontarife „auch für Gespräche mit Menschen jenseits von Rhein und Oder zu nutzen“. Zum Abschluss wünscht er den Zuschauenden, „dass Sie auch künftig Ihre Gespräche mit der richtigen Telefongesellschaft führen“.

Obwohl der Kölner Schauspieler Herbert Wandschneider Gerhard Schröder gar nicht imitiert, wirkt die Szene durch ihr Setting wie eine Parodie auf die Neujahrsansprache. Das ist kein Zufall. Die Elmshorner Telefongesellschaft Talkline hat den zweiminütigen Werbespot gezielt für eine Ausstrahlung am heutigen Abend produzieren lassen.

Es ist der Aufreger der vergangenen Tage. Eigentlich soll der Film im ZDF direkt vor der eigentlichen Kanzler-Ansprache laufen. Dafür hat die Firma für 250.000 Mark die letzten zwei Werbeminuten vor der Aufzeichnung von Gerhard Schröder gebucht und Kopien des Clips an alle großen Redaktionen versandt. Daraufhin setzt das kalkulierte Medienecho verlässlich ein. Nachdem zunächst der FOCUS und dann die DPA über den Vorfall berichten und fälschlicherweise von einem „Kanzler-Double“ sprechen, greifen alle großen Zeitungen das Thema auf. Sie diskutieren, ob ein solches Vorhaben statthaft oder ehrverletzend sei.

Unter dem Druck der öffentlichen Debatte verweigert das ZDF letztlich die Ausstrahlung. „Nach eingehender juristischer Prüfung haben wir den Werbespot aus Gründen des Persönlichkeitsrechts abgelehnt“, gibt ein ZDF-Sprecher als Begründung an. Intendant Dieter Stolte legt in einem Interview nach: „Das Amt des Bundeskanzlers ist eine Institution“ und das ZDF wäre „für Geschmacklosigkeiten und PR-Effekte auf Kosten dieses Amtes nicht zu haben“.

Das Unternehmen Talkline zeigt sich über die Entscheidung verständnislos. Man habe ja nie versucht, Schröder zu imitieren. Vielmehr solle der Darsteller Wandschneider eine „staatsmännische Anmutung bieten“ und so „eine bessere Neujahrsansprache als Schröder halten“, erklärt der Pressesprecher Thomas Phillip Reiter in der WELT scheinbar empört. Längst hat man jedoch erkannt, dass der Coup durch die Aktion viel größer geworden ist, als man es sich erhofft hatte. Und längst hat man einen Fernsehanbieter jenseits des ZDF gefunden, der das vermeintliche Skandal-Video trotzdem ausstrahlt.

Am Ende ist der Spot bei RTL zu sehen. Die dortige Rechtsabteilung hält den Werbespot für unbedenklich. Rund 1,83 Millionen Menschen verfolgen ihn dann dort. Für Talkline lohnt sich der Wechsel sogar finanziell. Die Platzierung bei RTL kostet lediglich 158.000 DM. Ein zweiter Termin bei RTL II schlägt nochmals mit 32.000 DM zu Buche. Man spart somit gegenüber der Ausstrahlung im ZDF etwa 50.000 DM. All die Aufmerksamkeit, die der Coup durch die vermeintliche Empörung auslöst, ist indes unbezahlbar. Passenderweise zeigt RTL den Kanzler-Spot in der Werbepause einer Clip-Show, die den passenden Titel trägt: „Die lustigsten Schlamassel der Welt“. Zapp.

20.00 Uhr. Noch 4 Stunden.

Pünktlich erklingt der Gong zur „Tagesschau“. Es ist die letzte Ausgabe mit der bisherigen Chefsprecherin Dagmar Berghoff. Sie hat 23 Jahre lang die Nachrichten vorgetragen und zählt zweifelsfrei zu den prägendsten Gesichtern in der langen Geschichte der Reihe. „Miss Tagesschau“ lautet ihr viel zitierter Spitzname. Den heutigen Termin hat sich die 56-Jährige für ihren Abschied selbst ausgesucht. Zunächst informiert sie über den überraschenden Rücktritt des russischen Präsidenten Boris Jelzin und dessen Amtsübergabe an einen gewissen Wladimir Putin. Im Anschluss berichtet sie über die Beendigung einer Flugzeugentführung in Kandahar und schließlich über das Silvesterfeuerwerk in Australien und China. 

