Was genau Stefan Raab und RTL in Zukunft planen, lässt sich bislang in großen Teilen nur spekulieren. Die Neuauflage des Boxkampfes zwischen Raab und Halmich wird offenbar der Startschuss für eine sehr umfangreiche Zusammenarbeit sein, in der RTL mindestens 90 Millionen Euro Produktionsvolumen über die nächsten Jahre zugesagt hat - was bedeutet, dass da definitiv viel mehr als die schon angekündigte Show "Eltons 12" herauskommen muss.
Mit besonderem Interesse dürfte man das bei ProSieben beobachten - schließlich prägte Raab über Jahre das Programm des Senders wie kein anderer, auch beim Comeback von "TV Total" arbeitete man zunächst noch zusammen, ehe sich die Wege getrennt haben. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" äußerte sich ProSieben-Chef Hannes Hiller nun zu Stefan Raab und seinen Plänen - mit einer leicht vergifteten Würdigung.
Hiller: "Raab ist herausragende ProSieben-Geschichte. Ein Denkmal. Aber unsere Zukunft sieht anders aus. ProSieben steht für innovatives, modernes Fernsehen", sagt Hiller - was man so lesen kann, dass Raab als Mann der Vergangenheit dafür aus seiner Sicht eher nicht steht. "Die größten Unterhaltungsmarken der vergangenen Jahre - ich nenne als Beispiel 'The Masked Singer' und 'Wer stiehlt mir die Show?' haben wir an den Start gebracht. Und diesen Weg wollen wir weiter gehen." In dem Zusammenhang verteilt Hiller auch noch weiteres Lob: "Was Joko und Klaas und ihre Produktionsfirma Florida immer wieder an Impulsen und verrückten Ideen liefern, ist für mich einmalig."
Dass sich die Video-Nutzung zunehmend vom Fernseher auf Smartphones verlagert, sieht Hiller offiziell ebenfalls entspannt. "Auf den Smartphones ist sicherlich auch die Joyn-App installiert. Heute kann unsere Inhalte jeder jederzeit auf dem großen Fernseher gucken oder aber auf dem Mobilgerät. Das ist doch großartig!" Bei Shows wie "Germany's Next Topmodel" oder "Wer stiehlt mir die Show?" entfalle inzwischen ein "signifikanter Anteil der Reichweite" auf Joyn. Daher überlege man längst bei jeder Programmentscheidung, wie ein neues Format auf Joyn einzahle. "Dabei geht es viel weniger um Besetzungen oder Konzepte, wie man vielleicht denken würde. Sondern zum Beispiel viel mehr um serielle Erzählweise oder Folgen, die inhaltlich aufeinander aufbauen, um die Kundinnen und Kunden in der App zu halten." Eventshows werde es zwar auch weiter geben, aber "sehr ausgewählt".
In die Fundamental-Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen will Hiller übrigens nicht einstimmen. "Wenn wir auf die Welt blicken, können wir alle sehr glücklich und dankbar sein, dass in unserem Land Meinungs- und Pressefreiheit herrschen und unabhängige Berichterstattung möglich ist. Dieses System ist ein hohes Gut, das wir beschützen müssen. Und darin spielt der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine wichtige Rolle. Die Erzählung von gesteuerten Medien und FAke News betrifft nicht nur einzelne Akteure, sondern die Medienwelt als Ganzes." Alle seien daher in der Pflicht, journalistische Standards einzuhalten, "um Populisten keine Argumente zu liefern".