Wie sieht die Planung für den Samstagabend aus? Vor einem Jahr war es das große Versprechen mit einer Showoffensive. Nicht alles hat geklappt. Was ist das Learning daraus? Wie gehts mit dem Sendeplatz weiter?

Ja, wir haben am Samstag leider ein paar Shows richtig in den Sand gesetzt, offensichtlich auf falsche Themen und Ideen gebaut. Das gehört zum Geschäft, macht es aber nicht besser, als es war. Aber wir haben daraus ein paar klare Lehren gezogen. Die Wichtigste: Wenn wir zu sportlich oder zu ernst unterwegs sind, mag das unser Zuschauer nicht. Der ProSieben-Zuschauer will eine ordentliche Dosis Leichtigkeit und Humor. Lachen, Schmunzeln, Freuen werden immer wichtiger in diesen Zeiten, damit eine Idee zündet. Das werden wir in Zukunft genauer beachten – auch für Shows an anderen Wochentagen.



Was planen Sie konkret?

Fünf neue Shows werden bald kommen: Mit „Total Knock Out“ adaptiert ProSieben eine Show, die erfolgreich auf dem US-Sender CBS läuft. Die Show ist eine Mischung aus „Takeshi’s Castle“, „Wipe Out“ und „Spiel ohne Grenzen“. In der neuen Show „Renn’zur Million! …wenn du kannst“ können sich Kandidaten sprichwörtlich zum Millionär rennen. „Puls“ ist eine spannende und lustige Show rund um unseren Herzschlag. Wer seinen Puls im Griff hat, gewinnt. Mit Joko Winterscheidt planen wir zwei Shows: Die Musikshow „Win Your Song“ zieht in einer neuen Form aus der Late in die Prime Time. Dazu entwickeln wir eine weitere neue Show mit ihm.

Sie haben zum Jahreswechsel in Trailern für 2019 schon versprochen: „Mehr ProSieben von ProSieben“: Welche Rolle spielt Hollywood noch für ProSieben?

Hollywood ist nach wie vor wichtig. Aber Hollywood war schon mal wichtiger für uns. Sonntags zum Beispiel macht uns der Blockbuster zum Marktführer unter den Sendern, die mit Werbung Geld verdienen. Der Dienstag war viele Jahre ein US-Serienabend, jetzt zeigen wir ausschließlich Eigenproduktionen in der Prime Time: „Der Traumjob – bei Jochen Schweizer“, „Joko und Klaas gegen ProSieben“. 2020 geht „Das Ding des Jahres“ weiter.

Keine Serie hat ProSieben in den vergangenen Jahren so getragen wie „The Big Bang Theory“. Wie werden Sie das Finale in Deutschland feiern?

Da geht eine TV-Epoche zu Ende. Wir werden „The Big Bang Theory” den ganzen Abend zelebrieren. Wir zeigen außer dem Finale eine #TBBT-Doku und noch mal die erste Folge, mit der alles begann.

Machen Sie danach den Sender zu?

Natürlich. Was sollen wir denn sonst machen?

(lacht) Den Gag dürften Sie doch schon oft genug gehört haben. Wie lange können Sie in der Daytime noch auf der Sitcom-Welle reiten?

Naja. Unsere Sitcoms machen uns in der Daytime gerne zum Marktführer. Und taff läuft um 17 Uhr so gut wie zuletzt vor 18 Jahren. Unabhängig davon haben wir in den vergangen Jahren 15 Daytime-Piloten produziert, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein.

Stichwort Humor: Wie zufrieden sind Sie mit „Late Night Berlin“?

„Late Night Berlin“ ist im zweiten Jahr klar gewachsen. Es entwickelt sich nach und nach zu einer Instanz am Montagabend. Diese Entwicklung macht richtig Spaß. Dazu räumt „Late Night Berlin“ im Netz mit viralen Hits ab: Klaas verkauft Obst im Koks-Taxi, die Weinmesse oder das Stück mit Palina Rojinski über Sexismus im Netz.

Klaas Heufer-Umlauf

Klaas Heufer-Umlauf gab am Mittwoch bei den Screenforce Days gut gelaunt eine Runde Bier aus. 

Ist ein wöchentliches Comedy-Format das Ende der Fahnenstange in diesem Genre?

Wir pilotieren eifrig in dem Genre Comedy. Mit Teddy Teclebrhans Show „1:30“ haben wir dienstags etwas Neues gemacht und machen weiter.

Vor einem Jahr haben Sie die Rückkehr von ProSieben in die eigenproduzierte deutsche Fiction angekündigt. Wie weit sind Sie da?

Wir haben das Thema Fiction sehr gut entwickelt, arbeiten an zehn unterschiedlichen Stoffen. Aktuell drehen wir den Mystery-Thriller „Schattenmoor“ mit Max von Thun und Timur Bartels. Für dieses Event setzen wir auf ein neues Konzept: Wir zeigen die ersten Teile der Geschichte vorab online als Mini-Serie. Die Auflösung gibt es im ganzen Film sonntags auf ProSieben – und später auch im Netz. Der Film „Neun Tage wach“, den wir im vergangenen Jahr angekündigt hatten, wird in diesem Herbst für 2020 produziert.

Wohin man schaut, wird gerade koproduziert. Es entstehen bisher ungeahnte oder für nicht möglich gehaltene Partnerschaften. Wären Partnerschaften kein Weg, um in einem gefragten Genre die von ProSieben erwarteten Big Budget-Produktionen zu realisieren?

Natürlich. Partnerschaften sind in jeder Form willkommen. Da sind wir vollkommen offen. Mit dem Streamingdienst Joyn produzieren wir die Serien  „Frau Jordan stellt gleich“ mit Kathrin Bauerfeind und „Check Check“ mit Klaas Heufer-Umlauf, dazu die dritte Staffel „jerks“. Drei aktuelle Serien in einem Jahr auf ProSieben, das hat es noch nie gegeben. Und das gibt es nur, weil wir mit Joyn zusammen arbeiten.

Herr Rosemann, danke fürs Gespräch.