Nach der Wettervorhersage leitet sie ihren Abschied mit den ironischen Worten „Tja, das war’s für mich fürs Erste“ ein. Berghoff bedankt sich bei all ihren Kollegen von „ARD aktuell“. Mit ihnen habe sie „sehr, sehr, sehr gerne zusammengearbeitet“. Ein Dank geht ebenso an ihr Team, das sie in ihren „fünf Jahren als Chefsprecherin immer unglaublich unterstützt“ habe. Es ist jedoch nur ein Abschied von der „Tagesschau“. Dem Publikum bleibt sie weiterhin als Gastgeberin der NDR-Magazine „Wunderschöner Norden“ und „Heimat in der Ferne“ erhalten. Daher beendet sie die verkürzte Ausgabe der Nachrichten mit den Worten: „Und Tschüs von diesem Platz.“

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Noch während die Schlussfanfare läuft, sieht man den Intendanten des Norddeutschen Rundfunks, Jobst Plog, ins Studio stürmen, um Berghoff einen riesigen Blumenstrauß zu überreichen. Nach diesen fernsehhistorischen Minuten geht der Nachrichtenzyklus in unverminderter Härte weiter. Es steht ein fünfminütiger „ARD Brennpunkt“ zum Rücktritt von Jelzin an. Dadurch verschiebt sich die zweite Ausstrahlung der Neujahrsansprache von Gerhard Schröder. 

20.15 Uhr. Noch 3 Stunden und 45 Minuten.

Während bei RTL die „7 Köpfe“ eine eher fade Rückschau auf das Jahr 1999 darbieten, übernehmen Ingolf Lück, Bastian Pastewka, Anke Engelke und Markus Maria Profitlich diese Aufgabe in Sat.1, indem sie einige Highlights aus ihrer „Wochenshow“ aufwärmen. Indessen eröffnet das ZDF die letzte Primetime des Jahrhunderts mit einem 90-minütigen Zusammenschnitt von „Turbulenten Silvester-Geschichten der beliebtesten ZDF-Serienfamilien“.

ProSieben verspricht mit „Net Aid“ indessen die Übertragung des „größten Benefizkonzerts aller Zeiten“. Inspiriert vom legendären Live-Aid im Jahr 1985 stehen mit Sting, David Bowie, Sheryl Crow, Bono, George Michael, Bryan Adams, The Eurythmics, Bryan Ferry, Wyclef Jean, Robbie Williams und Puff Daddy einige der weltweit bekanntesten Musikschaffenden auf Bühnen in New York, London und Genf, um auf die Auswirkungen extremer Armut hinzuweisen. Zu sehen ist ein von Susann Atwell moderierter Zusammenschnitt der Konzerte, die bereits am 9. Oktober stattfanden.

Und auf den übrigen Kanälen? VOX und Kabel 1 zeigen den ganzen Abend alte Spielfilme – darunter „Die Reifeprüfung“ und „Madhouse“. Der WDR serviert um 20.15 Uhr ein „Dinner für alle“ mit Frank Elstner. Eine fünfstündige „Jahrhundert-Schaubude“ mit Carlo von Tiedemann gibt es im NDR. und ein Schwank aus dem „Komödienstadl“ im Bayerischen Rundfunk. Unterdessen feiert tm3 ein Jerry-Lewis-Festival. Zapp. Zapp. Zapp.

Mit ein paar Minuten Verspätung übernimmt der traditionelle „Silvesterstadl“ das Programm im Ersten. Der Volksmusikklassiker gastiert diesmal in der Max-Schmeling-Halle in Berlin, wo Karl Moik unter anderem Heino, Harald Juhnke, Max Raabe, die Kastelruther Spatzen und die Mainzer Hofsänger begrüßt. Es wird geklatscht, geschunkelt und eine Polonaise durch die Sitzreihen veranstaltet – fünf Stunden lang. Zwischendurch gibt es in der Live-Sendung regelmäßige Schaltungen zum Brandenburger Tor, nach Hamburg, nach Kastelruth und nach Innsbruck sowie zu den Feuerwerken in Moskau (um 22.00 Uhr) und Kairo (um 23.00 Uhr). Zapp.

