Während mit Blick auf den Entwurf des Reformstaatsvertrags gerade über die größeren Linien diskutiert wird, was sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf längere Sicht gesehen künftig sparen soll, stehen die Sender schon mit Blick auf die nächsten Monate vor konkreten Herausforderungen. Denn selbst wenn zum 1. Januar die Erhöhung des Rundfunkbeitrags käme  - wovon realistischerweise eigentlich kaum noch auszugehen ist - dann würde das ja eine Erhöhung unterhalb der Inflationsrate und vor allem auch deutlich unterhalb des selbst angemeldeten Bedarfs bedeuten, den die KEF um rund zwei Drittel gekürzt hatte.

Beim BR geht man davon aus, dass jährlich Einsparungen im Vergleich zu den Planungen in Höhe von 70 Millionen Euro nötig sind, wobei das gesamte Jahresbudget rund eine Milliarde Euro beträgt. Um diese Finanzierungslücke zu schließen, werde man die Sachkostenetats auch weiterhin eingefroren lassen, darüber hinaus müssten alle Direktionen drei Prozent ihres Etats einsparen. Hier gehe es nicht ums Rasenmäherprinzip, sondern man wolle das "anhand klug vorbereiteter, strategischer Kriterien" umsetzen.

Zusätzlich zu Sparmaßnahmen in den Bereichen Immobilienbestand, Kostümfundus, Werkstätten, Fuhrpark, Archive, Bibliothek, Senderstandorte sowie eine Forcierung smarter Produktionsformen und technischer Standardisierung, werden einige Maßnahmen auch direkt im Programm zu sehen sein. Informations-Programmdirektor Thomas Hinrichs etwa führte aus, dass man bislang vier lineare Auslandssendungen habe, wovon man sich zwei spare. Konkret geht es um "Alpen-Donau-Adria" und "Euroblick". Im Gegenzug habe man aber das BR-Engagement für den "Weltspiegel" erhöht. Sparen wird man sich daneben Neuproduktionen für den "Komödienstadl".

Eingestellt wird der eigenständige Videotext des BR, der "Bayerntext", stattdessen wird der BR hier künftig kurzerhand den ARD-Text übernehmen. Das Personal, das sich bislang mit dem Videotext beschäftigt hat, soll sich lieber um BR24 kümmern, das digitale Informations-Angebot des BR. Um 16 Uhr wird es künftig keine vorrangig fürs Fernsehen hergestellte Nachrichtensendung mehr geben, stattdessen soll es ein "digitales Format in BR24 live" geben, das aber auch im Fernsehen zu sehen sein wird.

Für den Herbst setze BR 24 klar auf Video-Inhalte mit dem neuen Format "BR24 vor Ort". Damit werde man Textangebote aus der Region weiter konsequent zurückfahren - eine Forderung insbesondere von Verlegerseite, die sich auch im Entwurf des Reformstaatsvertrags wiederfindet. Dass dort nun wieder das Kriterium des "Sendungsbezugs" betont wird, kritisierte BR-Intendantin Wildermuth aber mit den Worten, es handle sich um ein "Kriterium des 20. Jahrhunderts". In einer engen Auslegung könne BR24 beispielsweise erst dann über ein Hochwasser berichten, wenn die Fernsehsendung dazu gelaufen sei. "Ich weiß nicht, ob das wirklich im Interesse der Menschen in Bayern ist", so Wildermuth. Auch Liveblogs, Apps und Social-Media-Aktivitäten seien im Kern gefährdet. Sie betonte auch, dass es keinerlei wissenschaftlichen Beleg gebe, dass es Verlagen besser gehe, wenn es öffentlich-rechtlichen schlechter gehe. Werbegelder würden dann nur stärker zu US-Plattformen abwandern, so Wildermuth.

Doch zurück zu den aktuellen Sparmaßnahmen: Man werde die Zahl an Erstausstrahlungsminuten leicht reduzieren müssen - etwa indem die Ferienpause einzelner Sendungen verlängert werden. Zudem erhofft man sich deutlich Einsparungen, indem man die "Dividende" aus der verstärkten Zusammenarbeit der ARD über Kompetenzcenter und Pool-Lösungen im Hörfunk nutze. Beim eigenen Gesundheitsmagazin könne man etwa durch die Übernahme von Inhalten aus dem Kompetenzcenter 30 Prozent einsparen. Im Bereich Naturfilm wolle man sich stärker auf bayerische Inhalte konzentrieren und sich etwas aus "Erlebnis Erde" zurückziehen.

Mit Blick auf das Personal sagte Wildermuth, dass es keinen generellen Stellen- oder Nachbesetzungsstopp wie in anderen ARD-Anstalten geben werde. Es würden aktuell Zielbilder für die einzelnen Abteilungen und ihren künftigen Personalbedarf erstellt. Zudem biete die natürliche Fluktuation Chancen zu Veränderungen und Generationenübergang. Wildermuth betonte aber auch: Es könne nicht nur ums Sparen gehen, denn Transformation gebe es nicht zum Nulltarif. Man plane in den nächsten Jahren 5 Millionen Euro pro Jahr als "Transformationsbudget" ein. Wildermuth: "Mit dem BRKompass2035 haben wir uns bereits im vergangenen Jahr eine richtungsweisende Unternehmensstrategie gegeben, um unsere Zukunftsfähigkeit zu sichern. Ganz in diesem Sinne ist auch der Wirtschaftsplan 2025 ein Zukunftshaushalt, denn: Sparen allein ist keine Strategie."