Spätestens in Minute neunzig der „Giovanni Zarrella Show“ vorigen Samstag im ZDF muss es gewesen sein, da öffneten sich im Duett mit dem eigenen Vater nicht nur die Schleusen des Gastgebers dieser neuen Abendunterhaltung, die seinen Namen trägt. Auch Backstage schwappte der Gefühlstsunami. Auch Sascha Rinne wurde von amore e emozioni mitgerissen. Ja, auch er habe ein paar Tränchen verdrückt bei dieser Überdosis Herzlichkeit, gibt er zu. Wer kann es ihm verdenken? Nach bald neun kurvenreichen Jahren der Begleitung hatte der Künstlermanager, von Giovanni Zarrella als „Grande“ liebkost, seinen Schützling, „Bello“ genannt, endlich dort hingebracht, wo der immer hinwollte.
Welchen Anteil Sascha Rinne an diesem italienischen Familienabend hat?
Andiamo! Fangen wir mit Oliver Pocher an, der ja auch ein Mitglied in der grande familia von Sascha Rinne ist. Ohne den „Olli“ wäre er jedenfalls sicher nicht das geworden, was er heute ist: eine ganz große Nummer in den Kulissen des Showgeschäfts.
Pocher, zu dem Zeitpunkt bei Pro Sieben unter Vertrag, erholte sich regelmäßig in jenem Golf-Hotel auf Mallorca, wo Sascha Rinne als stellvertretender Hoteldirektor arbeitete. Die beiden gebürtigen Hannoveraner und Hannover 96-Fans freundeten sich an. Pocher gefiel, wie Rinne Smalltalk mit den Gästen hielt. So einen wie dich brauche ich in meinem Team, sagte er eines Tages, hast du Lust, Management zu machen? Die Personalverantwortung für mehr als 80 Leute aufgeben, das wollte Rinne zunächst nicht. Aber der „Olli“ blieb hartnäckig. In der Tapas Bar schrieb er eine Summe auf die Serviette. Das verdienst du im Monat, wenn du zu mir kommst – es war ungefähr doppelt so viel, wie Rinne im Hotel verdiente. Da wurde er dann schwach.
„Ich hätte damals keinen Newcomer übernehmen können, weil ich noch kein Netzwerk hatte“, sagt Rinne heute. „Mein Glück war, dass Olli zu dem Zeitpunkt schon erfolgreich und sehr angesagt war. Die Leute, die was von ihm wollten, riefen bei mir an und nicht umgekehrt.“
Inzwischen ist dieses Netzwerk um eine beträchtliche Größe gewachsen. Zum Jahreswechsel schloss sich die SR Management Deutschlands größtem Produktionshaus, der Banijay Germany, an. Für Sascha Rinne ist das noch immer eine „sehr, sehr gute Entscheidung, unabhängig von finanziellen Dingen“. Man tausche sich regelmäßig aus: „Das erweitert den persönlichen Horizont ungemein.“ Was nett umschreibt: Wer wo was plant – Sascha Rinne kriegt es auf dem kurzen Dienstweg mit. Er habe aber nach wie vor die Unabhängigkeit, „immer das Beste für den Künstler“ herauszuholen. Da habe Banijays CEO Marcus Wolter Wort gehalten.
„Wenn das beste Angebot aus der Banijay-Gruppe kommt, dann nehmen wir das natürlich an. Wenn jemand anderes Besseres bietet, dann machen wir eben das.“ Anders würde es auch nicht gehen. „Unsere Künstler müssen frei entscheiden, mit wem sie zusammenarbeiten bzw. produzieren möchten. Sie sind unser Kapital. Sie sind die eigentlichen Chefs. Sie entscheiden, was sie machen wollen. Wir beraten nur.“
Es muss an dieser Stelle Betriebsgeheimnis bleiben, wie diese „Beratung“ bezüglich Giovanni Zarrella im Detail abgelaufen ist. Nur so viel: Ein paar Tassen Kaffee auf dem Lerchenberg wurden getrunken. Rinne staunt noch immer über den Erfolg. Hätte ihm vor fünf Jahren jemand gesagt, der Giovanni wird mal Primetime samstags im ZDF, dann hätte er es nicht geglaubt. Nicht, weil er daran gezweifelt hätte, dass „Bello“ es kann. „Was er da in seiner ZDF-Show gezeigt hat – tanzen, singen, entertainen – das konnte er schon immer.“ Eine der wichtigsten Aufgaben eines Künstlermanagers sei es zwar, Türen zu öffnen, „aber durchgehen und abliefern muss der Künstler dann natürlich selbst“. Die in der Branche übliche 80:20 Regel – Künstler geben 20 Prozent Agenturprovision ab – spiegelt Rinne zufolge gut den verhältnismäßigen Anteil des Managements am künstlerischen Erfolg: „80 Prozent, wenn nicht sogar mehr müssen von der Künstlerin oder dem Künstler kommen.“
Dass er bei Weitem nicht immer richtig liege mit seiner Einschätzung, schiebt Rinne noch mit dieser schönen Geschichte hinterher:
Als Pietro Lombardi ihm 2017 seinen neuen Song „Señorita“ mit Kay One vorspielte und sagte, er wolle ihn im September herausbringen, entrüstete sich der Manager: Ein Sommerhit im September? Auf keinen Fall! Rate ich ab! Nicht machen! Ganz groß aufgeregt habe er sich. Lombardi hat es dann trotzdem getan. Und heute hängt die Platinschallplatte im Büro der SR Management. „Das Bauchgefühl eines Künstlers ist am Ende einfach ein unschlagbares Argument“, sagt Rinne.
