Eine Reality-Show rund um Rollstuhlfahrerinnen namens "Push Girls" sorgt für großen Pressewirbel und wird in New York mit besonderem Flashmob gefeiert. Außerdem: Neue Senderlogos und -slogans sorgen für Unverständnis bei den Amerikanern.
In diesen Wochen starten sämtliche neue Formate der Kabelsender in den USA und viele nutzen diese Gelegenheit, ihr Senderprofil mit neuen Logos und Slogans einer Rundumerneuerung zu unterziehen, was die Zuschaueransprache direkter und einfacher gestalten und auch die Werbetreibenden auf die neue Ausrichtung aufmerksam machen soll. Dass das nicht immer klappt, zeigen zwei aktuelle Beispiele, auf die sowohl Zuschauer als auch Media-Agenturen eher verstört reagieren. Jüngstes Beispiel ist der Frauensender Lifetime, der sich nach Jahren von seinem simplen kursiven Lifetime-Schriftzug verabschiedete und Anfang Mai einen Relaunch seines Logos und Slogans präsentierte. Seitdem besteht das Lifetime-Logo aus einem Kreis mit einem futuristischen "l", gefolgt von dem Slogan "your life. your time.". Die bisherigen Reaktionen auf diese Änderung fielen bei Zuschauern und Media-Agenturen eher negativ aus, da viele bemängeln, dass Lifetime durch den Zen-Symbol-ähnlichen Kreis nun eher die Anmutung eines Yoga-Senders habe und keine Assoziation zu frauenaffinem Programm mehr hergestellt werden könne. Außerdem erkennen viele Zuschauer erst gar nicht, dass es sich bei dem weißen Zeichen innerhalb des Kreises um das "l" von Lifetime handelt.
Für ähnliche Verwirrung sorgte der erst kürzlich veröffentlichte neue Slogan des Entertainment-Senders E!: "Pop of Culture" ist für viele Zuschauer zu nichtssagend, wie der Marketingexperte Gary Lico (Gründer der Firma CableU, die Studien über das Kabelfernsehbusiness veröffentlicht) auf den Punkt bringt und vielen Amerikanern aus der Seele spricht: "Ich habe keine Ahnung was das bedeuten soll." E! kam daher in Erklärungsnöte und auch Senderchefin Suzanne Kolb brachte nicht wirklich Licht ins Dunkel: "Andere Sender brauchen einen neuen Slogan oder ein neues Logo um sich neu zu definieren, wir hingegen wählten diesen neuen Slogan, um unsere Zuschauer zu erinnern, wofür wir bereits schon immer stehen."
Es gibt aber auch ein positives Beispiel zu vermelden: Der Viacom-Sender TV Land kann mit seinem Anfang des Jahres gelaunchten Slogan "Laugh More" ziemlich perfekt die Senderausrichtung kommunizieren. Einst eine Abspielstation für alte US-Sitcoms, präsentiert sich TV Land seit seinem Quotenhit "Hot in Cleveland" mit immer mehr selbst produzierten Sitcoms.
Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Reality-Shows, bekam am gestrigen Montag Nachwuchs in diesem beliebten Genre. Der kleine Kabelsender Sundance Channel schaffte es in den letzten Wochen, um seine neue Reality-Show "Push Girls" einen unglaublichen Pressewirbel zu verursachen, da zum ersten Mal im amerikanischen Reality-Genre Frauen gezeigt werden, die ihr Leben im Rollstuhl verbringen müssen und über Tabuthemen sprechen - eine Art "Real Housewives" meets "Behinderten-Doku". Doch anders als bei den bereits existierenden Reality-Formaten, stehen bei "Push Girls" weniger Zickenkriege und Machtspiele im Vordergrund, sondern eher das Alltagsleben der vier Protagonistinnen, die in einer Mischung aus Dokumentation und Aufklärung tabulos über ihre Probleme sprechen.
Um kurz vor der Premierenfolge am Montag neben der seit Wochen laufenden Plakatkampagne noch einmal zusätzliche Aufmerksamkeit zu schaffen, organisierte der Sender am vergangenen Donnerstag eine außergewöhnliche Promotion-Aktion in New York. Sowohl am Columbus Circle als auch am Times Square und dem Pedestrian Plaza des Flatiron Buildings wurde die neue Show "Push Girls" mit einem Flashmob gefeiert, der von rund 24 Rollstuhlfahrern und Tänzern umgesetzt wurde. Hunderte Passanten wurden Zeugen von einer selbst für New York-Verhältnisse auffälligen Tanzaktion, in deren Mittelpunkt zwei der vier Protagonistinnen aus "Push Girls" standen. Auti Angel and Mia Schaikewitz führten ihren speziellen Rollstuhl-Tanz auf und beeindruckten viele New Yorker und Touristen mit ihrer perfekten Choreographie. Sehen Sie hier die Flashmob-Aktion in New York:
Die US-Presse berichtete im Vorfeld bereits durchweg positiv über das neue Reality-Format, da lobend hervorgehoben wurde, dass anders als bei vielen Trash-Dokuformaten endlich auch einmal Behinderte eine Plattform bekommen und auf unterhaltsame aber gleichzeitig auch aufklärende Art und Weise das Leben von vier starken und selbstbewussten Frauen gezeigt wird, die sich von ihrer Behinderung nicht einschüchtern und einschränken lassen. In der Premierenfolge wurden zu Beginn die "Push Girls" Tiphany, Auti und Angela in Kurzportraits vorgestellt, die alle auf Grund eines Autounfalls querschnittsgelähmt sind. Nur das vierte "Push Girl" Mia ist seit dem 15. Lebensjahr paralysiert, da eine Arteriovenöse Malformation festgestellt wurde. Die vier selbstbewussten Frauen aus Los Angeles sind seit mehreren Jahren befreundet und haben neben den alltäglichen Rollstuhl-Problemen ebenfalls mit Liebes- und Sex-Dramen zu kämpen, die wie bei jeder klassischen Reality-Show eine große Rolle spielen. So ist die sexy blonde Tiphany zwischen ihrem Ex-Freund und einer lesbischen Affäre hin- und hergerissen und die ehrgeizige Auti will trotz Kinderwunsch ihre HipHop-Tanzkarriere nicht für eine Schwangerschaft aufgeben. Gleichzeitig zeigt "Push Girls" aber auch die allgemeinen Probleme von Rollstuhlfahrern, die mit viel Unverständnis und Mitleid umgehen und in der Gesellschaft immer noch für Akzeptanz kämpfen müssen. "Push Girls" ist eine erfrischende neue Reality-Show, die sensibel und aufklärend mit dem Behinderten-Thema umgeht und trotzdem einen ausreichenenden Entertainment-Faktor mit sich bringt. Glücklicherweise hielt sich der Drama-Anteil aber in Grenzen. Auch der charmante und treffende Show-Slogan "I don’t stand up, I stand out" spiegelt die vier starken Rollstuhlfahrerinnen perfekt wieder. Bleibt zu hoffen, dass die Amerikaner das ebenso sehen und sie die neue Reality-Show "Push Girls" mit guten Quoten belohnen.