Eigentlich schien man sich - mit Ausnahme des ausgeklammerten Punktes KI - schon Mitte Juli nach acht Verhandlungsrunden einig zu sein: Die beteiligten Gewerkschaften ver.di und BFFS sowie die Produktionsallianz verkündeten einen Durchbruch bei den Tarifverhandlungen für Filmschaffende, die unter anderem eine Anhebung der Gagenuntergrenze für Schauspielerinnen und Schauspieler, moderate Gagenerhöhungen für alle hinter der Kamera (inklusive einer Nullrunde für 2024), Verbesserungen bei der betrieblichen Altersvorsorge, die auch auf Produktionen für private Anbieter und Kinos ausgeweitet wurde und Regelungen fürs E-Casting vorsahen.

Von der von den Gewerkschaften geforderte Einführung einer 4-Tage-Woche blieb letztlich übrig, dass es alle 21 Tage einen bezahlten freien Tag geben sollte. Überraschend lehnte die Tarifkommission von ver.di die vorläufige Einigung dann vor allem mit Blick auf diesen Punkt in Gänze ab und forderte hier Nachbesserungen. Am Samstag traf man sich nun zu einer neunten Verhandlungsrunde und hat hier nun nochmal nachgebessert.

Die neue Regelung sieht nun so aus: Wird ein Film- und Fernsehschaffender für mindestens fünf volle Drehtage zusammenhängend beschäftigt, erwirbt der Film- und Fernsehschaffende einen Anspruch auf 2,5 Stunden sowie für jeden weiteren zusammenhängenden Drehtag einen Anspruch auf jeweils 30 Minuten arbeitsfreie Zeit. Sofern der Film- und Fernsehschaffende für 20 Drehtage eingeplant wird, erhält er einen freien und bezahlten Tag zwischen dem 2. und 16. Drehtag gewährt. 

Björn Böhning, Vorstandssprecher der Produktionsallianz erklärt dazu: "Gewerkschaften und Arbeitgeber haben hart gerungen. Ein Jahr Tarifrunde liegt hinter uns. Ich bin erleichtert, dass die Sozialpartnerschaft in der Branche weiterhin trägt und danke den Verhandlungsführern von ver.di und BFFS für die harte, aber stets verantwortungsbereite Gesprächsführung. Auch wenn das Ergebnis für die Arbeitgeber schwierige Herausforderungen birgt: Mit den Elementen von Arbeitszeitflexibilität und Erholungsanspruch sowie Elementen der Alterssicherung und künftigen Regeln für Künstliche Intelligenz haben wir der Branche den Weg in die digitale Zukunft sozialpartnerschaftlich bereitet."

"Wir freuen uns, dass wir zum Jahrestag unseres Verhandlungsbeginns gemeinsam mit unserer Partnergewerkschaft ver.di und der Produktionsallianz für die wichtigen Themen Arbeitsentlastung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, betriebliche Altersvorsorge und Erhöhung der Einstiegsgage für Schauspieler*innen nun eine für alle Seiten akzeptable tarifliche Einigung gefunden haben", so Bernhard F. Störkmann, geschäftsführender Justiziar des BFFS.

"Wir haben uns in der letzten Verhandlungsrunde auf erträglichere Arbeitszeiten in Filmproduktionen geeinigt. Die Begrenzung der Tageshöchstarbeitszeit auf 12 Stunden, Zuschläge für jede elfte und zwölfte Stunde am Drehtag sowie einen Anspruch auf Arbeitszeitausgleich durch einen vollen bezahlten freien Tag je 20 Drehtage – das alles ist der größte Fortschritt für Filmschaffende seit Jahrzehnten. Zusammen mit den finanziell wirksamen Vorteilen, durch eine branchenweite betriebliche Altersvorsorge mit vier Prozent Arbeitgeberzuschuss ab nächstem Jahr und zweimaliger Gagenerhöhungen um je 2,5 Prozent kann sich das Paket sehen lassen", sagte ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel.

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