Silvesterstadl 2000 © IMAGO / Becker&Bredel Karl Moik beim Silvesterstadl zum Jahrtausendwechsel in Berlin

21.50 Uhr. Noch 2 Stunden und 10 Minuten.

Unter dem großspurigen Titel „Die Jahrtausendnacht“ beginnt die Silvestergala des ZDF. Sie kommt live aus dem Berliner ICC und wird souverän von Ulla Kock am Brink und Thomas Ohrner präsentiert. Auf der Bühne stehen unter anderem Peter Kraus, Udo Jürgens, Pur und Middle of the Road, die vor rund 8.500 platzierten Gästen auftreten. Eine wahre Jahrtausend-Stimmung, wie sie schon auf der Party vor dem Brandenburger Tor tobt, will in dem gesetzten Rahmen nicht aufkommen. Hierzu können auch die drei mäßig lustigen Sketche mit Herbert Feuerstein wenig beitragen, der darin als „Macrosaft“-Chef Gil Bates wegen des drohenden Millennium-Bugs um seine Computer bangt. Zapp.

22.00 Uhr. Noch 2 Stunden.

Nach dem Ende der zweieinhalbstündigen „Wochenshow“ überträgt der frisch nach Berlin umgezogene Sender Sat.1 seine Silvesterparty live von einer Bühne direkt am Brandenburger Tor. Dafür kooperiert man mit der „Silvester in Berlin GmbH“, die seit drei Jahren rund um die Siegessäule die größte Silvesterfeier des Landes organisiert. Mit seiner TV-Show bietet Sat.1 damit zugleich das Bühnenprogramm für die Open-Air-Fete. Jörg Pilawa und Neuzugang Holger Speckhahn begrüßen unter anderem Lou Bega, Boney M., Otto Waalkes und Anke Engelke mit ihrer Schwester.

Im Vorfeld hatte Sat.1-Sprecher Dieter Zurstraßen noch stolz verkündet: „Die anderen senden seit 30 Jahren die gleichen Shows aus den gleichen Hallen, wir machen eine frische Party.“ Diese Aussage wirkt reichlich überzogen angesichts der Tatsache, dass man mit Modern Talking und DJ Bobo gleich zwei Acts verpflichtet hat, die ebenfalls auf der Jahrtausend-Party des ZDF eingeladen sind. Die räumliche Nähe zwischen ICC und Brandenburger Tor macht es möglich, dass sie in zwei Live-Sendungen am selben Abend auftreten können. Und so trällern Dieter Bohlen und Thomas Anders ihre aufgemotzten Hits kurz vor Mitternacht gleich zwei Mal in die Berliner Nacht hinein. Am Brandenburger Tor macht Bohlen dies natürlich stilsicher mit Sonnenbrille in der Dunkelheit. Zapp.

23.45 Uhr. Noch 15 Minuten.

Bei Karl Moik, im ZDF und auf der Berliner Sat.1-Bühne sind die Partys längst im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten im Gange, da steigt RTL endlich mit einer Live-Show in das Bohei um den Jahrtausendwechsel ein. Bis eben wurden dort unter dem jährlich wiederkehrenden Label „Witze, Sketche, schräge Töne“ noch irgendwelche Ausschnitte aus aktuellen und ehemaligen Comedyshows konzeptlos aneinandergereiht. Das ist nun vorbei. Jetzt kommt unter dem Label „RTL-Millennium“ der vermeintliche Höhepunkt des Jahres. Für diesen sendet man nicht wie all die anderen Konkurrenten von einer Party aus einer beliebigen Großstadt mit Luftschlangen, Konfettikanonen und launiger Popmusik. Stattdessen hat man sich geschäftstüchtig entschieden, das historische Ereignis im bayerischen Garmisch zu begehen, wo die offizielle Feier des Deutschen Skiverbands stattfindet.