Ein Manager müsse in so einer „besonders schwierigen Situation“ nicht nur die Seite des Künstlers betrachten, „sondern immer das ganze Bild“. Grundsätzlich scheint sich der PR-Profi aus Köln damit abgefunden zu haben, dass seine Promis ihre Meinung oder was auch immer vorzugsweise auf ihren eigenen Social-Media-Kanälen verkünden, oft genug ohne ihn vorher zu fragen. Sei ja auch „gut so“, es soll ja „real“ sein und „wirklich von den Künstlern kommen“. Überdies werde dieser Kommunikationsweg vorbei an „Bild“ & Co. mittlerweile auch von den Medien akzeptiert, ist Rinnes Erfahrung: „Die Erwartung ist nicht mehr ausschließlich, wir wollen das unbedingt exklusiv. Aber klar, die Presse ist und bleibt ein wichtiger Partner für unsere Branche.“
Die „Presse“, also wir hier bei DWDL, hätten jetzt gerne noch über eine andere, sehr aufregende Episode aus Rinnes an Aufregungen nun wirklich nicht armem Berufsleben berichtet: über seine Managementtätigkeit für Boris Becker. Großartige vier Jahre müssen das mit dem „Roten Baron“ gewesen sein. Doch Rinne möchte, verständlicherweise, nicht mehr darüber sprechen. Gut dokumentiert ist diese für ihn unerfreuliche Gerichtssache ohnehin schon. Unbeschadet hat er sie überstanden – sieht man ab von den 100.000 Euro, die ihm Boris Becker bis heute schuldet.
Man muss sich jetzt aber wirklich nicht sorgen, dass Rinne wegen dieser alten Geschichte knapp bei Kasse wäre. Es reichte immerhin in diesem Jahr für den Einstieg als Gesellschafter in den EC Bad Nauheim. Eishockey? Zweite Liga? Hallo?
„Eishockey ist nicht Fußball. Ich bin auch nicht Dietmar Hopp“, lacht Rinne, „da fließen jetzt keine Millionen von mir.“ Die Mutter, die ebenso wie Rinnes Schwester in der SR Management mitarbeitet, hat die Leidenschaft für diesen kalten Sport auf den Sohn übertragen. (Ihre geht sogar so weit, dass sie sich das Maskottchen Sharky ihres Lieblingsvereins Kölner Haie auf den Arm tätowieren ließ.) Das Ziel des Vereins sei klar: ein neues Stadion „und dann der Aufstieg in die DEL“, wo die Haie spielen. Über das Fan-Sein hinaus liebäugelt Rinne damit, seinen Spaß am Sportbusiness zu intensivieren. Einen konkreten Plan habe er diesbezüglich zwar noch nicht. „Aber vielleicht ergibt sich was, wie es ja so oft im Leben passiert.“
Was sein Privatleben betrifft, ist vor einigen Jahren tatsächlich viel passiert: Sport und Amore sind eine Symbiose eingegangen mit Potenzial für mehr.
2019 heiratete Sascha Rinne die Radsportlerin Denise Schindler, in Speichenkreisen auch als radfahrende „Killerbiene“ bekannt. Ihrem Kampfnamen wurde die 35-Jährige gerade wieder gerecht. Bei den Paralympischen Spielen in Tokio holte sie Bronze, nach Silber und Bronze in London (2012) und Rio (2016). So ein Erfolg macht einen im Promi-Biz natürlich ungemein attraktiv, zumal Denise Schindler im Blitzlichtgewitter so sehr Red-Carpet-Tauglichkeit beweist, dass ihr Ehemann den Fotografen nur die Bildnotiz „Begleitung“ wert ist.
Ob er seine eigene Frau managen würde? Da kommt von Sascha Rinne ein deutliches Nein. Schwierig fände er das. Wie soll das gehen? Er könne doch nicht beispielsweise zu Pro Sieben-Chef Daniel Rosemann gehen und sagen, du, die Denise Schindler, die ist echt gut, von der halte ich eine Menge. „Er kann ja dann ja nur denken, klar tust du das, du bist mit ihr verheiratet.“ Deshalb sei seine Ehefrau bei einer anderen Agentur unter Vertrag. „Aber natürlich tauschen wir uns viel zu Hause über ihre beruflichen Themen aus.“
Und dann verweist Sascha Rinne, der stolze, liebende Ehemann, auf ein YouTube-Filmchen, in dem er und seine Ehefrau die Hauptrollen spielen. Das Setting: Da Family & Friends nicht vor Ort in Tokio die Olympioniken anfeuern durften, schickte der DOSB einen Wohnzimmerreporter auch nach Olching bei München, wo Rinne und Schindler eine 200 Quadratmeter große Doppelhaushälfte bewohnen.
Allen Fans von einer Überdosis Herzlichkeit seien diese sieben Minuten, jawohl, ans Herz gelegt. Und wer ganz genau hinschaut, wird ein Tränchen in Sascha Rinnes Gesicht entdecken.
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