The New Normal© NBC
Auch wenn die neue Schwulensitcom "The New Normal" aus dem Hause NBC in den letzten Wochen bereits für viel Furore gesorgt hat, da die Serie um ein schwules Paar mit Kinderwunsch nicht ganz den Moralvorstellungen einiger amerikanischer Institutionen entspricht, lässt sich der Sender nicht vom Kurs abbringen. Drehten sich in der letzten Woche die Schlagzeilen ausschließlich um die Weigerung des lokalen NBC-Senders in Utah KSL-TV, die neue Show zu zeigen, wurde nun vermeldet, dass "The New Normal" ein neues Zuhause gefunden hat und auf dem Sender KUCW laufen wird, welcher vorwiegend Programm von ABC, The CW und auch NBC zeigt. Auch wenn die neue Sitcom erste nächste Woche startet, gab der Sender schon einmal einen Vorgeschmack und stellte die komplette erste Folge Ende vergangener Woche im Internet kostenfrei zum Streaming zur Verfügung. Bleibt für NBC zu hoffen, dass die neue Sitcom auch weiterhin Schlagzeilen generieren kann - inhaltlich konnte die Pilotfolge jedenfalls alles andere als überzeugen.

The New Normal© NBC
Das schwule Paar wird stereotyp zum Einen mit dem extrovertierten und oberflächlichen Bryan und zum Anderen durch den vernünftigen und karriereorientierten David dargestellt, dessen Kinderwunsch endlich mit einer Leihmutter erfüllt werden soll. Gleichzeitig wagt die alleinerziehende Goldie einen Neustart mit ihrer Tochter Shania und verfolgt als Leihmutter ihren langgehegten Wunsch, Anwältin zu werden. Goldie scheint die perfekte Leihmutter zu sein, wenn da nicht ihre exzentrische Mutter Jane (gespielt von Ellen Barkin) dazwischen funken würde, die anfangs gegen die Leihmutterschaft ist und von dem Vorhaben überzeugt werden muss. Was sich als konflikt- und gagreiche Geschichte anhört, stellte sich beim Schauen der Pilotfolge leider als langatmige und witzarme Serie heraus, die hauptsächlich damit beschäftigt war, das Thema Leihmutterschaft für ein schwules Paar in adäquater Art und Weise rüberzubringen. Einziger Lichtblick war Ellen Barkin, die als nervige aber gleichzeitig auch sorgende Mutter mit ihren deplatzierten Kommentaren fast ausschließlich für die seltenen Gags in "The New Normal" sorgte. Zumindest ließ Produzent Ryan Murphy ("Glee", "American Horror Story") die Zuschauer mit einem Cliffhanger zurück, der den ein oder anderen Zuschauer zum Wiedereinschalten bewegen könnte. Eine ausführliche Vorschau der Pilotfolge können Sie sich hier anschauen.



The X Factor Buswerbung© M. Müller
"The New Normal" wird bis zum Start nächste Woche neben Online-Bannern auch im großen Stile in New York beworben: Unzählige Bushaltestellen und Subwaybahnhöfe sind hierfür mit Plakaten zur neuen NBC-Sitcom versehen worden. Generell bekommen die New Yorker und Touristen im Big Apple nun immer deutlicher zu spüren, dass die neue TV-Saison kurz vor der Tür steht und der Kampf um die besten Plakatplätze im vollen Gange ist. Im Vergleich zum vergangenen Jahr wird eine Werbeform in diesem Sommer verstärkt von den Sendern eingesetzt, die in diesen Tagen die Aufmerksamkeit der Menschen in New York wecken soll: Komplett gebrandete Sightseeing-Busse mit überdimensionalen Werbebotschaften fahren durch ganz Manhattan und weisen u.a. auf die neuen NBC-Sitcoms "Go On" und "Animal Practice" hin. Das weitaus interessantere Battle findet aber zwischen den Castingshows "The Voice" und "The X Factor" statt. Sowohl NBC als auch FOX setzen mit ihren Bus-Werbungen voll und ganz auf die Juroren-Starpower mit ihren Zugpferden Christina Aguilera und Britney Spears. Das Werbemotiv zu "The Voice" kommt dabei allerdings im Vergleich weitaus dynamischer rüber: Es zeigt die vier Juroren mit ihren roten Buzzern, wohingegen "The X Factor" mit einer schlichten Abbildung der vier Juroren fast schon etwas langweilig wirkt und der Slogan "Unforgettable. UnXpected" eher unspektakulär und abgedroschen klingt. Machen Sie sich selbst ein Bild von den Werbemotiven auf den New Yorker Bussen:



TheCW© DWDL
Einmal im Jahr veröffentlicht die Organisation GLAAD (Gay & Lesbian Alliance Against Defamation), die sich zur Aufgabe gemacht hat, das Bild von Homosexuellen im amerikanischen TV zu analysieren, eine Studie, welche Sender den höchsten Anteil an schwul-lesbischem Inhalt vorweisen konnten. Mit dem so genannten Network Responsibility Index wurden sowohl Quantität, Qualität als auch die Vielfalt an unterschiedlichen Darstellungen von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen ermittelt. Unter den Broadcast Networks hatte ausnahmsweise der kleinste Sender die Nase vorn, da The CW mit einem Anteil von 29 Prozent des Primetime-Programms mit Abstand Platz 1 belegte. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten ABC und FOX.

Showtime Logo© Showtime
Unter den Cable Networks machte eindeutig der Pay-TV-Sender Showtime das Rennen und sticht mit sage und schreibe 46 Prozent vor allen anderen Sendern hervor, aber auch ABCFamily, TNT und HBO wurden von GLAAD mit einem "gut" kategorisiert. Auf den hinteren Plätzen landeten MTV, USA, TLC und FX, wobei letzterer Sender die größte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr vorweisen konnte. Dazu trugen u.a. die Formate "Archer" und "American Horror Story" bei. GLAAD-Präsident Herndon Graddick scheint mit dieser Entwicklung zufrieden zu sein: "Die Amerikaner erwarten von den Sendern, dass ihr reales Alltagsleben auf dem Bildschirm wiedergespiegelt wird, was heutzutage mehr LGBT-Menschen [lesbian, gay, bisexual & transgender] und -Familien wie je zuvor mit einschließt." Einziger Kritikpunkt von Graddick war die Präsenz von Transsexuellen, die kaum eine Bühne im amerikanischen Fernsehen bekamen. Lediglich die ABC-Show "Dancing With The Stars" zeigte den Sohn von Sängerin Cher, Chaz Bono, der keinen Hehl daraus machte, als transsexueller Kandidat teilzunehmen.