Sat.1 wird nicht wie geplant am kommenden Donnerstag die neue Show "Was ist in der Box?" mit Luke Mockridge starten, das hat der Sender nun gegenüber DWDL.de bestätigt. Hintergrund sind demnach die Äußerungen des Comedians über behinderte Menschen, für die er in den vergangenen Tagen schon viel Kritik einstecken musste.
Mockridge sprach bereits Mitte August in dem Podcast "Die Deutschen" mit den Moderatoren Nizar Akremi und Shayan Garcia über die Sportlerinnen und Sportler bei den Paralympischen Spielen. "Es gibt Menschen ohne Beine und ohne Arme, die wirft man ins Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen", sagte Mockridge etwa. Der Comedian und die beiden Hosts äfften auch Bewegungen von körperlich beeinträchtigten Sportlerinnen und Sportlern nach.
Einem großen Publikum wurden die Aussagen erst vor wenigen Tagen bekannt, nachdem unter anderem die frühere Bahnradsportlerin Kristina Vogel einen Ausschnitt des Podcasts in ihrer Instagram-Story veröffentlichte. Es hagelte Kritik von allen Seiten, sowohl aus Mockridges Community, als auch vom Präsidenten des Behinderten- und Rehasportverbands Berlin, der von einer "Entgleisung sondergleichen" sprach.
Nun zieht Sat.1 also die Reißleine bei der neuen Mockridge-Show, die von Constantin Entertainment produziert wurde und am kommenden Donnerstag im Anschluss an "99 - Wer schlägt sie alle?" starten sollte. "Die Aussagen zu behinderten Menschen und Para-Sportlern, über die sich viele Menschen zu recht empören, passen nicht zu unseren Werten. Luke Mockridge hat schnell erkannt, was er mit diesen Sätzen alles falsch gemacht hat. Er hat sich deshalb öffentlich glaubhaft für seine unangebrachten Worte entschuldigt - und die Einladung des Deutschen Behindertensportverbandes angenommen", erklärt Sat.1-Sprecher Christoph Körfer gegenüber DWDL.de. Dennoch habe man sich dazu entschieden, die Show "Was ist in der Box?" am 12. September nicht zu starten.
Tatsächlich hatte sich Mockridge am Samstag für seine Aussagen entschuldigt. Es sei nie seine Absicht gewesen, Menschen mit Behinderungen ins Lächerliche zu ziehen, schrieb der Comedian auf Instagram. "Die Jokes habe ich gemeinsam mit einem paralympischen Sportler und Comedian erarbeitet, um darauf aufmerksam zu machen, dass Mitleid oft die schlimmste Form der Ausgrenzung ist. Der Zuspruch – gerade von Menschen mit Behinderungen – war enorm und durchweg positiv." Mockridge räumt dennoch ein: "Gags, die man erklären muss, sind handwerklich nicht gut."
Dass er Menschen verletzt habe, tue ihm leid, so der Comedian weiter. "Es fuckt mich auch ab, dass Medien zum Ende dieser Paralympischen Spiele mehr über mich sprechen und nicht über das Turnier. Die Einladung des Deutschen Behindertensportverbands nehme ich sehr gerne an und freue mich auf den Perspektivwechsel und darauf, aktiv zu lernen. Comedy und Sport sollen Spaß machen – immer! Heute hat das nicht geklappt, und das geht auf meinen Deckel!" Der Deutsche Behindertensportverband hatte dazu aufgerufen, sich Para-Sport live anzusehen, um zu erleben, "zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind – und um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind".
Wie Mockridge die Sache aufarbeitet, will man nun auch erstmal bei Sat.1 beobachten. "Wir wünschen uns, dass Luke Mockridge einen Weg findet, seiner Entschuldigung Taten folgen zu lassen und das Thema im Sinne aller Menschen mit Behinderung und im Sinne aller Para-Sportlerinnen und Sportler, die uns aus Paris mit ihren Leistungen beeindruckt und verzaubert haben, weiter aufzuarbeiten", sagt Sendersprecher Körfer.
"Was ist in der Box?" sollte eigentlich das Moderations-Comeback von Luke Mockridge im deutschen Fernsehen werden. Bei Sat.1 präsentierte der Comedian einst eine Reihe von (eigenen) Shows, nach den öffentlich gewordenen Vorwürfen seiner ehemaligen Freundin Ines Anioli gegen ihn zog sich Mockridge jedoch zeitweise aus der Öffentlichkeit zurück - und sagte in diesem Zuge auch alle TV-Shows ab. Nun ist es Sat.1, das noch vor der Ausstrahlung der ersten Ausgabe der neuen Mockridge-Show den Stecker zieht.