Auch wenn eine Zusammenlegung der beiden Kultursender 3sat und Arte im Entwurf des Reformstaatsvertrags nur als eine Möglichkeit vorgeschlagen wird, die die Sender prüfen können, ohne dass sie zu einem solchen Schritt verpflichtet würden, hat sich diese Einzelheit längst zum öffentlich meistdiskutierten Thema mit zahlreichen Solidaritätsadressen und Appellen für einen 3sat-Erhalt entwickelt. Nun haben sich auch die Filmhochschulen sowie das Grimme-Institut in die Debatte eingeschaltet.
So sagt der derzeit kommissarisch amtierende Grimme-Direktor Peter Wenzel "Mit Sorge schaue ich auf die Absicht, diesen eigenständigen Ort für Kultur und Bildung im Fernsehprogramm aufzugeben. Wir können aus der Sicht von Grimme und in der Tradition von Bert Donnepp nicht anders, als hier deutlich zu mahnen." Er verweist auf die diversen Grimme-Preise, mit denen 3sat-Produktionen in den letzten Jahren ausgezeichnet worden waren und geht besonders auf ein Genre ein.
"Trotz der Kritik, die in den vergangenen Tagen auch – bei aller Unterstützung – am Programm von 3sat geäußert wurde ('Abspielstation für alte Naturdokus'), bietet der kleine Kultursender eine Heimat für ein Genre, das sonst nirgendwo mehr eine hat: den langen, künstlerischen Dokumentarfilm, der sich mit den Themen befasst, die, das sieht man an den genannten Beispielen, aktuell und relevant sind. Mit einer Einstellung von 3sat würde ein Refugium für den Autor*innen-Dokumentarfilm verschwinden. Das wäre ein zusätzliches Signal für die Produzent*innenbranche, weil dieses Genre in anderen Sendern praktisch nicht mehr stattfindet. Hier ist die berechtigte Frage nach dem Kernauftrag des ÖRR zu stellen."
In einem gemeinsamen Schreiben der deutschen Filmhochschulen (Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin, Filmakademie Baden-Württemberg, Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Hamburg Media School, Hochschule für Fernsehen und Film München, ifs Internationale Filmschule Köln, Kunsthochschule für Medien Köln) sowie der Filmakademie Wien, die Zürcher Hochschule der Künste und der Hochschule Luzern – Design Film Kunst wird ebenfalls eindringlich für den Erhalt von 3sat geworben.
"3sat ist trotz seines ohnehin gering budgetierten Angebots für die Filmhochschulen und für ihre Studierenden sowie Alumni/ae unverzichtbar. Neben Koproduktionsmöglichkeiten, die 3sat jungen Filmemacher*innen bietet, sorgt 3sat durch die Förderung unabhängiger Festivals und die entsprechende Berichterstattung oftmals für die einzige Sichtbarkeit junger Talente im TV-Angebot. Außerdem ermöglicht der wichtigste deutschsprachige Kulturkanal dank seiner partnerschaftlichen Zusammenarbeit vielen jungen Menschen erste professionelle Schritte ins Berufsleben", heißt es darin.
Der Reformvorschlag scheine "ohne Wissen und Kenntnis der vielfältigen unterschiedlichen Aufgaben dieser beiden Kulturkanäle entstanden zu sein", schreiben die Hochschulen weiter. Die Sender müssten finanziell eher gestärkt und bei der Digitalisierung gefördert anstatt geschwächt oder zerschlagen zu werden. "Ein Verlust von 3sat und somit wichtiger Kooperationen würde zwangsläufig noch höhere Bedarfe und Erwartungen im Bereich der Kultur- und Filmförderung der Länder und Städte nach sich ziehen. Die professionelle und erfolgreiche Ausbildung an Filmhochschulen ist nur dann eine Investition in eine vielversprechende und wettbewerbsfähige Zukunft, wenn die gut ausgebildeten Talente unserer Hochschulen in ihren ersten Jahren nach dem Studium gerade durch das öffentlich-rechtliche System gefördert und unterstützt werden. 3sat und Arte leisten hier – unabhängig voneinander und mit eigenen Budgets ausgestattet – ein unverzichtbares Engagement."