Zu den größten Überraschungen im Entwurf des Staatsvertrags über eine Reform der Öffentlich-Rechtlichen, den die Länder in den letzten Monaten eilig verfasst haben, gehört, dass man sich am liebsten die beiden Kultursender 3sat und Arte - der eine gemeinsam mit Partnern in Österreich und der Schweiz betrieben, der andere mit Frankreich - verschmelzen würde. Konkret würde das nach diesen Vorstellungen wohl das Aus für 3sat und die Überführung von 3sat-Inhalten in Arte bedeuten.

Damit würde man also gerade im Kulturbereich, der ziemlich unstrittig zu einem Kernauftrag der Öffentlich-Rechtlichen gehört, ordentlich den Rotstift ansetzen. Natalie Müller-Elmau, die als Koordinatorin seitens des ZDF hierzulande die Federführung bei 3sat hat, zeigte sich dementsprechend in einem Interview mit "@mediasres" im Deutschlandfunk auch überrascht. "Mir fehlt noch so ein bisschen die Fantasie, wie das alles funktionieren soll. Ein Tag hat nur 24 Stunden und sowohl Arte als auch wir haben ausreichend Programm für 24 Stunden. Was dann wegfällt und wie das integriert werden soll, ist uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar."

Würde man einen der beiden Sender streichen, dann bedeutete das, dass natürlich Inhalte wegfielen. "Es wird deutlich weniger Sendezeit und Sendebudgets für die Kern-Genres, die am Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags sind, ausgegeben werden können, sprich Kultur, Wissenschaft, ja letztendlich auch die Demokratie, die wir ja unterstützen mit all den Dingen, die wir machen", so Müller-Elmau. Dazu komme, dass eine Zusammenlegung mit Arte, das ja gemeinsam mit Frankreich betrieben wird und stärker europäisch ausgereichet ist, bedeuten werde, dass  Hälfte bedeute, dass "die deutschsprachigen Stimmen in Wissenschaft und in Kunst deutlich weniger zu Wort kämen."

Dazu komme, dass der länderübergreifende Ansatz bei 3sat gerade in der heutigen Zeit eigentlich besonders wichtig sei. "In allen drei Ländern ist da dieser Impetus, sich mehr auf das Nationale zu beziehen. Und da sind wir uns im Senderverbund ganz klar einig, dass dieser internationale Blick liegt über die Grenzen hinaus, der unseren gesamten Sprachraum umfasst, wichtiger ist denn je." Letztlich ruht die Hoffnung darauf, dass man in den kommenden Tagen in Gesprächen mit der Politik die Pläne noch ändern kann. Man sehe das jetzt "eher als ein Gesprächsangebot". Ganz so einfach könnten die Länder ja ohnehin keine Entscheidungen bezüglich 3sat und Arte treffen - schließlich sind bei beiden Sendern jeweils die anderen Partner mit einzubeziehen. Handstreichartig lassen sich die verschiedenen Verträge jedenfalls nicht auflösen.

Das komplette Gespräch gibt's beim Deutschlandfunk online zum Nachhören.

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