Ab Mitternacht übernimmt das Haus nämlich die Übertragungsrechte am Skispringen von ARD und ZDF – nicht zuletzt, um den Verlust der Champions-League-Rechte an tm3 zu kompensieren. Bis vor wenigen Stunden hatte die öffentlich-rechtliche „Sportschau“ die erste Hälfte der diesjährigen Vierschanzentournee als letzte Amtshandlung pflichtgemäß übertragen. Das Team von RTL wird mit dem Neujahrsspringen nachher nahtlos daran anknüpfen.

Skispringen bei RTL im Jahr 2000 © IMAGO / Pressefoto Baumann Vierschanzentournee 2000 in Garmisch-Partenkirchen: Günther Jauch, Dieter Thoma und Martin Schmitt feiern mit Sekt den Jahresbeginn-

Doch vorher hat man sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Anstelle eines schnöden Feuerwerks wird Skispringer Dieter Thoma, der an der Seite von Günther Jauch als Experte die Wettbewerbe kommentieren wird, einen Sprung ins nächste Jahrtausend veranstalten. Er wird also von der Schanze in Garmisch-Partenkirchen springen. Der Flug ist dabei exakt so geplant, dass er sekundengenau um 0.00 Uhr abspringt. Damit niemand das epochale Ereignis verpasst, ist Thoma mit einer zwei Kilogramm schweren Kamera im Lendenbereich ausgestattet. So lässt sich der Flug aus der Perspektive von hinten durch seine Beine miterleben. Na, Prost Neujahr!

0.00 Uhr. Happy New Year!

Es ist endlich Mitternacht. Das Jahr 2000 ist da. Das Fernsehen zeigt explodierende Raketen und jubelnde Menschen auf allen Kanälen: Das Erste und Sat.1 senden aus Berlin. Das ZDF überträgt das Riesenfeuerwerk von der Hamburger Alster. Am nächsten Tag wird sich herausstellen, dass – wie üblich – die meisten Menschen das Feuerwerk im Ersten verfolgt haben. 6,8 Millionen sind es in diesem Jahr. Zur Sat.1-Party haben durchschnittlich rund 2,8 Millionen Zuschauende eingeschaltet. Im ZDF sind es mit 2,38 Millionen etwas weniger. Und das Jahrhundert-Skispringen bei RTL erreicht eine Sehbeteiligung von 2,07 Millionen Personen.

Beim weltweiten Silvester-Countdown von RTL II hat man sich übrigens dafür entschieden, den Jahreswechsel mit den Bildern der BBC vom Pariser Eiffelturm zu feiern. Es sind beeindruckende Aufnahmen eines spektakulären Feuerwerks, das direkt am weltberühmten Wahrzeichen gezündet wird. Doch diese Bilder können kaum wirken, da sich das Team nun völlig besinnungslos von einer deutschen Party-Location zur nächsten schaltet. Dort stehen Sebastian Radke in Frankfurt, Mike Petschel im Hamburger Dollhouse und VIVA-Nervensäge Frank Lämmermann auf der Maximilianstraße in München. Sie brüllen in ihre Mikrofone, wie wild jeweils gefeiert werde, was für eine Stimmung herrsche und überhaupt, wie sehr überall die „Hölle los“ sei. Der schnelle Wechsel, die Konzeptlosigkeit und das Gekreische – es ist kaum auszuhalten. Was für ein Start ins neue Jahr.

Peinlich geht es zeitgleich auf eine andere Art auch in Sat.1 zu. Dort wird der lang geplante Jahreswechsel aufgrund eines Versehens beim Umschalten von der Sendeleitung zum Übertragungswagen versehentlich drei Sekunden zu spät begangen. Schuld daran ist jedoch nicht der befürchtete Ausfall eines Computers wegen des Millennium-Problems, sondern schlicht ein menschlicher Fehler. Es ist fast zu unspektakulär.

Und so geht das Jahr 1999 zu Ende. Es war ein Jahr, das das deutsche Fernsehen mit seinen neuen Shows „TV Total“ und „Wer wird Millionär?“ stark geprägt hat. Zwei Formate, die auch im neuen Jahrhundert kräftig wirken werden. Das frisch begonnene Jahr 2000 wird daran anschließen, denn mit „Big Brother“ steht schon eine Idee in den Startlöchern, die einen ähnlich revolutionären Effekt haben wird. Das allerdings ist eine ganz andere Telegeschichte.