Weil die Regierung von Israel den Nachrichtensender Al Dschasira als Sprachrohr der Hamas ansieht, haben am Sonntagmorgen israelische Soldaten das Senderbüro im Westjordanland gestürmt und einen sofortigen Sendestopp angeordnet. Geschlossen wurde er vorübergehend, wie es heißt – für eine Dauer von 45 Tagen. Al Dschasira indes weist alle Vorwürfe von sich und spricht von einem kriminellen Akt. Schon seit Mai übrigens ist der Sender Al Dschasira in Israel selbst verboten, das "Al-Dschasira-Gesetz" ermöglicht es der dortigen Regierung, ausländische Fernsehsender zu stoppen, wenn es diese als Sicherheitsrisiko einstuft.
Der Deutsche Journalisten Verband (DJV) hat die Aktion Israels nun scharf verurteilt. Das ist ein willkürlicher Schlag gegen die Pressefreiheit“, kritisiert DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster, „der mit einer angeblichen und nicht bewiesenen Gefährdung von Israels Sicherheit durch Al Dschasira begründet wird.“ Beuster kritisierte zudem, dass es für internationale Korrespondenten nicht mehr möglich sei , aus den von Israel besetzten Gebieten frei und unabhängig zu berichten. Es dränge sich der Eindruck auf, dass das Militär die Kontrolle über die Bilder behalten wolle, die über die Kampfhandlungen an die Weltöffentlichkeit gelangten. Beuster: „Das ist mit den Grundwerten einer Demokratie unvereinbar.“
Die Abschottung gegen freie Berichterstattung müsse sofort ein Ende haben. "Wegen der
geopolitischen Auswirkungen des Nahost-Konflikts hat die Öffentlichkeit ein Anrecht auf Information.“ Mehrere deutsche Medienunternehmen und -organisationen hatten unlängst in einem offenen Brief gefordert, dass die Berichterstattung aus dem Gazastreifen wieder möglich werden müsse. Bekannt ist, dass das Al-Dschasira-Büro im Gazastreifen bereits bombardiert wurde, wobei zwei Personen ums Leben kamen.