In der kommenden Woche wird das von Streamingdienst DAZN und Deutscher Fußball Liga (DFL) angerufene Schiedsgericht seine Entscheidung fällen – konkret geht es darum, ob es korrekt war, dass die DFL das rund 1,6 Milliarden schwere Angebot DAZNs für die Freitags – und Samstagseinzelspiele abgelehnt und das Paket stattdessen anderweitig (wohl an Sky) vergeben hat. Kurz vor der Entscheidung des Gerichts hat DAZN-DACH-Chefin Alice Mascia nun ruhigere Töne angeschlagen als unmittelbar nach dem Korb der DFL im Frühjahr. Gehenüber "Capital" sagte sie in einem sehr ausführlichen Interview: "Gerade weil wir seit Jahren eine gute Partnerschaft mit der DFL haben, waren wir über manches Vorgehen im Frühjahr enttäuscht. Was wir jetzt brauchen, ist eine Versachlichung. Es geht hier nicht um persönliche Dinge, sondern um eine geschäftliche Frage, nämlich um ein zentrales Rechtepaket der DFL."



Sie bestätigte aber auch, was schon vor Monaten spekuliert wurde. Sollte DAZN das erwünschte Paket nicht erhalten, "wäre auch ein totaler Rückzug aus der Bundesliga eine Option". Man sei in Deutschland sehr breit aufgestellt und zeige nahezu die komplette Champions League. Bis 2027 liegen die Rechte an der überwiegenden Mehrzahl der Königsklassen-Spiele beim Streamer, Amazon darf in der Regel ein Match pro Woche zeigen.

Die Königsklasse sei es auch, die DAZN laut Darstellung der DAZN-DACH-Chefin zuletzt geholfen habe. Sie sagt zu "Capital": "In der vergangenen Saison haben wir unter anderem auch einen starken Boost durch unsere Exklusivrechte für die Champions League gesehen. Was uns geholfen hat, ist dass der FC Bayern das Halbfinale erreicht hat, Borussia Dortmund sogar das Finale. In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben wir bei DAZN viel an den grundsätzlichen Dingen gearbeitet, etwa bei dem Zuschnitt unserer Abopakete und den Pricingmodellen." Ab dieser Saison soll das Investment in der Schweiz zudem ein weiterer Treiber des Geschäfts sein.

Und das läuft, auch wenn Mascia ganz tiefe Einblicke auf das Konto nicht gewährt, offenbar gut. "Zwischen 2021 und 2023 haben wir den Umsatz um fast 200 Prozent gesteigert – 199 Prozent, um genau zu sein. Das ist ein beachtliches Wachstum, vor allem wenn man sieht, dass der klassische Pay- TV-Markt zuletzt sogar geschrumpft ist", sagt sie. Bei der Profitabilität habe man zudem "große Fortschritte" gemacht. 2023 habe es den ersten Monat gegeben, in dem schwarze Zahlen geschrieben worden seien. Das zweite Halbjahr 2024 soll das erste werden, in dem man profitabel arbeite. 2025 wolle man komplett profitabel sein. Als DAZN Group habe man derzeit laut Mascia 20 Millionen aktive Abonnenten. Zahlen nur für Deutschland sind weiter geheim.



Das Mascia das jetzt so formuliert, dürfte nicht von ungefähr kommen. Mit der nahenden Schiedsgerichts-Entscheidung – wie auch immer sie ausfällt – rückt der Re-Start der Bundesliga-Rechteausschreibung näher. Nach dem Abbruch gab es mehrere Berichte über die finanzielle Lage von DAZN. Bekannt wurde, dass DAZN einige Raten an die Bundesliga später als einst abgemacht bezahlt. Dabei war es DAZN wichtig zu betonen, dass der Verzögerung Absprachen und das Okay der DFL vorausgingen. Unter dem Strich könnte bei einigen Vereinen dennoch hängen geblieben sein, dass DAZN eben nicht wie einst mal vereinbart überwiesen habe. Die Botschaft nahender Profitablität könnte für DAZN also nicht unwichtig sein.