Es ist eine neue Form von neureich, die der Reality-TV-Boom geschaffen hat. Salsano selbst hat dafür sogar das Wort dafür geprägt. "Snooki Money", in Anlehnung an eine Teilnehmerin aus "Jersey Shore". Doch neben dieser Frage nach Verantwortung für die Menschen, die immer mehr Fernsehstunden füllen - egal ob in den USA oder bei uns - kam noch eine in Deutschland intensiv geführte Debatte zur Sprache. Thom Beers, ehemals unabhängiger TV-Produzent und jetzt Chef von FremantleMedia North America, schildert einen Vorfall vor vier Jahren. Damals habe es erbitterte Diskussionen beim Dreh einer Folge der Fischerei-Dokusoap "Deadliest Catch" gegeben. Für einen sauberen Übergang fehlte eine Szene. Darf man die nachdrehen? Darf man inszenieren?



Heute klinge die Frage fast schon albern, stellt Beers fest. Der Druck der Sender ist so hoch, dass manche Produzenten ihre Ergebnisse schneller und gezielter erreichen müssen. Ein Problem, dass auch "Jersey Shore"-Produzentin Salsano kennt: "Die Sender zahlen mir ja nicht mehr. Wieder mal müssen die Produzenten mehr investieren als sie den Sendern berechnen können." Das habe sie in anderem Zusammenhang auch bei ihrer Kult-Serie erlebt. In Staffel 1 von "Jersey Shore" hatte MTV Helikopter-Aufnahmen vom Haus und der Umgebung aus Kostengründen gestrichen. Doch sie hielt es als Schnittmaterial für eine gute Idee und investierte aus eigenem Geld 20.000 Dollar.

"Bei Staffel 2 habe ich dann gehört 'Das war toll. Das wollen wir'", so Salsano. "Da habe ich gesagt: Tja, das macht dann 20.000 Dollar mehr." Selten gebe es Situationen in denen Produzenten bei Kostenfragen so offensiv gegenüber Sendern auftreten können. Neues Selbstbewusstsein in seiner neuen Aufgabe hat Thom Beers zweifelsohne. Doch sein Wechsel an die Spitze von FremantleMedia North America sei auch ein Kulturschock gewesen: "Vom Whiskey auf dem Fischerboot zum Champagner in Beverly Hills."

Auch er stimmt aber Sallyann Salsano zu: Deal-Making ist für Produzenten im digitalen Zeitalter eben gerade wegen all der Möglichkeiten schwieriger geworden. "Nur weil ein Senderverantwortlicher begeistert ist, ist der Deal heutzutage nicht mehr sicher. Es geht dann erst durch diverse Tests und Analysen und nur, wenn das Format auch dann noch überzeugt, hat man einen Deal", seufzt Salsano. Aber dass sie ihren Job unbedingt liebt, spürt man trotzdem. Und der Realscreen Summit sei auch abgesehen von den Panels und Pitches super, stellt sie am Ende der Eröffnung fest: "Schauen Sie sich um. Lauter komische Typen hier. Da ist ergiebiger als People watching am Flughafen. Und so fängt Reality-TV ja an."