Gerade erst hat der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke seine Pläne für eine Streamingplattform skizziert, die ARD, ZDF und Deutschlandradio zusammen mit privaten Anbietern auf die Beine stellen könnten. Auf Unterstützung von RTL kann Gniffke dabei allerdings nicht hoffen - in einem Interview mit dem Deutschlandfunk hat Stephan Schmitter, CEO von RTL Deutschland, einer entsprechenden Einladung jetzt jedenfalls vorerst eine Absage erteilt.
"Im Moment haben wir eigene Pläne", sagte er, "und Sie sehen ja an Herrn Raab, wie konsequent wie die verfolgen, zumal ja jetzt erstmal zwei nicht ganz einfache Systeme, ARD und ZDF, schauen müssen, dass sie das gemeinsam hinstellen und auf die Reihe bringen. Und die haben ja einige Baustellen." Bis es soweit ist, werde es eine ganze Zeit dauern, prognostiziert Schmitter. "Die Zeit haben wir nicht in einem Markt, der sich mit hohem Tempo transformiert. Deswegen konzentrieren wir uns im Moment sehr auf uns selber und versuchen, mit vielen Partnerschaften unseren eigenen Weg zu gehen." Wenn die Kollegen so weit seien, dürften sie sich aber "gerne melden". Bis dahin könne man aber "nicht hier sitzen und Däumchen drehen."
Am Wochenende war bekannt geworden, dass Stefan Raab nach seinem Comeback bereits ab diesem Mittwoch mit einer neuen wöchentlichen Show beim Streamingdienst RTL+ an den Start gehen wird. Damit schielt man in Köln-Deutz erklärtermaßen auch auf ältere Zielgruppen. Diese seien durch das lineare Fernsehen geprägt, entdecken jetzt zunehmend das Streaming für sich, sagte Schmitter. "Und deswegen ist es für uns eine hoch spannende Kombination zu sagen, diese Gruppen jetzt mal ans Streaming heranzuführen, noch mehr als es bisher der Fall war. Da glauben wir, dass da ein echtes Potenzial liegt."
Kritik an hohen Ausgaben für Sportrechte
Im Interview mit dem Deutschlandfunk übte der RTL-Deutschland-CEO auch Kritik an den zahlreichen Sportübertragungen bei ARD und ZDF. Man merke bei Verhandlungen, dass "mit den Gebührengeldern zum Teil die Preise nach oben getrieben werden, weil man eben diese Rechte unbedingt sichern will", so Schmitter. "Und da glauben wir, dass zum einen der Markt in einer gewissen Form künstlich nach oben getrieben wird. Zum anderen sind wir der Meinung, dass es nicht unbedingt nur ARD und ZDF braucht, um die großen Sportevents zu übertragen. Ich glaube, das können auch die privaten Sender sehr, sehr gut, haben das auch alle schon bewiesen."
Es wäre daher aus seiner Sicht insgesamt gut, "wenn man sich da ein bisschen beschränkt, sich selbst ein bisschen einen Deckel setzt, sich auf die Sachen konzentriert, vielleicht auch auf den lokalen und regionalen Sport und nicht bei jedem großen Event auch wirklich dabei ist und mit den großen Summen dann auch hantiert". Schmitter sieht hier die Politik in die Pflicht und hält eine Obergrenze von fünf Prozent der Gesamtausgaben von ARD und ZDF für Sportrechte für geboten. Das sei noch immer eine "eine gute Möglichkeit, guten Sport anzubieten".