Der Wegfall des Nebenkostenprivilegs zum 1. Juli war besonders in der ersten Jahreshälfte ein großes Thema für viele Marktteilnehmer. Große Kabel-Anbieter wie Vodafone fürchteten einen massiven Einbruch der Kundenzahlen, IPTV-Angebote wie Zattoo und Waipu.TV witterten im Gegenzug ihre Chance auf ein gutes Geschäft, ebenso die Telekom oder auch Sky und ProSiebenSat.1. Zehn Wochen nach dem Stichtag liefert eine von Zattoo bei YouGov in Auftrag gegebene Umfrage nun repräsentative Zahlen - und einen interessanten Einblick in den Status Quo der betroffenen Mieterinnen und Mieter. 

Aus den Ergebnissen der Umfrage geht hervor, dass rund ein Drittel (31 Prozent) von insgesamt 9 Millionen Haushalten, bei denen die Kabel-TV-Gebühren Anfang 2024 über die Mietnebenkosten abgerechnet wurden, bei ihrem bisherigen Anbieter geblieben ist - ausgestattet mit einem eigenständigen Vertrag. Das war das Wunschszenario für die Kabelanbieter. 

17 Prozent der Befragten gaben außerdem an, die TV-Empfangsart gewechselt zu haben, sie sind dem Kabelfernsehen also verloren gegangen. Viel schlimmer insbesondere für TV-Sender sind freilich die 16 Prozent, die angegeben haben, überhaupt kein Live-TV mehr zu sehen. Und dann ist da noch eine ziemlich große Gruppe (30 Prozent), die angibt, bislang in der Sache noch gar nicht aktiv geworden zu sein. 

Das bedeutet aber nicht, dass alle Haushalte, die hinter diesen 30 Prozent stehen, schwarz sehen. Denn bei etwas mehr als einem Viertel davon hat sich der Vermieter um den möglichen Wechsel bzw. die Abrechnung gekümmert, 19 Prozent gaben außerdem an, bereits vorher einen anderen TV-Empfang genutzt zu haben. Und dann wird es interessant: 32 Prozent der 30 Prozent, die noch nicht aktiv geworden sind, gaben an, das TV-Signal einfach weiter zu beziehen - ohne gültigen Vertrag. Das dürften dementsprechend also rund eine Million Haushalte sein. Hinzu kommen noch die 12 Prozent, die völlig unwissend in der Materie sind - und wohl auch ohne gültigen Vertrag schauen. 

Dass überhaupt so viele Menschen quasi illegal weiter Fernsehen schauen können, liegt an der Tatsache, dass es kein zentrales Abschaltdatum für diejenigen gibt, die sich nicht um eine Alternative bemüht haben. Um Haushalte oder ganze Häuser vom Kabelanschluss abzuklemmen, muss ein Techniker ausrücken und das vor Ort erledigen - das wäre ohnehin nur nach und nach möglich. Vodafone hat in der Vergangenheit auch bereits gedroht, Kabelanschlüsse zu sperren, sollten die Haushalte keine gültigen Verträge haben. Ob das bislang schon in signifikanter Anzahl passiert ist, lässt sich schwer sagen. 

Die Zahlen der YouGov-Umfrage belegen jedoch eindrucksvoll, dass ein großer Teil der Betroffenen mittlerweile einfach das TV-Signal bezieht, ohne einen gültigen Vertrag zu haben. Das kann den Kabelunternehmen nicht gefallen - und sie werden sich Lösungen dafür einfallen lassen müssen. 

"Dass fast eine Million Miethaushalte durch die zusätzliche Übergangsfrist ohne gültige Verträge weiter fernsehen können, läuft unserer Ansicht nach der Intention des Gesetzgebers zuwider. Denn mit der neuen Regelung sollte der Wettbewerb im TV-Markt gestärkt werden. Dass Mietende sich angesichts dieser TV-kostenfreien Zeit nicht für einen eigenen Vertrag entscheiden, ist nicht überraschend. Um jedoch Rechtssicherheit zu bekommen, ist eine Entscheidung eher früher als später notwendig, so rät auch die Verbraucherzentrale", sagt Constanze Gilles, Leiterin des Konsumentengeschäfts von Zattoo - die natürlich ein ureigenes Interesse daran hat, dass die Betroffenen ihren Anbieter wechseln.

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