Daten der neuen ARD/ZDF-Medienstudie zufolge nutzen die Deutschen ab 14 Jahren im Schnitt 384 Minuten pro Tag Medien. Diese knapp sechseinhalb Stunden sind zwar ein enormer Wert, es sind aber 28 Minuten weniger als noch ein Jahr zuvor. Der größte Teil des Rückgangs entfällt dabei auf die Audio-Nutzung, die mit 155 Minuten pro Tag um 20 Minuten geringer ausfällt als im Vorjahr, die tägliche Video-Nutzung sank um 9 auf 194 Minuten, die Nutzung textlicher-Angebote ging von 60 auf 57 Minuten zurück.
Das erklärt sich vor allem aus dem Rückgang der Nutzung linearer Angebote sowohl im TV als auch im Radio, während die Nutzungsdauer non-linearer Angebote zugleich nicht mehr ansteigt, sondern nur noch auf dem bisherigen Niveau stagniert. Trotzdem: Weiter entfällt in der Gesamtbevölkerung der Löwenanteil der Video-Nutzung nach wie vor aufs lineare Fernsehen, insgesamt 58 Prozent, inklusive aufgenommener Sendungen sind es 60 Prozent. Weitere sechs Prozent werden über Mediatheken der Sender oder Fernsehsendungen auf YouTube eingesammelt. 17 Prozent der Video-Nutzung entfallen auf Streamingdienste, 16 Prozent auf Social Media, YouTube und Co.
Dieses Bild ändert sich aber drastisch, wenn man nur jüngere Altersgruppen betrachtet. In der Altersgruppe 14-29 etwa entfällt nur noch 16 Prozent der Video-Nutzungsdauer aufs lineare Fernsehen, weitere elf Prozent auf Mediatheken. Damit liegen die klassischen TV-Anbeiter hier nicht nur hinter den Streamingdiensten (30 Prozent), sondern vor allem auch weit hinter Social Video, YouTube und Co., die 44 Prozent der gesamten Video-Nutzungszeit ausmachen - im Vergleich zu 28 Prozent vor zwei Jahren. Der Wandel vollzieht sich hier also in rasantem Tempo. Auch in der Altersgruppe 30-49 liegt der Anteil des linearen TV an der gesamten Video-Nutzungsdauer nur noch bei 38 Prozent, weitere acht Prozent entfallen auf Mediatheken, 32 Prozent auf Streamingdienste, 21 Prozent auf Social Video/YouTube und Co. Bei den 50- bis 69-Jährigen liegt der Anteil des linearen TV hingegen bei 77 Prozent, bei Über-70-Jährigen bei weit über 90 Prozent.
ARD und ZDF erreichen mit ihren Mediatheken knapp mehr als die Hälfte der Bevölkerung zumindest ab und an (53 und 52 Prozent), Prime Video und Netflix liegen mit 49 und 48 Prozent knapp dahinter. Disney+ folgt mit 30 Prozent vor RTL+, Sky, Joyn und Magenta TV, die allesamt knapp unter der 20-Prozent-Marke liegen. Die Daten zeigen dabei allerdings auch, dass Netflix nicht nur deutlich intensiver genutzt wird als Prime Video, sondern auch als die Mediatheken von ARD und ZDF. 35 Prozent geen an, Netflix täglich oder wöchentlich zu nutzen, bei Prime Video sind es nur 25 Prozent, bei der ARD-Mediathek 23 Prozent, beim ZDF 21 Prozent.
Blickt man auf die Audio-Nutzung, dann ist hier die Dominanz des linearen Radios noch immer größer als beim Fernsehen. 71 Prozent der gesamten Nutzungsdauer entfallen hier aufs Radio, 15 Prozent auf Musik über Streaming-Dienste, vier Prozent auf Podcasts. Auch hier zeigt sich aber bei Jüngeren ein ganz anderes Bild: In der Altersgruppe 14-29 liegt der Radio-Anteil nur noch bei 32 Prozent, während 37 Prozent der Audio-Nutzung auf Musik-Streaming entfällt, zehn Prozent auf Podcasts und elf Prozent der Zeit wird Musik über YouTube gehört. Schon in der Altersgruppe 30-49 verdoppelt sich der Anteil des linearen Radios aber auf 65 Prozent, bei 50- bis 69-Jährigen liegt er bei 88 Prozent.
Auch im Audio-Bereich führt aber der Rückgang im Linearen nicht automatisch zu Wachstum bei anderen Angeboten: das lineare Radio verliert 4 Prozentpunkte auf 78 Prozent mindestens wöchentliche Nutzung, aber Radiosendungen und Podcasts sowie Musikstreamingdienste stagnieren auf den Werten des Vorjahres. Im Bereich Text sinkt die Reichweite gedruckter Zeitschriften und Zeitungen weiter, die Onlineangebote können davon nicht profitieren.
Wachstum zeigt sich teilweise bei Social-Media-Anbietern. Hier kann Instagram seine Reichweite um drei Prozentpunkte steigern und wird nun von 37 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal wöchentlich genutzt. Es liegt damit nun vor Facebook (konstant bei 33 Prozent). Auf dem dritten Rang folgt TikTok mit 18 Prozent Reichweite (plus 3 Prozentpunkte). 56 Prozent der Bevölkerung gibt unterdessen an, die erst im Herbst 2023 eingeführten WhatsApp-Kanäle zu kennen, 14 Prozent geben an, sie bereits genutzt zu haben.
Die ARD/ZDF-Medienstudie entstand aus der Zusammenführung der beiden bisherigen Langzeit-Studien zu Massenkommunikations-Trends und der Online-Nutzung, um zum Einen einen besseren gesamtheitlichen Blick auf die Medienlandschaft werfen zu können und zugleich Aufwand und Kosten zu reduzieren.