Bevor fremdsprachige Serien in Deutschland veröffentlicht werden, werden sie in der Regel synchronisiert - Sprecher und Sprecherinnen sprechen die übersetzten Dialoge auf Deutsch ein. Sie transportieren nicht nur Inhalte, sondern vor allem Gefühle und Stimmungen. Einige Synchronstimmen bleiben nach dem Gucken im Ohr, weil sie so prägnant sind, manchmal sogar jahrelang: die von Carrie Bradshaw aus "Sex and the City", zum Beispiel. Irina von Bentheim ist die Frau, die Carrie gesprochen hat. Dass sie auch ganz anders sprechen kann, wird an einem aktuellen Beispiel deutlich: Sie verleiht auch Claire Underwood aus "House of Cards" eine Stimme. Und weil mir Irina von Bentheim nicht nur im Ohr geblieben ist, sondern schon seit mehreren Jahrzehnten als Synchronsprecherin arbeitet, habe ich sie für diese Folge getroffen. Sie erzählt von ihrem Arbeitsalltag und wie sich der in den vergangenen Jahren durch den Serienboom verändert hat. Denn dass mittlerweile viele Serien am selben Tag oder kurz nach US-Veröffentlichung in Deutschland erscheinen, hat sich sehr stark auf die Synchronsprecher und -sprecherinnen ausgewirkt.
Ein Gespräch über den Sprechunterschied zwischen Carrie Bradshaw und Claire Underwood, darüber, wie es ist, in eine Figur "hineinzukriechen", warum Schauspielern das Synchronisieren einerseits mitunter schwerfällt, Synchronisieren ohne Schauspielerfahrung aber schwierig ist.
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Unser Gast diesmal: Irina von Bentheim
Irina von Bentheim ist vor allem durch ihre Stimme bekannt, sie arbeitet aber auch als Dialogregisseurin, moderierte mehrere Jahre lang Radiosendungen und war als Kind Schauspielerin. Ihre berühmteste Sprechrolle ist Carrie Bradshaw in "Sex and the City". Aber Carrie ist nur eine von fast 600 Figuren in Filmen und Serien, die sie gesprochen hat. Die Liste ihrer Sprechrollen findet sich auf synchronkartei.de.
Weiterführende Informationen zum Gespräch:
- Die wichtigsten Synchronstimmen von "House of Cards" im Video-Interview.
- Ein Portrait über Irina "die Carrie-Stimme" von Bentheim in "Die Welt".
- Über den Akzent von Frank Underwood in "House of Cards": Das US-Magazin "Vox.com" hat mit Linguisten über den Akzent gesprochen und die Besonderheit an Bespielen festgemacht - Text mit Video.
Die angesprochenen Klagen von Synchronsprechern:
- Marcus Off, Sprecher von Captain Jack Sparrow in "Fluch der Karibik", hat Disney auf eine höhere Gage verklagt, der BGH hat 2017 ein Urteil gefällt. Mehr dazu hier.
- Roland Raspe, Sprecher in der "Twilight"-Saga, hat ebenfalls auf eine höhere Gage geklagt. 2018 gab's ein Urteil vom Landgericht München (und nicht vom Arbeitsgericht, wie ich im Podcast fälschlicherweise sage). Das Landgericht äußerte sich auch grundsätzlich zur Höhe der Gage in der Synchronbranche. Mehr dazu hier.
- Zusätzlich: eine aufschlussreiche Übersicht über verschiedene Urteile in Sachen Gagen-Höhe bei Synchron-Arbeit.
Über folgende Serien sprechen wir ausführlicher:
- "Sex and the City" - Irina von Bentheim spricht die Hauptfigur Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker). Zum Weiterhören: In der "Seriendialoge"-Folge 31 geht's nur um "Sex and the City".
- "House of Cards" - Irina von Bentheim spricht die weibliche Hauptfigur Claire Underwood (Robin Wright).
- "Marcella" - Irina von Bentheim hat hier Dialogregie geführt.
Zwei Serien, die Irina von Bentheim als sehenswert und sehr gut synchronisiert empfiehlt:
- "Haus des Geldes" - spanische Serie, bei Netflix verfügbar.
- "Mozart in the Jungle" - amerikanische Serie, bei Amazon (Prime) verfügbar. Zum Weiterlesen: Ich habe in meiner DWDL.de-Kolumne über "Mozart in the Jungle" geschrieben.